WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
ein.
Niemand bemerkte den jungen Nachtelf, als er sich schnell vom Schauplatz entfernte. Er hatte sich von seiner Wut überwältigen lassen und nach dem offensichtlichsten Ziel geschlagen. Illidan war froh, dass die Wachen nicht die Wahrheit erkannt hatten und dass Tyrande bereits fort und nicht Zeugin seines Wutausbruchs geworden war.
Er war auch froh, dass die Männer der Mondgarde ihre magischen Barrieren um den Käfig errichtet hatten … denn wären die Schutzzauber nicht gewesen, hätte er die Kreatur im Käfig
umgebracht
.
Neun
Sie starben überall.
Wohin Brox auch blickte, sah er seine Kameraden sterben. Garno, mit dem er aufgewachsen war, der praktisch sein Bruder gewesen war, fiel als Nächster. Sein Leib wurde in Stücke gehackt von der kreischenden Klinge eines der feurigen Giganten mit ihren höllischen, gehörnten Fratzen, aus denen spitze Zähne drohten. Der Dämon selbst starb nur wenige Sekunden später durch Brox' Hand. Der Orc sprang auf die Schultern des Teufelsmonsters, und mit einem Schrei, der selbst diese fürchterliche Kreatur zögern ließ, wurde Garnos Mörder trotz seiner lodernden Rüstung in zwei Hälften gespalten.
Doch die Legion griff weiter an und dezimierte die Orcs. Nur eine Handvoll Verteidiger war noch übrig, und mit jeder Minute fand ein weiterer Orc den Tod.
Thrall hatte befohlen, den Pass zu halten, damit die Legion hier nicht durchbrach. Hilfe war bereits unterwegs, aber die Horde benötigte Zeit. Sie brauchte Brox und seine Kameraden.
Sie wurden weniger und weniger. Duun war nicht mehr. Sein Schädel sprang bereits seit mehreren Sekunden über den blutgetränkten Boden, als ihm endlich auch der riesige Leib nachfolgte. Fezhar lag tot da, doch die Überreste seines Körpers waren nicht wiederzuerkennen. Er war von einer Woge unnatürlicher, grüner Flammen erfasst worden, die einer der Dämonen gegen ihn gespien hatte, ein Feuer, das den Leib des Orcs weniger verbrannt, als
aufgelöst
hatte.
Wieder und wieder hatte Brox' starke Axt seine schrecklichen Feinde gefällt, und dem Anschein nach niemals die gleiche Art von Kreatur zweimal. Doch wann immer er den Schweiß von seiner Stirn wischte und nach vorne blickte, sah er nur noch mehr von ihnen.
Und mehr und mehr …
Jetzt stand nur noch er gegen sie. Stand gegen eine kreischende, hungrige See von Monstern, die alle nichts anderes im Sinn hatten als die absolute Vernichtung jeglichen Lebens.
Und als sie sich auf den einzigen Überlebenden stürzten –
erwachte Brox.
Der Orc zitterte in seinem Käfig, und das der Kälte wegen. Nach mehr als tausend Alpträumen hätte er gedacht, er wäre immun gegen die Schrecken, die sein Unterbewusstsein immer von Neuem von den Toten erweckte. Doch jedes Mal, wenn die Bilder über ihn herfielen, kamen sie mit neuer Wucht, neuem Schmerz.
Neuer Schuld.
Brox hätte damals sterben sollen. Er hätte mit seinen Kameraden untergehen sollen. Sie hatten das Höchste aller Opfer für die Horde gebracht, doch er hatte überlebt. Es war nicht richtig.
Ich bin ein Feigling …
dachte er wieder.
Wenn ich härter gekämpft hätte, wäre ich jetzt bei ihnen.
Aber als er Thrall dies erzählt hatte, hatte der Kriegshäuptling nur den Kopf geschüttelt und gesagt: »Niemand hat härter gekämpft als du, alter Freund. Deine Narben beweisen es. Die Kundschafter sahen dich kämpfen, als sie sich näherten. Du hast deinen Kameraden, deinem Volk, einen ebenso großen Dienst erwiesen wie jene, die starben …«
Brox hatte Thralls Dankbarkeit akzeptiert, doch niemals das, was der Anführer der Horde gesagt hatte.
Und jetzt war er hier, eingepfercht wie ein Schwein, das darauf wartete, von diesen arroganten Kreaturen geschlachtet zu werden. Sie starrten ihn an, als sei er eine Missgeburt mit zwei Köpfen und staunten über seine Hässlichkeit. Nur die junge Frau, die Schamanin, hatte ihm Respekt und Fürsorge entgegengebracht.
In ihr spürte er die Macht, von der sein eigenes Volk sprach, den alten Weg der schamanischen Magie. Mit einem einfachen Gebet zum Mond hatte sie die feurige Wunde geheilt, die ihr Freund ihm geschlagen hatte. Sie besaß wahrlich eine große Gabe, und Brox fühlte sich geehrt, dass sie ihm ihren Segen gab.
Nicht, dass dies auf lange Sicht einen großen Unterschied gemacht hätte. Der Orc zweifelte nicht daran, dass diese Nachtelfen bald eine Entscheidung darüber treffen würden, auf welche Weise sie ihn hinrichten wollten. Aber was sie von ihm erfahren hatten,
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