WOVON EIN MILLIONÄR TRÄUMT
werde ich den Bericht wegschließen. Und danach werden wir nie wieder darüber sprechen.“
„Aber …“, setzte sie an.
„Kein Aber, Bella. Über diese Sache wird nicht verhandelt. Lass es einfach gut sein.“ Und damit verzog er sich ins Badezimmer, wo er versuchte, sich seine Schuldgefühle von Leib und Seele zu waschen.
Er wusste, dass es nicht funktionieren würde, so wie er wusste, dass er nicht mit Bella über Leo sprechen wollte – oder es überhaupt konnte. Denn ihr tiefes Mitgefühl war noch schwerer zu ertragen als sein schlechtes Gewissen.
„Du bist spät dran“, sagte Charlotte, als Bella am Samstag aus der Mittagspause zurückkam. „Manchmal verstehe ich dich einfach nicht. Die eine Woche arbeitest du vierzehn Stunden am Tag, und in der nächsten lässt du dich kaum hier blicken.“
„Es tut mir leid“, erwiderte Bella aufrichtig und schlüpfte in ihre Arbeitsjacke. „Ich habe im Augenblick viel um die Ohren.“
„Hat dieses ‚Viel‘ einen Namen, der mit M anfängt?“, fragte Charlotte. „Stimmt etwas nicht mit Michael und dir?“
„Es ist kompliziert.“ Seit sie den Bericht des Privatdetektivs gelesen hatte, war sie unkonzentriert und fahrig. Es war, als hätte sie jetzt erst begriffen, wie sehr die Medici-Brüder wirklich gelitten hatten. Als Bella jetzt an Michaels bodenlose Trauer dachte, traten ihr die Tränen in die Augen. Sie atmete tief durch. „Hinter Michael steckt mehr, als man auf den ersten Blick meinen könnte.“
„Aber das kann doch auch etwas sehr Gutes sein“, stellte Charlotte fest.
„Ich darf nicht mit dir darüber reden. Tut mir leid, aber damit würde ich ihn wirklich wütend machen. Ich möchte ihm so gern helfen. Nur weiß ich einfach noch nicht recht wie.“
Charlotte runzelte die Stirn. „Es geht doch wohl um nichts Illegales?“
Bella musste lächeln. „Nein, alles andere als das.“
Ihre Tante zuckte die Schultern. „Na dann. Aber bitte versuch in Zukunft, ein bisschen pünktlicher zu sein. Es wartet schon eine Kundin auf dich. Und kannst du heute Abend den Laden schließen? Fred hat mich zum Hummeressen eingeladen.“
„Na klar … Sieht aus, als ob es etwas Festes ist mit Fred und dir.“
Charlotte warf ihr einen warnenden Blick zu. „An die Arbeit, du naseweise junge Dame.“
Bella arbeitete ohne Unterbrechung bis sechs Uhr abends durch, aber währenddessen dachte sie pausenlos an Michael und seinen verschwundenen Bruder. Würde Michael endlich seinen Frieden finden, wenn er Antworten bekam? Würde er dann frei von seinen Selbstvorwürfen sein und Liebe annehmen und geben können?
Trotz all seines Erfolgs, das hatte sie nun begriffen, war Michael tief in sich davon überzeugt, dass er es nicht verdient hatte, geliebt zu werden. Bella konnte ihn gut verstehen, denn ihr war es eine Zeit lang ähnlich ergangen, nachdem ihre Mutter sie verlassen hatte.
Erst Stephen hatte ihr wieder das Gefühl gegeben, dass sie ein liebenswerter Mensch war, an dem festzuhalten sich lohnte. Sie hatte wirklich geglaubt, dass ihm viel an ihr lag. Und dann war sie fortgegangen und hatte ihre Tante und Stephen im Stich gelassen. Sicher, er hatte sie damals selbst zu diesem Schritt ermutigt. Aber als er seinen Job und damit sein Selbstvertrauen verloren hatte, hätte sie auf der Stelle zu ihm zurückkehren müssen! Natürlich rechtfertigte das nicht, dass er ihr gegenüber unaufrichtig gewesen war. Einst hatte sie Stephen für den süßesten Mann der Welt gehalten – jetzt war sie sich da nicht mehr so sicher.
Michael hingegen war die Aufrichtigkeit in Person. Süß hingegen war er ganz sicher nicht. Er hatte viele Ecken und Kanten. Und er liebte sie nicht, er begehrte sie nur. Je mehr Zeit sie mit ihm verbrachte, desto sehnlicher wünschte Bella sich, dass er endlich von den Dämonen seiner Vergangenheit befreit wurde. Denn nur so würde er glücklich und zufrieden sein können. Frei, zu lieben und geliebt zu werden – die Liebe zu bekommen, die er verdiente.
Am Montag kam Bella später zu Michael als geplant. Nachdem sie ihren Mantel ausgezogen hatte, rief sie in die Stille des Hauses: „Hallo? Gibt es Neuigkeiten?“
„Ich bin im Wohnzimmer“, hörte sie Michael nach einer Weile antworten.
Als sie seinen schwermütigen Tonfall wahrnahm, eilte Bella besorgt zu ihm an den Kamin. „Ist etwas passiert?“
„Nein.“ Sein Blick wirkte verschlossen. „Wie kommst du darauf?“
„Weil du klingst, als ob dir etwas auf dem Herzen liegt.“
Er warf
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