WoW 05 - Der Tag des Drachen
begannen die Gespräche, zunächst mit formellen Eröffnungsreden, denen alsbald hitzigere und unverblümtere Worte folgten. Doch unter Prestors Moderation kam es niemals zu Ausschreitungen oder gar zur Androhung roher Gewalt. Zwar musste er mehr als einmal den einen oder anderen der Teilnehmer beiseite nehmen und ins Zwiegespräch mit ihm gehen, doch jedes Mal endeten diese vertraulichen Runden. Mit einem Lächeln auf Prestors falkenhaften Zügen und einem beachtlichen Fortschritt, was die Festigung der Allianz anging.
Als sich die Versammlung dem Ende näherte, suchte Terenas selbst solch einen kurzen, diskreten Austausch. Während Greymane, Thoras und Lordadmiral Proudmoore vom feinsten Brandy des Königs tranken, begaben sich Prestor und der Monarch zu einem der Fenster, von denen aus man die Stadt überblicken konnte. Terenas mochte diesen Ausblick, denn von hier aus konnte er sehen, wie es um das Wohl seines Volkes bestellt war. Selbst jetzt, während dieser bedeutungsvollen Zusammenkunft, gingen seine Untertanen ihrem Tagwerk nach und lebten ihr Leben, wie sie es gewohnt waren. Ihr Vertrauen in ihn stärkte seinen erschöpften Geist und er wusste, dass sie die Entscheidung verstehen würden, die er an diesem Tag zu treffen gedachte.
»Ich weiß nicht, wie Ihr es zustande gebracht habt, mein Junge«, flüsterte er. »Ihr habt den anderen die Augen für die Wahrheit geöffnet, für das Notwendige. Sie sitzen tatsächlich in dieser Halle und verhalten sich nicht nur untereinander zivilisiert, sondern auch mir gegenüber! Dabei musste ich eigentlich befürchten, Genn und Thoras wollten mir an den Kragen gehen.«
»Ich tat einfach, was in meinen Möglichkeiten liegt, um sie zu beschwichtigen, Milord, doch habt Dank für Eure freundlichen Worte.«
Terenas schüttelte den Kopf. »Freundliche Worte? Wohl kaum! Prestor, mein Freund, Ihr allein habt die Allianz davor bewahrt, in Stücke zu brechen. Was habt Ihr ihnen allen erzählt?«
Ein verschwörerischer Ausdruck huschte über die gut geschnittenen Züge des Mannes. Er beugte sich dem Monarchen entgegen, den Blick tief in den von Terenas gesenkt. »Ein bisschen dies, ein bisschen das. Dem Admiral das Versprechen der weiteren Unabhängigkeit der Meere gegeben, selbst wenn dies bedeuten sollte, eine Armee auszusenden, um die Kontrolle über Gilneas zu übernehmen. Für Greymane ein paar künftige Seekolonien nahe der Küste von Alterac. Und Thoras Trollbane glaubt, dass er die östliche Hälfte dieses Landes erhält … all dies,
nachdem
ich der rechtmäßige Herrscher geworden bin.«
Einen Augenblick starrte ihn der König nur sprachlos an, nicht sicher, ob er richtig gehört hatte. Er starrte in Prestors hypnotische Augen und wartete auf die Pointe dieses üblen Scherzes. Als sie jedoch nicht kam, platzte es schließlich mit leiser Stimme aus ihm heraus: »Habt Ihr den Verstand verloren, mein Junge? Selbst im Scherz über solche Dinge zu sprechen ist im höchsten Grade ungehörig und …«
»… und Ihr werdet Euch an nichts davon mehr erinnern, versteht Ihr?« Lord Prestor beugte sich vor und seine Augen hielten Terenas Blick unerbittlich fest. »Genauso wie niemand von denen dort sich an das erinnern wird, was ich ihnen versprach. Alles, an was du dich entsinnen kannst, meine aufgetakelte kleine Marionette, ist, dass ich dir einen politischen Vorteil garantiert habe, der zu seiner vollen Entfaltung meine Bestätigung als Herrscher von Alterac erfordert.
Hast du das verstanden?
«
Terenas konnte an nichts anderes mehr denken. Prestor musste der neue Monarch des zerrütteten Reiches werden. Dies war für die Sicherheit von Lordaeron und den Erhalt der Allianz unabdingbar.
»Ich sehe, dass dies der Fall ist. Gut. Jetzt wirst du zurückgehen und, sobald diese Konferenz sich dem Ende neigt, deinen mutigen Vorstoß wagen. Greymane ist bereits unterrichtet. Er wird am vehementesten widersprechen, doch in ein paar Tagen wird er zustimmen. Proudmoore wird sich deiner Führung anschließen, und nachdem er sich ein bisschen darüber beklagt hat, wird auch Thoras Trollbane meinen Aufstieg gutheißen.«
Etwas meldete sich in den Erinnerungen des Königs, ein Gedanke, den er zu artikulieren für nötig erachtete. »Kein … kein Herrscher kann gewählt werden, ohne … ohne das Einverständnis von Dalaran und den Kirin Tor …« Er rang darum, den Gedanken zu Ende zu führen. »Auch sie sind Mitglieder der Allianz …«
»Aber wer kann einem Zauberer trauen?«,
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