Wortstoffhof
einmassieren. Sie berichten dabei im eigentümlichen, original vietnamesischen Singsang vom sehr entspannten Leben in ihrer Heimat, wo sie (bevor sie als Wellness-Sklaven in unseren Körpertempel kamen) ihrem original vietnamesischen Reisbauernleben oblagen, frei von allen Muskel- und Gelenkbeschwerden sowie in ganz und gar entsäuerten Körpern. Sie erzeugten in meditativer Hingabe einen besonders weichen Reis, den Sie im Das Beste aus meinem Leben -Shop käuflich erwerben können.
Lassen Sie sich danach im Rahmen unseres aktuellen Verhöhn-Programms mit weißem Flieder peitschen oder wälzen Sie sich in einem Schlamm aus mineralisiertem Dung sizilianischer C’noro-Doro-Meerschweinchen.
Im Preis enthalten: Stilblütentee, so viel Sie mögen, sowieeine Zwischenmahlzeit aus sautierten Heizdecken an frisch entfernten Hautschüppchen. Optional: Ellbogenverlängerung und -härtung, Terminkalender-Reinigung, Ganzkörper-Latte-Macchiato, Anwen-Dung, Ga-Ga-Massage mit Einarbeitung Ihres Rückens in die Massagepritsche, Body-Würzung mit Pfeffer, Salz und Paprika, Reiki, Double-Shia-Tsu, Tritte in Bauch Beine Po, sowie natürlich Ha Cke, Hot Spot, Hü Hott, Hot Stone, Spotz Kotz (mit Knet Würg oder Dehn Straff), Schrott Protz und Voll Motz.
Viel Spa’s also in »Dr. Hackes Körpertempel«!
WÜSTENSOCKEL
Immer wieder umwerfend ist das Service-Angebot, das sich uns in den Ferien bietet (→ Aufstellungsort des Seins , Gästegefrierschrank ). Wer zum Beispiel bei opplevgodenorge.no ein Haus oder eine Hütte in Norwegen mieten möchte, der wird darauf hingewiesen, dass in der Regel der Mieter für die »Entreinigung« verantwortlich sei. Aber! »In anderen Fällen ist es möglich, gegen Aufpreis die Entreinigung vom Hauswirt ausführen zu lassen.« Reizend. Nicht mal mehr schmutzig machen muss man die Bude selbst.
Frau C. aus Karlsruhe fand in einem gemieteten Ferienhaus eine Bestandsliste vor, auf der unter der Überschrift »Inventar vor Ort verwirklichen« nicht nur Messer, Mülleimer und Matratzen verzeichnet waren, sondern auch »1 Wüstensockel« und sogar »1 Verwaltungsdirektor«, der allerdings offenbar gerade seinerseits Urlaub hatte, denn er war im ganzen Haus nicht zu finden. Allein das Wort »Wüstensockel« ist aber, finde ich, schon eine Reise wert, ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen Wüstensockel gesehen.
Vom Strand in Grado-Pineta berichtet Herr E. über eine ganz besondere Wellness-Offerte. Auf einem Schild steht da: »Die Rettungsmisshandeln ist bei unserer Badeanstalt in die Feier- und Vorfeiertage garantiert.« Für alle anderen Zeiten gilt leider noch, »dass kein Rettungsmisshandeln für die Badegäste vorbereitet ist«. Vielleicht schon nächstes Jahr? Mag sein, dass wegen solcher Kapazitätsengpässe auch an der Costa Blanca die Bademöglichkeiten eingeschränkt sind.Frau van V. schickt aus Berlin ein Ferienfoto eines Pool-Schildes, auf dem darauf hingewiesen wird, dass »nur ein Wohner des Gebäudes« sich im Pool aufhalten dürfe. Trotzdem seien, berichtet die Leserin, immer mehrere Wohner im Wasser gewesen. Für sie war aber vermutlich eine ordnungsgemäße Misshandlung nicht gewährleistet.
Noch ein grundsätzliches Wort zum Thema »Sprache in den Ferien«. Man kann hier nicht wählerisch genug sein, finde ich, denn ich bin immer wieder überrascht nicht nur von der Vielzahl der Angebote in dieser Richtung. Dazu ein grundsätzliches Wort, entnommen dem Prospekt des Wohnsitzes Galilei-Salvemini in Laveno/Italien, den mir freundlicherweise Frau B. aus München überließ: »Die Wahl des Urlaubs bleibt ein wichtiges und, in einem heute immer verlangenderen Markt, zu ununterbrochenem Vergleich mit dem angebotenen zärtlichen Moment ist.« Die verlangenden Märkte hier, die angebotenen zärtlichen Momente dort – und zwischen ihnen spielt sich unser ganzes Schicksal ab.
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Immer öfter werde ich zu immer höheren Geburtstagen eingeladen. Immer öfter denke ich, dass es nicht mehr soooo lange hin ist, bis ich selbst wieder einen höheren Geburtstag haben werde – wenn ich Glück habe und bis dahin nicht von einer Trambahn überfahren oder von einer unaussprechlichen Krankheit zerfressen werde.
Immer öfter sagt irgendeiner der Freunde etwas wie: »Bitte keinen Weißwein für mich, ich vertrage ihn nicht mehr. Die Säure.« Immer öfter höre ich mich selbst solche Sachen sagen. Immer öfter trinke ich abends kein Bier mehr, weil ich dann nachts vom Blasendruck erwache und zur
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