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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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einer neuen Zeitschrift, der »Epocha«, zu erwirken. Wieder stürzte sich der Dichter in die redaktionelle und schriftstellerische Arbeit für die Zeitschrift. Es gelang ihm, eine Reihe angesehener Schriftsteller, Dichter und Kritiker für die Mitarbeit zu gewinnen, unter anderen Iwan S. Turgenjew und Nikolai S. Leskow. Trotzdem ging die Zeitschrift nach einem Jahr ein.
    DIE GROSSEN ROMANE
    Am 27. April 1864 (15. April 1864) starb Dostojewskijs Frau, wenige Monate später sein Bruder. Dieser hinterließ eine unversorgte Familie und – wegen des Misserfolgs der »Epocha« – einen Berg von Schulden. Dostojewskij übernahm die finanziellen Verpflichtungen des verstorbenen Bruders, dazu auch die Sorge für den Sohn seiner verstorbenen Frau aus deren erster Ehe. Aber die Erfüllung der übernommenen Verpflichtungen überstieg seine Kräfte. Im Juli 1865 reiste er fluchtartig ins Ausland, traf sich in Wiesbaden wieder mit Polina Suslowa. Diese verließ ihn und ging nach Paris. Dostojewskij verspielte daraufhin sein letztes Geld, sandte unfrankierte Briefe in alle Welt mit der Bitte um Geld. Das waren die äußeren Umstände, unter denen Dostojewskij die erste Fassung seines berühmtesten Romans, »Schuld und Sühne«, zu Papier brachte.
    Nach seiner Rückkehr nach Sankt Petersburg im Oktober 1865 verschlimmerte sich Dostojewskijs gesundheitliche und finanzielle Situation: Er musste der Familie des Bruders helfen; dazu erlitt er häufig epileptische Anfälle, die ihn am Arbeiten hinderten. Mitte Dezember verbrannte er alles, was er von der Erzählung bisher geschrieben hatte, und begann völlig von neuem. Geplagt von Krankheit und Gläubigern schrieb er Tag und Nacht, wenn es der Gesundheitszustand erlaubte, an dem Roman, der dann von Januar bis Dezember 1866 in Fortsetzungen in einer Zeitschrift erschien.
    Im Oktober 1866 musste Dostojewskij die Arbeit an dem großen Roman für einige Wochen unterbrechen. Er hatte einem Verleger gegen einen Vorschuss von 3000 Rubeln versprochen, bis zum 13. November (1. November) einen neuen Roman mit 160 Seiten Umfang zu liefern. Die doppelte Leidenschaft zu einer exzentrischen Frau und zum Glücksspiel, die ihn in den Jahren zuvor so tief erschüttert hatte, wollte er literarisch-künstlerisch verarbeiten. Mithilfe einer jungen Stenografin schuf er diesen Roman, »Der Spieler«, in der Zeit vom 16. Oktober bis 12. November (4. bis 31. Oktober). Neun Tage nach dem Abschluss der Arbeit machte er der Stenografin, Anna Grigorjewna Snitkina, einen Heiratsantrag.
    Im Februar 1867 heirateten sie. Er war 45, sie 20 Jahre alt. Dostojewskij hat in ihr keine kongeniale, aber eine überaus tüchtige, verständige, liebende Frau gefunden, die die ersten, sehr schweren Jahre der Ehe im Ausland in äußerster finanzieller Bedrängnis mit ihrem Mann tapfer durchstand und die Schwierigkeiten seines Charakters allmählich zu überwinden half. Sie war ihm eine treue Gehilfin bei seiner schriftstellerischen Arbeit. Sie gebar vier Kinder, von denen zwei jedoch früh starben. Dass Dostojewskij im letzten Jahrzehnt seines Lebens in einigermaßen geordneten finanziellen Verhältnissen leben und seine Hauptkraft seiner schriftstellerischen Arbeit widmen konnte, ist weitgehend seiner zweiten Frau zu verdanken.
    EIN ROMAN ALS SELBSTPORTRÄT
    Als Fjodor Dostojewskij sich 1865 in Wiesbaden aufhielt, zog das Kasino der Stadt den russischen Romancier unwiderstehlich an. Schnell war ein beträchtliches Honorar seines Verlegers verloren. Diese Episode wäre jedoch nicht weiter bemerkenswert, hätte Dostojewskijs Verleger nicht die Zahlung an einen 1866 zu liefernden weiteren Roman geknüpft. So weit der Hintergrund der Entstehung des innerhalb von nur vier Wochen geschriebenen Romans »Der Spieler« (1867), in dem der Schriftsteller sich, seine Spielleidenschaft und deren Auswirkungen auf einen labilen Charakter porträtiert und seine Erlebnisse in »Roulettenburg« – unter diesem Namen erscheint Wiesbaden in dem Roman – verarbeitet.
    Auch im »Spieler« wird Dostojewskijs Bemühen um psychologisierende Charakteristik seiner Figuren deutlich, indem er den »vielseitigen, aber unfertigen Charakter« des Ich-Erzählers Alexej Iwanowitsch zu durchdringen sucht und etwa zeigt, wie es diesen am Roulettetisch nach »neuen, immer stärkeren Empfindungen« bis hin »zur vollständigen Erschöpfung« verlangt. In ausgereifter Meisterschaft erscheint Dostojewskijs Beherrschung tiefenpsychologischer Analyse in seinen

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