Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Barock bis Klassik
liberal-patriotische Dichter sympathisierte mit den Gegnern des Staatskanzlers Metternich und litt fürchterlich unter der engstirnigen Bürokratie, die dem Leitspruch des Kaisers folgte: »Mir brauchen kane Genie, mir brauchen nur gute Untertanen, die ihre Schuldigkeit tun.«
FRANZ II.
(* 1768, † 1835)
Franz II. war gegenüber Grillparzer eher ungnädig gesinnt; so soll er Grillparzer von einer Vorschlagsliste zur Ordensverleihung mit den Worten gestrichen haben: »Grillparzer? Dasist doch der, der das Zeug schreibt. Weg mit dem Namen. Einem Büchelmacher geb ich keinen Orden!«
Franz II. war der letzte Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, als Franz I. war er ab 1804 bis zu seinem Tod Kaiser von Österreich. Als Folge der Koalitionskriege gegen Napoleon Bonaparte musste er große Gebietsverluste hinnehmen. Angesichts der inneren Auflösung des Reiches, vor allem durch den Rheinbund, legte er 1806 die römische Kaiserkrone nieder und erklärte die Kaiserwürde des heiligen Römischen Reiches für erloschen, um Napoleon keine Möglichkeit zu geben, sich dieser Würde zu bemächtigen.
Nach den militärischen Niederlagen von 1809 stimmte er 1810 der Verheiratung seiner ältesten Tochter Marie-Luise mit dem Kaiser der Franzosen zu. Im russischen Feldzug von 1812 schloss sich Franz nach anfänglichem Zögern zunächst geheim (1813) der großen Allianz gegen Napoleon (Russland, England, Preußen) an.
EINE ZEIT DES ATEMHOLENS
Die folgenden Jahre halfen Grillparzer, wie er in seiner Selbstbiografie schreibt, frei Atem zu holen. Dass der Kaiser 1835 gestorben war, trug seinen Teil dazu bei. Außerdem lernte Grillparzer auf seinen ausgedehnten Reisen durch Europa bedeutende Männer aus dem Geistesleben der Zeit kennen und fand bei ihnen zumeist Anerkennung. So traf er etwa 1826 auf einer Deutschlandreise nach Dresden, Weimar und Berlin mit Johann Wolfgang Goethe, Rahel Varnhagen von Ense, dem frühromantischen Autor Ludwig Tieck und dem Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel zusammen. 1836, auf einer Reise, die ihn auch nach London führte, begegnete er in Paris dem Dichter Heinrich Heine und dem Publizisten Ludwig Börne.
Mit seinen Dichtungen hatte Grillparzer in jenem Lebensabschnitt großen Erfolg. 1831 vollendete er eine tragische Geschichte nach der antiken Fabel von der Priesterin Hero und dem Jüngling Leander, nämlich das lyrische Trauerspiel »Des Meeres und der Liebe Wellen«. Im Aufbau, in der Musikalität der Verse und im hingebungsvollen Pathos ist das Stück zweifellos seine wundervollste Liebestragödie. Das Schauspiel gestaltet das Verhängnis einer Leidenschaft, die grenzenlos ist und alle Konventionen sprengt.
LUDWIG BÖRNE
(* 1786, † 1837)
Ludwig Börne wandte sich nach dem Studium der Medizin, der Staatsund Wirtschaftswissenschaften in seiner Publizistik gegen die politische und kulturelle Reaktion des Vormärz. Seine radikal-oppositionelle Kritik verbarg er in seinen Feuilletons, Kritiken und Kurzgeschichten hinter Ironie, Humor und poetischen Fiktionen.
1830, nach der Julirevolution, zog er nach Paris, wo ihn Grillparzer auf einer Reise traf. Mit seinen Briefen aus Paris wurde Börne zum Vermittler des radikalen französischen Liberalismus und zum Verfechter der These, dass das ästhetische Zeitalter vom politischen abgelöst werde und die Literatur nur noch als Dienerin des politischen und moralischen Fortschritts daseinsberechtigt sei.
Damit wurde er zum Vertreter des Jungen Deutschland, einer politisch oppositionellen literarischen Bewegung, die ihren Höhepunkt zwischen 1830 und dem Verbot ihrer Schriften auf der Bundesversammlung des Deutschen Bundes wegen angeblich staatsgefährdender und antichristlicher Tendenzen 1835 erlebte.
Bereits 1830 war die Uraufführung des Trauerspiels um den Paladin von Ungarn Bánkbán (Bancbanus) erfolgt: »Ein treuer Diener seines Herrn«. Oft hat man das Stück als Verherrlichung blinden Gehorsams missverstanden. Es handelt sich stattdessen um die Darstellung vergeblicher Pflichttreue, die durch eine ungerechte Herrschaft ad absurdum geführt wird. Mit dem dramatischen Märchen »Der Traum ein Leben« (1834) gelang Grillparzer zum letzten Mal ein publikumswirksames Stück, sein schönster Beitrag zum Wiener Volksstück. Wie der Protagonist Rustan auf Abenteuer auszieht, Ruhm erwirbt im Krieg und an einem fremden Hof sich zuletzt in Lügen und Verbrechen stürzt – bis er plötzlich aufwacht und froh ist, geläutert zu seiner Geliebten
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