WoW 05 - Der Tag des Drachen
sprachen. Er wandte sich dem roten Drachen zu und fragte lautlos das Wesen, das er als Krasus gekannt hatte, ob seine Vermutungen stimmten.
»Ja …«, antwortete der Drache. »Sie sind das, was du glaubst. Es sind zwei der fünf großen Drachen, die in den Legenden als die
Aspekte der Welt
bezeichnet werden.«
Der rote Riese schien Stärke aus ihrer Ankunft zu ziehen. »Ysera … sie ist die Herrin der Träume, Malygos … die personifizierte Magie …«
»Wir verschwenden hier unsere Zeit«, murmelte eine dritte, ebenfalls männliche Stimme. »Wertvolle Zeit …«
»Und Nozdormu, der Herr der Zeit, ist auch hier …«, wunderte sich der rote Drache. »Ihr seid alle gekommen.«
Eine verhüllte Gestalt, die aus Sand zu bestehen schien, stand neben Ysera. Unter der Kapuze erschien ein Gesicht, das so vertrocknet wirkte, dass die Haut kaum die Knochen bedeckte. Juwelenaugen starrten den Drachen und den Zauberer mit wachsender Ungeduld an. »Ja, wir sind gekommen. Und wenn dieses Treffen noch länger dauert, dann werde ich auch wieder gehen. Ich muss soviel sammeln, soviel katalogisieren.«
»Soviel quatschen, soviel quatschen«, stichelte Malygos von seinem felsigen Sitz aus.
Nozdormu hob eine verwitterte und dennoch starke Hand und zeigte auf den Narr. Der streckte ihm seine dolchartigen Krallen entgegen. Für einen Moment sah es so aus, als bereiteten sich beide auf einen körperlichen oder magischen Kampf vor, doch die geisterhafte Frau trat zwischen sie.
»Deshalb steht Deathwing kurz vor seinem Triumph«, sagte sie.
Die beiden wichen zögernd zurück. Ysera sah alle mit immer noch geschlossenen Augen an.
»Deathwing hätte uns einst beinahe besiegt, doch dann schlossen wir uns wieder zusammen und sorgten dafür, dass er die
Dämonenseele
nie wieder benutzen konnte. Wir entrissen sie seiner Hand und schleuderten sie in die Tiefen der Erde …«
»Aber jemand fand sie für ihn«, unterbrach der rote Drache. Jetzt, wo die Hoffnung zurückgekehrt war, riss er sich so weit es ging zusammen. »Ich glaube, dass er die Orcs dorthin geführt hat, weil er wusste, was sie tun würden, wenn ihnen das Artefakt in die Hände fiel. Er kann es vielleicht nicht mehr selbst einsetzen, aber er kann sicherlich andere dazu bringen, es zu seinem Vorteil zu benutzen – auch wenn diese anderen das vielleicht nicht begreifen. Ich glaube, dass Alexstraszas Gefangennahme in seine Pläne passte, denn sie war die einzige Macht, die er fürchtete. Außerdem half er damit der Horde Chaos und Zerstörung über die Welt zu bringen, ohne dass er auch nur eine Klaue bewegen musste. Nun, da die Horde ihn enttäuscht hat, passt es besser in seine Pläne, wenn sie fortgebracht wird.«
»Nicht sie«, korrigierte Ysera, »ihre Eier.«
»Ihre Eier?«, stieß der ehemalige Krasus hervor. »Nicht meine Königin?«
»Ja, die Eier. Du weißt doch, dass die letzte seiner Gefährtinnen in den ersten Tagen des Kriegs getötet wurde«, antwortete sie. »Sie starb durch seinen eigenen Leichtsinn … und nun will er die Nachkommen unserer Schwester als seine eigenen aufziehen.«
»Um ein neues Zeitalter der Drachen einzuleiten«, zischte Nozdormu. »Das Zeitalter von Deathwings Drachenbrut!«
Plötzlich bemerkte Rhonin, dass die vier, sogar Ysera mit ihren geschlossenen Augen, ihn anstarrten.
»Wir können die
Dämonenseele
nicht berühren, Mensch, und aus Misstrauen haben wir nie einem anderen Wesen erlaubt, sie für uns zu benutzen. Ich glaube, ich weiß, weshalb der arme Korialstrasz dich von deinen Freunden weggerissen und hierher gebracht hat. Es erscheint ihm vielleicht als die beste Lösung, aber nicht er wird Deathwing ablenken.«
»Es ist meine Pflicht«, rief der Rote. »Es ist meine Buße.«
»Das wäre reine Verschwendung. Du lässt dich von der Scheibe zu leicht beeinflussen. Außerdem wirst du für etwas anderes benötigt. Tyran, der jetzt für seine Königin und seinen Wächter kämpft, wird nicht überleben. Alexstrasza wird dich dann benötigen, mein lieber Korial.«
»Außerdem ist Deathwing unser
Bruder
«, stichelte Malygos. Seine Klauen gruben sich tiefer in den Fels. »Es gehört sich für uns, mit ihm zu spielen. Mit ihm zu spielen.«
»Und was wollt ihr von mir?«, fragte Rhonin gespannt und auch ein wenig nervös.
Er
wollte schließlich nichts mehr, als zu Vereesa zurückzukehren.
Ysera sah ihn an – und ihre Augen öffneten sich. Für einen kurzen Moment wurde der Mensch von Schwindel ergriffen. Die traumartigen
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