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WoW 02 - Der letzte Wächter

WoW 02 - Der letzte Wächter

Titel: WoW 02 - Der letzte Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Grubb
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nahm. Ich hielt es damals für einen Traum, aber ich könnte schwören, dass mir gegenüber ein anderer Mann saß und den Magus betrachtete. Er sah aus, als bestünde er aus Messing. Über seinen Augen saßen große Hörner, und sein Bart bestand aus Feuer.«
    »Sargeras«, sagte Khadgar.
    Lothar stieß den Atem aus. »Ich dachte, ich wäre eingeschlafen und hätte geträumt, dachte, dass er es nicht wirklich sein könnte. Weißt du, auch ich war ihm loyal ergeben. Aber ich habe nie vergessen, was ich sah. Und als die Jahre vergingen, begann ich zu begreifen, dass ich einen Zipfel der Wahrheit gesehen hatte, und dass es vielleicht so weit kommen würde, wie es nun gekommen ist. Vielleicht können wir Medivh noch retten, aber vielleicht sitzt die Dunkelheit bereits zu tief. Dann müssen wir etwas Furchtbares, Schreckliches und absolut Notwendiges tun. Die Frage ist, ob du dazu bereit und in der Lage bist?«
    Khadgar dachte einen Moment lang nach und nickte dann. Sein Magen fühlte sich wie ein Klumpen Eis an. Lothar hob die Hand. Auf sein Kommando hin erhoben sich die Greife in die Luft, während hinter ihnen die Sonne aufging und ihre Schwingen golden färbte.
    Das kalte Gefühl in Khadgars Magen ließ auf dem ganzen langen Flug nach Karazhan nicht nach. Garona ritt hinter ihm, aber sie schwiegen beide, während der Boden unter ihnen vorbeizog.
    Das Land veränderte sich unter ihren Schwingen. Aus den großen Feldern wurden verbrannte Flächen, von zerstörten Gebäuden unterbrochen. Wälder waren gefällt worden, um die Kriegsmaschinerie anzutreiben. Das hatte große Narben in die Landschaft gerissen. Offene Krater gähnten, die Erde war verwundet und aufgeworfen worden, um an das Erz zu gelangen. Rauchschwaden stiegen auf und zogen über den Horizont, aber ob sie von Schlachtfeldern oder von Schmieden stammten, konnte Khadgar nicht sagen. Sie flogen durch den Tag, und die Sonne sank langsam am Horizont.
    Karazhan stieg wie ein dunkler Schatten in der Mitte eines Kraters auf. Er zog die letzten Strahlen des Tages an sich und gab nichts davon wieder her. Kein Licht war im Turm oder in einem der Fenster zu sehen. Die Fackeln, die brannten, ohne ihre Substanz zu verzehren, waren gelöscht worden. Khadgar fragte sich, ob Medivh entkommen war.
    Lothar zwang seinen Greif nach unten, und Khadgar folgte, glitt vom Rücken des geflügelten Tiers. Er hatte kaum wieder Boden unter den Füßen, als sich der Greif auch schon erneut in die Lüfte erhob. Er stieß ein Kreischen aus und wandte sich nach Norden.
    Der Champion von Azeroth war bereits an der Treppe angekommen. Seine breiten Schultern waren angespannt, seine kräftige Gestalt bewegte sich mit der lautlosen Eleganz einer Raubkatze. Seine Klinge war gezogen. Garona schlich ebenfalls vor und zog ihren langen Dolch unter der Bluse hervor. Die schwere Klinge aus Stormwind schlug gegen Khadgars Hüfte, und neben den anderen beiden fühlte er sich wie ein ungeschicktes Ding aus Stein. Hinter ihm landeten die anderen Greife und setzten ihre Krieger ab.
    Das Observatorium war leer, das Arbeitszimmer des Meistermagiers hingegen zwar verlassen, aber nicht völlig ausgeräumt. Überall lagen Werkzeuge herum, und die Überreste des zertrümmerten Astrolabiums ruhten auf dem Kaminsims. Wenn der Turm wirklich verlassen wurde, war dies überstürzt erfolgt.
    Oder aber … er war
nicht
verlassen worden.
    Fackeln wurden entzündet, und die Gruppe stieg die endlos scheinende Treppe hinab. Lothar, Garona und Khadgar übernahmen die Führung. Einst waren Lothar diese Mauern vertraut, ein Zuhause und die Treppen eine tägliche Herausforderung gewesen. Doch nun waren die Fackeln an den Wänden mit ihren eisblauen Flammen gelöscht worden, und der sich bewegende Fackelschein der Eindringlinge warf dunkle Schatten über die Mauern und verlieh ihnen ein fremdes, beinahe alptraumhaftes Aussehen. Das Gemäuer selbst schien böse geworden zu sein, und Khadgar erwartete hinter jedem dunklen Eingang einen tödlichen Angriff.
    Doch es passierte nichts. Die Galerien waren leer, die Speisesäle verlassen, die Gastquartiere zwar möbliert, aber unbewohnt. Khadgar untersuchte seine eigene Unterkunft. Nichts war verändert worden.
    Das Licht der Fackeln warf seltsame Schatten über die Eisenstangen der Regale in der Bibliothek. Die Bücher waren unberührt, und selbst Khadgars letzte Notizen lagen immer noch auf dem Tisch. Hielt Medivh so wenig von seiner Bibliothek, dass er kein einziges Buch mitgenommen

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