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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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»Wollen Sie mich nicht hereinbitten?«
    Man hörte Schleif- und Kratzgeräusche, als würden Möbel verrückt. Dann ging die Tür auf.
    »Liebe Lady Ebnolia. Willkommen in meiner bescheidenen … äh, bescheidenen … nun ja. Mein Zimmer und mein Arbeitszimmer.«
    Dr. Blessamy konnte sein Alter nicht verleugnen: Sein Kopf war kahl, aber üppige Härchen sprossen ihm aus Ohren und Nase und in seinen Brauen und um die Ohren herum fanden sich krustige Schuppen.
    Ebnolia rauschte ins Zimmer und ließ sich lässig auf einer Sessellehne nieder, während Col stehen blieb. Dr. Blessamy setzte sich hinter seinen Schreibtisch, kramte einen Doktorhut hervor, setzte ihn auf und blickte sie erwartungsvoll an.
    »Schreibkram«, sagte er. »Nichts als Schreibkram!« Mit ausladender Geste wies er auf einen Wust von Papieren auf seinem Schreibtisch.
    »Dies ist mein Enkel Colbert«, sagte Ebnolia. »Er soll ab Montag hier zur Schule gehen.«
    »Ah, Montag, Montag. Und heute ist Donnerstag.« Dr. Blessamy wandte sich Col zu. »Nun, werden Sie hart für mich arbeiten, junger Mann? Wollen Sie einen glücklichen alten Schuldirektor aus mir machen?«
    »Er wird ihrer Schule alle Ehre machen«, antwortete Ebnolia für Col.
    »In welche Klasse werden sie ihn stecken?«
    »Nun, er ist … wie alt ist er denn. Siebzehn? Sechzehn? Äh … Neunzehn? Zwölf?«
    »Sein Alter spielt keine Rolle. Er ist ein Porpentine. In welcher Klasse sind denn die beiden Squellinghams?«
    »Das müsste die 4a sein.«
    »Gut. Dann kommt er auch dorthin.«
    Dr. Blessamy machte eine etwas besorgte Miene. »Das ist, äh, Mr. Gibbers Klasse.«
    »Und was ist mit Mr. Gibber nicht in Ordnung?«
    »Oh, nichts. Gar nichts.« Dr. Blessamy seufzte, wodurch seine Nasenhaare in Schwingung versetzt wurden. »Alle Lehrer dieser Akademie erfüllen die allerhöchsten Anforderungen in puncto … äh … Anforderungen. Und Mr. Bartrim Gibber ist … nun, einer von ihnen.«
    »Gut, dann wäre das ja geklärt. Und nun erzählen Sie mir, welche Fächer bei Ihnen auf dem Stundenplan stehen.«
    Col hörte kaum zu, als sie über Geographie, Geometrie, Chemie, Algebra, Englisch und dergleichen mehr zu reden begannen.
    Er würde jede Menge Zeit haben, sich auf seine Fächer zu konzentrieren, wenn er Riff erst einmal los war. Er hing seinen eigenen Gedanken nach und wartete darauf, dass das Gespräch zum Ende kam.
    Schließlich kam das Gespräch darauf, welches Arbeitsmaterial Col für den Unterricht benötigen würde. Dr. Blessamy erhob sich mühsam. »Ich weiß etwas Besseres, Eure Ladyschaft. Ich werde Sie zu Mr. Gibber bringen und der kann es ihnen dann selbst … erklären.«
    Er führte sie hinaus in den Hof und die nächste Rampe hoch zur Galerie des ersten Stocks. Vor einer Tür blieb er stehen und öffnete sie gerade weit genug, um hineinrufen zu können.
    »Äh, Mr. Gibber, wenn Sie so freundlich wären.«
    Durch die Öffnung erhaschte Col einen Blick in ein staubiges, kümmerlich beleuchtetes Klassenzimmer. Dann sprang Mr. Bartrim Gibber hervor und knallte die Tür hinter sich zu.
    Er hatte rote wulstige Lippen, und die rötlichen zurückgekämmten Haare ließen seinen Kopf kugelrund erscheinen. Auf seinen kurzen O-Beinen wippte er vor ihnen auf und ab und schnitt dabei so mancherlei Grimassen. Irgendwie erinnerte er Col an die Illustrationen zu Affen in seinem Tierführer für aufgeweckte Knaben .
    »Mr. Gibber, Sie werden die Ehre haben, einen neuen Schüler in Ihre Klasse aufzunehmen«, sagte Dr. Blessamy. »Keinen Geringeren als Lady Ebnolia Porpentines Enkel.«
    »Keinen Geringeren.« Mr. Gibber vollführte eine kleine Verbeugung. »Ich fühle mich in der Tat geehrt. Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen.«
    Er huschte zurück in sein Klassenzimmer und schnauzte seine Schüler an: »Ruhe! Es wird nicht geredet! Ich sagte Kein Reden! «
    Als er wieder vor ihnen stand, toste es drinnen lauter als zuvor.
    »Lady Ebnolia wüsste gern, welches Unterrichtsmaterial benötigt wird«, sagte Dr. Blessamy.
    Die unterschiedlichsten Grimassen gaben sich auf Mr. Gibbers Gesicht ein Stelldichein. Es war unmöglich auszumachen, was sie ausdrückten: Triumph oder Servilität, Dankbarkeit oder Eitelkeit. Seine Augen sprangen zwischen Ebnolia und Col hin und her.
    »Ein Lineal, gewiss doch. Ein Geometrie-Dreieck. Zwei Füllfederhalter, zwei Bleistifte. Ein Radiergummi. Auf jeden Fall ein Radiergummi. Und drei Übungshefte. Ein Wörterbuch des Empire. Hatte ich schon ein

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