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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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von Studentenulk und handgreiflichem Unfug fern hielt. Stattdessen brillierte er in lateinisch vorgetragenen Reden – die übrigens recht rebellisch gehalten waren – und in lateinischen und italienischen Gedichten, die ihn als klassisch gebildeten Humanisten auswiesen. Menschlich wurden die Cambridger Jahre für ihn vor allem wegen seiner Freundschaft zum gleichaltrigen Schulkameraden Charles Diodati bedeutsam. Dieser war der Sohn italienischer Protestanten. Den zu seiner Zeit bekannten Onkel von Charles, Giovanni Diodati, einen Professor der Theologie, sollte Milton später in Genf aufsuchen. Außerhalb des Studiums beschäftigte er sich in diesen Jahren verstärkt mit ersten eigenen dichterischen Versuchen, wobei Edmund Spenser als Miltons großes Vorbild fungierte. Als sein erstes in englischer Sprache gestaltetes und gedrucktes Gedicht gelten die um 1630 entstandenen und zwei Jahre später publizierten Widmungsverse »On Shakespeare«.
    IM SEHNSUCHTSLAND ITALIEN
    Der Wohlstand des Elternhauses ermöglichte Milton in den folgenden Jahren das geruhsame, sorglose Leben eines Privatgelehrten. Zu diesem Zweck zog er sich 1632 in das Landhaus seines Vaters in Horton, Buckinghamshire, zurück, wo er die alten griechischen und lateinischen Autoren las und studierte. Die Liebe zur Musik und zur Mathematik – jener ausgesprochenen Modewissenschaft des 17. Jahrhunderts – verschaffte ihm Entspannung und verleitete ihn zu gelegentlichen Besuchen in London. Ansonsten waren es Jahre der ländlichen Zurückgezogenheit, die bis 1638 andauerten. Und es war eine Zeit, in der Miltons dichterisches Schaffen bereits zu zahlreichen überzeugenden, vielfach noch von der Tradition der italienischen Renaissance geprägten Resultaten führte.
    So schuf er 1632 die beiden zusammengehörigen Gedichte »L’Allegro« und »Il Penseroso«, in denen er die Auswirkungen des Landlebens auf zwei gegensätzliche, von Fröhlichkeit und Melancholie geleitete Temperamente schilderte. Anschließend schrieb er »Arcades« für die verwitwete Gräfin von Derby, worin er sich mit der antiken Schäferthematik Arkadiens, eines irdischen Paradieses und idyllischen Traumlandes, auseinander setzte. 1634 verfasste er für den Grafen von Bridgewater, den Schwiegersohn der Gräfin von Derby, das Maskenspiel »Comus«, sein erstes Blankversgedicht. Milton stand somit in der Tradition von Shakespeare und seinen Zeitgenossen, die den englischen Blankvers, einen Vers ohne Reim oder fester Zäsur, zur künstlerischen Vollendung gebracht hatten. Der unmittelbare Lebensbezug von Miltons Werken blieb stets erhalten. So verarbeitete er den Tod seines in der Irischen See ertrunkenen Mitstudenten Edward King 1637 in der pastoralen Elegie »Lycidas« unter dem Motto »vita brevis, ars longa« – »das Leben ist kurz, die Kunst währt lange«.
    EDMUND SPENSER
    (* 1552, † 1599)
    Der um 1552 in London geborene Dichter Edmund Spenser gilt neben Shakespeare als der bedeutendste Sprachgestalter der englischen Renaissance. In seinem Werk greift er im Versmaß und im Vokabular auf epische Traditionen der Antike und der italienischen Renaissance zurück.
    Sein Eklogenzyklus »The shepheardes calender« (1579), der zwölf Schäfergedichte umfasst, verhalf mit seiner poetischen Sprache der Pastoraldichtung in England zum Durchbruch. In seinem unvollendet gebliebenen Hauptwerk, dem allegorische Epos »Fünf Gesänge der Feenkönigin« (»The faerie queene«), werden die jeweiligen Ritterhelden zu Sinnbildern ritterlicher Tugenden wie Frömmigkeit, Mäßigkeit, Keuschheit, Freundschaft, Gerechtigkeit und Höflichkeit stilisiert. Das einflussreiche Werk, mit dem der am 16. Januar 1599 verstorbene Spenser ein englisches Nationalepos schaffen wollte, war bis in die Romantik hinein wegweisend.
    Ein Jahr später dann suchte Milton jenes Land auf, in dem das von ihm besungene Arkadien überlebt zu haben schien: Er trat eine 15-monatige Reise an, die ihn über Frankreich ins ersehnte Italien führte. Seinen Äußerungen ist ein intellektueller und emotionaler Enthusiasmus zu entnehmen, der erst 150 Jahre später bei dem Deutschen Johann Wolfgang von Goethe wieder in vergleichbarem Ausmaß zu vernehmen war.
    Jene Monate wurden für Milton die glücklichste Zeit seines Lebens, nicht zuletzt deshalb, weil man sein junges Genie südlich der Alpen allenthalben schätzte und rühmte. In Florenz, wo er heimlich den erblindeten und von der Inquisition überwachten Galileo Galilei besuchte,

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