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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Geometrie-Dreieck gesagt?«
    Er schien äußerste Mühe zu haben, an sich zu halten. Ein weiteres »Entschuldigen Sie bitte!«, und er sprang zurück ins Klassenzimmer.
    Und wieder brüllte er: »Ruhe! Still gesessen! Was habe ich gerade gesagt? Nun? Ich höre! Du wirst noch bereuen, das gesagt zu haben, Chervish!«
    Als er wieder zum Vorschein kam, schien er ziemlich zufrieden mit sich zu sein, obwohl der Lärm inzwischen zu Orkanstärke angeschwollen war.
    »Und einen Ranzen«, fuhr er fort. »Einen Schulranzen aus Leder.«
    »Danke Mr. Gibber.« Dr. Blessamy wandte sich Col und seiner Großmutter zu. »Ich bin sicher, wir werden alle sehr stolz sein, dass dieser junge Mann … äußerst … wir alle –«
    Er wurde vom Läuten der Schulglocke unterbrochen. Mit wedelnder Robe schoss Mr. Gibber zurück ins Klassenzimmer, ohne sich auch nur die Zeit für ein »Entschuldigen Sie mich bitte« zu nehmen.
    »Klappt die Pulte zu!«, hörten sie ihn schreien. »Packt die Bücher weg! Nein, die Pulte auf, Bücher weggepackt, und dann klappt ihr sie zu! Dein Pult auch, Trant! Wenn ich jetzt sage –«
    Dr. Blessamy, Ebnolia und Col wichen zur Seite, als eine Horde Jungen an ihnen vorbei aus der Tür strömte. Ihr Fußstampfen stand dem einer Rinderherde in nichts nach. Alle trugen roteingefasste grüne Schulblazer, die mit dem Abzeichen Dr. Blessamys Akademie versehen waren. Die Jungen nahmen die Besucher kaum wahr, als sie zur nächsten Rampe stürzten.
    Die Galerien füllten sich mit weiteren Schülern: Jungen im Parterre und ersten Stock, Mädchen im zweiten und dritten Stock. Die ganze Horde stürzte auf den Schulhof.
    »Ach, Jungs, Jungs«, murmelte Dr. Blessamy. »Und Mädchen. So jung und jungenhaft. Oder mädchenhaft –«

11
    Col wollte Riff auf schnellstem Wege loswerden. Allerdings war es dazu nötig, dass sie ihm den angedrohten Besuch auch abstattete. Zwei ganze Tage ließ sie auf sich warten. Dann tauchte sie plötzlich mitten in der Nacht auf.
    Boff! Er erwachte vom Geräusch des auf den Boden knallenden Buches, das er auf die Türklinke gelegt hatte. Riff stand in der Tür und fluchte leise.
    Col zog rasch sein Nachthemd zurecht und setzte sich auf. »Komm rein.«
    Sie trat ins Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Ihre riesigen Augen musterten Col.
    »Also.« Col fühlte sich ganz als Herr der Lage. »Du hast immer noch keinen Weg zurück nach Unten gefunden.«
    »Nein.«
    »Aber ich.«
    »Du?«
    »Den einzig möglichen.«
    »Und welcher wäre das?«
    »Über eine Versorgungsschütte.«
    »Wo?«
    »Das wirst du schon noch sehen. Soll ich dich da jetzt hinbringen oder nicht?«
    »Was denkste?«
    »Dann dreh dich um. Ich muss mich umziehen.«
    »Was wird’s da schon zu sehen geben?«, spottete sie. Dennoch drehte sie sich um. Er stand auf der anderen Seite des Bettes und zog sich Hose, Jacke, Strümpfe und Schuhe an. Da er sein Flanellnachthemd vor ihr nicht ausziehen wollte, hatte er es sich wie ein Hemd in die Hose gestopft, doch nun wölbten sich unter seiner Hose diverse Beulen, die ihm einiges Unbehagen bereiteten.
    Während der ganzen Zeit sagte sie nichts. Als er sich schließlich umdrehte, sah er, dass sie ein Buch aus dem Bücherregal genommen hatte und darin blätterte.
    »Stell das sofort zurück!«
    Sie sah auf, mit einem eigenartigen Gesichtsausdruck: halb aggressiv, halb bittend. »Ich wollte dich fragen, ob du es mir leihst.«
    »Leihen? Und wie willst du es zurückgeben, wenn du wieder Unten ist?«
    »Dann schenk es mir halt, Mann. Ein Abschiedsgeschenk.«
    »Nein.«
    Sie guckte ihn finster an. Dann klappte sie das Buch langsam zu und stellte es zurück ins Regal. Es war das Buch über Berge und Vulkane, in dem sie schon das letzte Mal geblättert hatte.
    Col nickte ihr zu. »Jetzt bringe ich dich zur Versorgungsschütte. Du musst mir folgen, ohne dich dabei blicken zu lassen. Denkst du, dass du das kannst?«
    Sie schnaubte verächtlich. »Was glaubste wohl, ey, was ich die letzten Tage gemacht habe?«
    »Sei einfach nur vorsichtig.«
    »Sei du vorsichtig. Ich liebe das Risiko. Das bringt mehr Spaß.«
    »Wenn sie dich schnappen sollten, dann kenne ich dich nicht«, knurrte er.
    »Hast du Angst, Col-bert?« Sie schnipste mit den Fingern. »Bist ein Schisser, was?«
    Ohne weiter auf ihre Sticheleien einzugehen, öffnete er die Tür und trat hinaus in den Gang. Er drehte sich nicht nach ihr um, sondern schlug einfach denselben Weg ein, den er zuvor mit Fähnrich Drummel gegangen war.
    Er

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