Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik
Leidenschaften« zum Ziel der reinen, vollkommenen Liebe – und zum Sakrament der Ehe – führt. Diese Pilgerfahrt ist dargestellt als Weg aus dem barbarisch-heidnischen Norden in den christlich-katholischen Süden bis hin nach Rom, wo den beiden Protagonisten die Offenbarung aller – religiös-katholischen – Wahrheit zuteil wird.
Für die zeitgenössischen Leser war die Handlung des Romans hervorragend geschriebene, spannende Unterhaltung aus einer vom Katholizismus geprägten Weltsicht, doch weist dieses Spätwerk nicht etwa voraus auf den modernen Roman, sondern zurück auf die Heiligenbiografien.
CHRISTOPHER MARLOWE
SPION, FREIGEIST UND PIONIER DES ENGLISCHEN RENAISSANCEDRAMAS
Im Zeitalter Elisabeths I. erreichte das gerade erst aus mittelalterlichen Anfängen entstandene englische Drama bereits eine einzigartige Blüte. Christopher Marlowe war neben dem ihn überstrahlenden Shakespeare und dem ebenfalls bis in unsere Zeit lebendig gebliebenen Ben Jonson einer der hellsten Glanzsterne am Himmel der Theaterdichtung. Er führte eine Reihe von Neuerungen ein, die die Entwicklung des Dramas entscheidend prägten.
6. 2. 1564
Geburt in Canterbury
1587
Magister in Cambridge und Entstehung des »Doktor Faustus«
1589
für kurze Zeit inhaftiert
1590
Uraufführung des Stückes »Der Jude von Malta«
30. 5. 1593
Tod in Deptford (heute zu London)
Christopher Marlowe kam im Februar 1564 in Canterbury zur Welt. Als Geburtstag wird vielfach der 6. Tag des Monats angegeben, wofür es aber keinen sicheren Beleg gibt. Marlowes Vater war Schuhmacher, seine Mutter war die Tochter eines Geistlichen. 1579 wurde Marlowe Schüler der einst von der Geistlichkeit der Kathedrale von Canterbury geführten und nach der Reformation Heinrichs VIII. staatlich geleiteten King’s School. Sie war für die Kinder von Armen gestiftet, doch pflegte man die Aufnahme großzügig zu handhaben: Marlowes Vater war wohl nicht arm, aber auch nicht wohlhabend genug, um seinen Sohn auf eine private Schule schicken zu können. Den Schwerpunkt des Unterrichts bildete Latein. Dadurch erhielt Marlowe bleibende Eindrücke von der Literatur der klassischen Antike. Er besuchte die Schule zwei Jahre lang und bekam dann eines der vom Erzbischof von Canterbury gewährten Stipendien für das Corpus Christi College der Universität Cambridge.
Marlowe war sechs Jahre am College, was nur Studenten zugebilligt wurde, die den Eintritt in den Priesterstand anstrebten. Im Vordergrund des ersten Studienabschnitts stand die herkömmliche Auseinandersetzung mit der Dialektik und der Logik des Aristoteles. Erster Studienabschluss war der Bachelor, für den der Prüfling eine Disputation in Latein und ein mündliches Examen bestehen musste. Marlowe erwarb diesen Grad 1584. Für den zweiten Abschluss, den Master of Arts, wurden auch Kenntnisse in Griechisch, Geometrie und Astronomie verlangt. Marlowes Werke lassen eine entsprechend breit gefächerte Allgemeinbildung erkennen. Cambridge besaß reich ausgestattete Bibliotheken, in denen viele der Bücher zu finden waren, die ihm später als Quellen dienten. Auch die Aufführung lateinischer Stücke war an der Universität üblich. Im letzten Jahr seines Studiums fiel Marlowe durch eine längere, geheimnisvolle Abwesenheit auf, woraufhin ihm die Universität den Magistergrad verweigern wollte. Erst auf direktes Eingreifen des Geheimen Rats (Privy Council) hin, des damals wichtigsten Regierungsgremiums, wurde ihm der Titel zuerkannt. Vermutungen zufolge hatte Marlowe in Cambridge Sir Thomas Walsingham kennen gelernt, einen entfernten Cousin von Sir Francis Walsingham, dem Staatssekretär und Leiter der Geheimpolizei, die über die Sicherheit der Königin wachte, und war als politischer Geheimagent für die Krone tätig geworden. Ein Hinweis deutet auf eine mögliche Spionagereise Marlowes nach Reims. Dort gab es ein College, das ein Zentrum englischer Exilkatholiken und der Verschwörungen zum Sturz Elisabeths I. zugunsten Maria Stuarts war.
MARLOWES ERFOLGREICHER WEG ALS DRAMATIKER
Im April 1588 verließ Marlowe Cambridge und ging nach London. Wohl noch in Cambridge waren seine Übersetzungen lateinischer Werke entstanden, ebenso wie das einen klassischen Stoff aufgreifende Drama »Dido, Königin von Karthago« (»Dido, Queen of Carthage«) und möglicherweise auch der erste Teil seines 1590 gedruckten Erfolgsstücks »Tamerlan der Große« (»Tamburlaine the Great«). Damit stieg er in der Londoner Theaterwelt
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