Wovon träumt ein Millionär?

des Tieres zu streicheln, flüsterte er der Stute etwas ins Ohr, das Mary nicht verstand.
    Schließlich stieg er in die Kutsche und ließ sich neben Mary auf die Sitzbank fallen.
    Neugierig fragte Mary: „Und? Was läuft zwischen dir und Shirley?“
    „Das geht dich gar nichts an.“
    Der Kutscher schnalzte mit der Zunge. Und los ging die Fahrt.
    „Hast du um ihre Hand angehalten?“, fragte Mary schmunzelnd. „Ups, ich meinte natürlich um ihren Huf?“
    „Wir hatten nur eine kleine Unterredung. Das ist alles.“
    „Über?“
    „Manieren.“
    Mary lachte. „Hattest du vielleicht einen kleinen Drink, bevor wir das Haus verlassen haben?“
    Die Arme vor der Brust verschränkt, lehnte Ethan sich auf der Sitzbank zurück. „Ich will nur nicht, dass sie mit uns durchgeht.“
    „Der Kutscher hat doch gesagt, dass sie die gutmütigste Stute in der ganzen Umgebung ist.“
    „Das wollen sie uns glauben machen“, murmelte er trocken.
    „ Sie?“
    „Der Kutscher und … Shirley.“
    Wieder lachte sie. „Worüber zum Teufel redest du eigentlich?“
    „Ich habe einfach nicht viel für Pferde übrig, okay?“
    „Oh, also wirklich. Jeder liebt Pferde. Wie könntest du nicht? Das wäre absolut unamerikanisch.“
    „Also …“ Er seufzte. „Die Pferde mögen mich nicht.“
    „Du brauchst wohl eine Therapie“, sagte sie. Gerade kamen sie an einer weiteren Kutsche vorbei. Seit ihrer Ankunft auf der Insel war es deutlich abgekühlt, und Mary rutschte näher zu Ethan. „Gut, ich höre. Erzähl mir die ganze traurige Geschichte.“
    „Welche Geschichte?“
    Sie rückte noch ein Stück zu Ethan, sodass ihre Beine sich berührten. „Aus irgendeinem Grund hast du Panik – was ist also geschehen?“
    Ethan legte seinen Arm um ihre Schultern. Er fluchte leise und begann dann zu erzählen. „Ich war zehn. Es war auf Sammy Bishops Geburtstagsparty. Alle Kinder durften eine Runde auf diesem süßen alten Pferd namens Izabo reiten. Bei jedem anderen ging die Stute sehr gemächlich im Kreis. Es machte Spaß, zuzusehen, und die Eltern nannten sie scherzhaft IzaSlow. Doch sobald ich an der Reihe war, drehte das Pferd durch. Es war wie beim Rodeo.“ Er hob seinen linken Arm. „Sie warf mich ab, und ich brach mir den Arm – dreifach.“
    Mary lehnte sich gegen seine Schulter. Ihr war bewusst, dass ihr Verhalten unangemessen war. „Das war Zufall, und es ist nur einmal passiert. Das kannst du nicht gegen …“
    „Dann war ich vierzehn“, fuhr er fort. Plötzlich geriet die Kutsche in ein Schlagloch, und er und Mary stießen unsanft zusammen. „Meine Freundin überredete mich, mit ihr in den Zirkus zu gehen“, fuhr er fort. „Alles war gut, bis der Reiter und sein Pferd in die Manege kamen. Jezebel, die Große, verlor nach der Hälfte der Nummer die Nerven und galoppierte auf die Ränge zu.“
    „Das gibt’s doch nicht!“
    „Oh doch. Und auf wen stürmte die wild gewordene Stute wohl zu?“
    „Okay, ich erkenne langsam ein Muster“, sagte Mary lachend.
    „Ich brach mir zwei Rippen.“
    Ohne nachzudenken streckte Mary die Hand aus und strich über seine Brust und seinen Bauch. Erst als er hörbar einatmete, hielt sie inne. „Das fühlt sich doch ganz normal an.“
    Voller Verlangen sah er sie an. „Nun ja, sie sind inzwischen auch verheilt.“
    Es war gut, dass der Kutscher in diesem Moment anhielt. Mary war sich beinahe sicher, dass Ethan sie sonst geküsst hätte – und sie hätte es zugelassen.
    Sie stiegen aus und gingen die Hauptstraße entlang.
    Als sie den Ortskern verließen und ihnen allmählich immer weniger Fußgänger entgegenkamen, sagte Mary plötzlich: „Ich glaube, es geht gar nicht um die Pferde, die dich nicht zu mögen scheinen.“
    „Oh, das dürfte interessant werden.“
    „Ich denke, dass es etwas mit Sex zu tun hat.“
    Er hob eine seiner dunklen Augenbrauen. „Wie bitte?“
    „Izabo, Jezebel und Shirley“, führte sie aus. „Es hat etwas mit Frauen zu tun. Frauen reagieren offenbar extrem auf dich.“
    Einen Moment lang dachte Ethan darüber nach. Dann brach er in Lachen aus. „Wie zum Teufel bin ich nur an dich geraten?“
    Sie warf ihm ein spöttisches Lächeln zu. „Willst du darauf wirklich eine Antwort?“
    Gemeinsam gingen sie weiter die Straße entlang. Sie kamen an einer reizenden alten Kirche vorbei, einer Bücherei und einer altertümlichen Bar. Mary sah sich alles genau an. Doch für Ethans Party musste es etwas Interessantes, etwas Überraschendes sein … Seit