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Wortstoffhof

Wortstoffhof

Titel: Wortstoffhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Axel Hacke
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klar, dass es sich hier um die »Flötengruppe« handelt. Aber da das Wort »Fötengruppe« nun einmal in der Welt ist: Was wird man damit machen können? Ein neues Wort an Stelle des unschönen »Geburtsvorbereitungskurs«? (Eines jener überlangen Deutschwörter, die Mark Twain als »Umzüge sämtlicher Buchstaben des Alphabets« bezeichnete.) Eine Vorstufe der »Krabbelgruppe«? Eine Vereinigung jener vielen, die angesichts des skandalösen Zustands unseres Kindergartenwesens ihre Kleinen bereits vor der Geburt bei den örtlichen Krippen anmelden müssen?
FÜNGZINIEREN
    Im Internet stieß ich per Zufall auf die Seite funfire.de . Dort werden allerhand mehr oder weniger lustige Fotos aus allen Lebensbereichen veröffentlicht, eines fand ich richtig gut, das war das Bild eines handgeschriebenen Zettels über einer Klingelanlage. Da stand: »Sprechanlager füngziniert Wieder Dacher Bitten wir Sie das sie die tür Schlissen mit Freundliche Grüßen wir Bitten für um ihren verstednis.«
    Am schönsten daran fand ich die Wörter »Sprechanlager« und »füngziniert«. Ersteres, weil es sich ja beim Wortstoffhof zweifellos um eine Art Sprechanlager handelt, denn hier wird Sprache bzw. Spreche gelagert bzw. angelagert. Und das Zweite: »Füngzinieren« ist das Wort, das einem einfällt, wenn man die vielen in unglaublichste Varianten des Deutschen übertragenen Gebrauchsanweisungen liest, von denen mir Frau A. aus Pullach eine schickte, die das Dreirad ihres kleinen Sohnes betrifft. Die ersten beiden Arbeitsschritte lauten: »Aufreihen ›Webstuhl 1‹ mit ›Webstuhl 2‹. Das Detail einstecken -F- zwischen die zwei Webstühle. Die Weinrebe einstecken -D- ins besondere -C- und ihn dem ›Webstuhl 1‹. Die Weinrebe schließen -D-, drückend, mit es bricht den Würfel auf -A-. Die Webstühle befestigen, mit auch den Weinreben -E- und die Scheiben -B-.«
    Das kann nicht funktionieren. Aber füngziniert sicher.
    Hier im Sprechanlager habe ich viele solcher Texte, die in seltsamem Knitterdeutsch verfasst sind (→ Voder- und Hinternetz ), wobei ich vom Knittern eines Textes erst reden kann,seit Herr L. aus München das entsprechende Wort zur Verfügung stellte. L. schreibt, er arbeite zusammen mit einem polnischen Kollegen am Test einer Übersetzungssoftware, leider nicht mit ermutigenden Ergebnissen. Die Software füngziniert, funktioniert aber nicht. Folgende Mitteilung kam bei L. an: »Grüßen Sie Juergen Polieren Sie zu translationing mit Roboter Text: Leider knittert welcher Text nachgeschickt, ist ganz unverständlich.«
FUSSKE
    Eines Tages im Buchladen, das war im Sommer 2006, zu Zeiten der Fußballweltmeisterschaft. Der Tisch mit den vielen Fußballbüchern, die zur WM erschienen waren. Mittendrin: Die Angst des Tormanns beim Elfmeter . Von Peter Handke.
    Dazu jetzt mal, ganz im Ernst, in großer Ruhe und zum letzten Mal, zum Mitschreiben (auch für Buchhändler): Die Angst des Tormanns beim Elfmeter ist kein Fußballbuch! Es wird auch nie eines werden. Ich will es nie wieder auf einem Fußballbuchtisch sehen! Es hat mit Fußball nichts zu tun, außer dass die Hauptfigur ein ehemaliger Tormann ist und am Schluss eine Elfmeterszene geschildert wird, bei welcher der Tormann sich nicht bewegt und der Schütze ihm direkt in die Hände schießt. Auch das hat mit Fußball wenig zu tun. So was ist auf einem Fußballfeld praktisch nie vorgekommen.
    Handkes Problem (oder sollte ich sagen: eines von Handkes Problemen?) ist, dass alle möglichen Quatschköpfe seine Buchtitel kennen, aber nie mehr als diese. Publikumsbeschimpfung. Der kurze Brief zum langen Abschied. Die linkshändige Frau. Die Unvernünftigen sterben aus. Diese Sachen.
    Und noch etwas: Ich möchte auch nie wieder hören, dass ein Mensch, der Die Angst des Tormanns beim Elfmeter nie gelesen hat, sagt, eine Angst des Tormanns beim Elfmeter gebe es nicht, der Buchtitel sei fußballfremd, denn der Tormann sei derjenige, welcher beim Elfmeter keine Angst haben müsse. Der Schütze hingegen müsse sich fürchten,jeder erwarte von ihm ein Tor, vom Tormann hingegen erwarte niemand etwas.
    Das ist zwar richtig, aber es hat mit Handke nichts zu tun, denn, wie gesagt, sein Buch ist kein Fußballbuch, und jeder, der es gelesen hat, weiß, dass Handke von Fußball vermutlich so wenig Ahnung hat wie Fußballer von Handke und wie Handballer von Fußke.

G
GÄSTEGEFRIERSCHRANK
    Wer in Urlaub reisen will, stöbert sich durch Hotel- und Pensionsprospekte sowie Entsprechendes

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