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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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der nach ihnen auch nicht.
    Er meldete sich, um eine Frage zu stellen. »Und die anderen Arten, Sir?«
    »Was ist mit denen?«
    »Haben die sich nicht auch vermehrt?«
    »Nein, nein, nein! Nicht auf die schmutzige Art und Weise!« Mr. Gibber hatte Mühe, sich zu beherrschen. »Nicht im Dunkeln! Nicht auf diese dreckige, lüsterne, unanständige Weise! Iih!«
    »Iiih!«, machte die Klasse. »Würg!«
    Eine Erinnerung schwappte über Col, so lebendig, dass er sie schmecken und fühlen konnte. Der Kuss der Dreckigen! Weiche, warme Lippen, die sich auf die seinen drückten!
    Ekelhaft!
    Ein Gefühl der Wärme überflutete seine Wangen. Er senkte den Kopf und hoffte, dass es niemand bemerken würde. Seinen Mund verzog er zu einer Grimasse, die nicht das Geringste mit einem Kuss zu tun hatte.
    Der Unterricht ging weiter. Eine ganze Weile nahm er Mr. Gibbers Stimme nur als Hintergrundgeräusch wahr. Auf die Erinnerung an den Kuss folgte die an ihre Abschiedsworte: Du bist schon in Ordnung, Col-bert Porping-tine! Er wusste noch genau, wie ihr Gesicht ausgesehen hatte, als sie es sagte.
    Er konnte nicht aufhören, daran zu denken. Warum musste das ausgerechnet ihm passieren? Sie war aus seinem Leben verschwunden, und er war ganz sicher gewesen, dass er sie vergessen hatte. Weg, weg, weg damit!
    Nach einer Weile verlor Mr. Gibber das Interesse an Geschichte. Er gab der Klasse auf, Bilder von Noahs Arche zu zeichnen, unter Auslassung des Bodenteils, wo die Dreckigen hausten. Die Klasse kicherte und machte sich an die Arbeit.
    Mr. Gibber gähnte und setzte sich hinter seinen Tisch. Ab und zu griff er in den Papierkorb und schien etwas darin zu betätscheln.
    »Das ist Murgatrudd.« Hythe hatte sich vorgelehnt, um es Col zuzuflüstern. »Das Schoßtier vom Gibber.«
    Murgatrudd gab ein tiefes Rraurr von sich, irgendwo zwischen dem Schnurren einer Katze und dem Knurren eines Hundes.
    Der Nachmittag zog sich endlos hin. Fefferley und Haugh nahmen Kissen aus ihren Pulten, betteten ihre Köpfe darauf und schliefen bald tief und fest. Einige Schüler amüsierten sich damit, kleine tintentriefende Bällchen aus Löschpapier durch die Gegend zu schnipsen. Einige versuchten, diese Angriffe abzuwehren, indem sie Schutzwälle aus Büchern auf ihren Pulten errichteten.
    Und doch, so sehr Col es auch versuchte, es gelang ihm nicht, die Erinnerung an Riff völlig aus seinem Gedächtnis zu tilgen.

18
    Nach der Schule ging Col nach Hause, zum Nachmittagstee im Somerset-Salon. Der Somerset-Salon war Großmutter Ebnolias privater Salon, mit Satinsesseln und kleinen Tischchen, auf denen Spitzendeckchen lagen. Ebnolia und Quinnea stürzten sich sofort auf ihn.
    »Wie war dein erster Tag?«, fragte Ebnolia.
    »Hast du Kopfschmerzen bekommen?«, fügte Quinnea hinzu.
    Col wusste nicht, was er sagen sollte. Tatsache war, dass die Schule seine Erwartungen nicht erfüllt hatte: Mr. Gibbers Unterricht war eine totale Enttäuschung.
    Aber vielleicht war es keine so gute Idee, das zu sagen, solange Sir Mormus ebenfalls im Raum war, zusammen mit Orris, Gillabeth und dem kleinen Antrobus.
    »Jetzt nimm deine Lieblings-Großmutter in den Arm«, sagte Ebnolia.
    Seine Großmutter zu umarmen, hieß, mehr Kontakt mit ihrem Duft als mit ihrer Person zu haben. Die überwältigende Süße von Erdbeeren machte Col ganz schwindlig.
    »Und jetzt erzähl uns, was du gelernt hast.«
    »Hm. Komische Sachen über spitze Winkel und stumpfe Winkel. Elemente und Verbindungen. Die Arche Noah. Stimmt es, dass das der erste Juggernaut war?«
    »Oh, das kann ich dir nicht sagen, mein Lieber.« Ebnolias Lächeln brachte ihre winzigen perlweißen Zähne zur Geltung. »Die weiblichen Mitglieder unserer Familie haben sich nie groß mit Bildung abgegeben.«
    »Die weiblichen Mitglieder anderer Familien schon«, sagte Gillabeth.
    »Ja, meine Liebe, aber das sind eben keine Porpentines.«
    Gillabeth senkte resigniert den Kopf. Sie wandte sich wieder Antrobus zu und widmete ihre ganze Aufmerksamkeit seinem Kragen und seinen Manschetten, die offenbar zurechtgerückt werden mussten. Antrobus ließ ihre ruppige Fürsorge in demselben stummen Staunen über sich ergehen wie alles andere, was mit ihm geschah.
    »Wenn dein Lehrer das sagt, dann wird es auch stimmen«, sagte Quinnea.
    In seinem Sessel neben dem Kuchenwagen räusperte sich Sir Mormus mit einer Vehemenz, als ginge es darum, ein verstopftes Rohr freizusprengen. Humpft! Ebnolia zuckte zusammen und sah hinüber zu ihm. »Ich glaube,

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