Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus
fanatischen und intellektuellen Revoluzzer lustig, die ihren »Gott« in der Verneinung von allem sahen.
DOSTOJEWSKIJS HAUPTWERKE
• Romane:
Arme Leute (1845)
Das Dorf Stepantschikowo und seine Bewohner (1859)
Aufzeichnungen aus einem Totenhaus (1860–62)
Erniedrigte und Beleidigte (1861)
Schuld und Sühne (1866)
Der Spieler (1867)
Der Idiot (1868)
Die Dämonen (1871/72)
Der Jüngling (1875)
Die Brüder Karamasow (1878/80)
Tagebuch eines Schriftstellers (1873–81)
• Erzählungen:
Der Doppelgänger (1846)
Weiße Nächte (1848)
Onkelchens Traum (1859)
ÖFFENTLICHE ANERKENNUNG UND TOD
Kurz bevor Dostojewskij die »Brüder Karamasow« beendete, erlebte er eine einzigartige Anerkennung seines öffentlichen Wirkens. Am 20. Juni 1880 (8. Juni 1880) durfte er bei den Feierlichkeiten zur Enthüllung eines Puschkin-Denkmals in Moskau eine Rede über Puschkin halten, den Nationalhelden Russlands schlechthin. Ein solches Ereignis galt als außerordentliche Ehrung des Redners. Dostojewskij endete damit, dass er ausrief, Aufgabe des russischen Geistes sei es, die europäischen Widersprüche zu versöhnen und »schließlich vielleicht das endgültige Wort der großen, allgemeinen Harmonie, der endgültigen brüderlichen Vereinigung aller Völker nach dem evangelischen Gesetz Christi auszusprechen«.
Fünf Monate nach diesem Höhepunkt seiner öffentlichen Wirksamkeit vollendete Dostojewskij seinen letzten großen Roman am 20. November 1880 (8. November 1880). Seit langem litt er außer an Epilepsie an einem schweren Lungenemphysem. Am 9. Februar 1881 (28. Januar 1881) erlag er diesem Leiden, noch keine 60 Jahre alt, in seiner Sankt Petersburger Wohnung in der Nähe der Wladimirskaja-Kirche. Die Beerdigung Dostojewskijs wurde zu einer neuen, letzten Huldigung. Ein mehr als zwei Kilometer langer Trauerzug geleitete den Toten von seiner Wohnung den vier Kilometer langen Weg zum Alexander-Newskij-Kloster.
Auf Dostojewskijs Grabstein setzte man folgende Worte aus dem Johannesevangelium (12, 24), die der Schriftsteller auch als Motto über seinen letzten Roman gesetzt hatte: »Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es sei denn, dass das Weizenkorn in die Erde falle und ersterbe, so bleibet’s allein; wo es aber erstirbet, so bringet’s viel Früchte.«
GUSTAVE FLAUBERT
MEISTER DES REALISMUS
Mit der Veröffentlichung von Gustave Flauberts »Madame Bovary« entstand in Frankreich ein neuer Realismus, der jedoch nichts mit dem kritisch-realistischen Roman oder dem sozialistischen Populärroman gemein hatte. Flaubert wollte sein Werk nicht als eine Form kritischen politischen Eingreifens verstanden wissen, zumal ihm die ästhetische Rechtfertigung der Welt als einzig denkbare erschien. Als Künstler schrieb Flaubert nur um des Schreibens willen.
12. 12. 1821
Geburt in Rouen
1842–1844
Jurastudium in Paris
seit 1844
Rückzug nach Croisset, Schriftstellerdasein
1849–1851
Reisen nach Ägypten, Griechenland, Italien und den Vorderen Orient
1858
Reise nach Tunesien
8. 5. 1880
Tod in Croisset (bei Rouen)
Gustave Flaubert wurde am 12. Dezember 1821 im normannischen Rouen als Sohn von Achille Cléophas und Justine-Caroline Flaubert geboren. Sein Vater war ein hervorragender Chirurg aus Nogent-sur-Seine in der Champagne, der nach seinem Medizinstudium in Paris die Chefarztstelle im Krankenhaus von Rouen übernommen hatte. Flauberts Mutter, die der Medizinerfamilie Fleuriot entstammte, wuchs als Waise in einem Nonnenkloster auf, bevor sie zu der mit ihr verwandten Familie Laumonier kam. Hier lernte die 19-Jährige den jungen Chirurgen Achille Flaubert kennen, den sie schließlich – mit einem einträglichen Bauerngut in der Landschaft Auge als Mitgift – heiratete. An dem Freidenkertum ihres Mannes störte sie sich nicht, zumal sie sich während ihres Aufenthaltes in der aufgeklärten Familie Laumonier wohl selbst vom Glauben abgewandt hatte. Ihre Kinder wurden zwar getauft, gingen aber sicher nicht zur Erstkommunion. Justine-Caroline Flaubert war eine freundliche, vornehme und zurückhaltende Frau, die von ihrem Sohn Gustave über alles geliebt wurde. Von seinen fünf Geschwistern blieben nur zwei am Leben; der ältere Bruder Achille, der das Lieblingskind der Eltern war, übernahm nach dem Tod des 61-jährigen Vaters dessen Stelle im Krankenhaus von Rouen.
Gustave stand im Schatten dieses Bruders und litt vermutlich auch darunter. Seine Vorliebe für die Literatur stieß bei seinem Vater, der
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