WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
bin.«
Der Magier kämpfte mit seiner lückenhaften Erinnerung. Natürlich wusste er, wer das war, aber der Name fiel ihm einfach nicht ein. Sein Körper verkrampfte sich, und sein Blut schien zu kochen, während er gegen den Nebel in seinem Geist ankämpfte. Krasus wusste, dass er den Namen des Riesen nennen musste, sonst würde man ihn verstoßen, und er würde die anderen niemals vor der Gefahr warnen können, die seine Anwesenheit in dieser Zeit möglicherweise darstellte.
Und dann, nach einer gewaltigen Anstrengung, stieß er den Namen, den er so gut wie seinen eigenen hätte kennen sollen, endlich hervor. »Du bist
Tyranastrasz
… Tyran, der Gelehrte, Gefährte von Alexstrasza!«
Der Stolz in seiner Stimme, als er sich an Namen und Titel des dunkelroten Riesen erinnerte, musste deutlich hörbar gewesen sein, denn Tyranastrasz lachte lauthals auf – beinahe wie ein Mensch.
»Du gehörst tatsächlich zu uns, auch wenn ich dich nicht erkenne. Der, der dich herbrachte, hat mir einen Namen genannt, aber er ist offensichtlich falsch, denn bei uns wird ein Name nur ein einziges Mal vergeben.«
»Er ist nicht falsch«, beharrte der Drachenmagier. »Und ich kann dir auch erklären, warum er es nicht ist.«
Alexstraszas Gefährte schüttelte sein mächtiges Haupt. Rauch kräuselte sich aus seinen Nüstern empor. »Die Erklärung, die du genannt hast, wurde uns berichtet, doch sie ist so unglaublich, dass sie nicht wahr sein
kann
. Was du sagst, gehört ins Reich von Nozdormu, dem Zeitlosen. Aber selbst er wäre nicht so unvorsichtig die Dinge zu tun, die du unterstellst.«
»Er ist ganz einfach verwirrt«, sagte der Beobachter aus dem Wald. »Einer von uns, aber verletzt durch eine Waffe oder einen Unfall.«
»Vielleicht …« Tyranastrasz überraschte die anderen Drachen, als er den Kopf neigte, bis er fast auf einer Höhe mit Krasus war. »Aber da du mich erkannt hast, ist meine Frage beantwortet. Du gehörst zum Schwarm und hast daher das Recht, die innersten Bereiche des Nests zu betreten. Komm mit! Ich bringe dich zu der, die diese Sache klären kann, denn sie kennt ihren Schwarm, so wie sie all ihre Kinder kennt. Sie wird dich erkennen und daher auch die Wahrheit …«
»Du wirst mich zu Alexstrasza bringen?«
»Zu wem sonst? Klettere auf meinen Hals, wenn du dazu in der Lage bist.«
Trotz seiner körperlichen Schwäche gelang es Krasus problemlos, nach oben zu klettern. Die Hoffnung, endlich Hilfe zu finden, trieb ihn ebenso sehr an wie die Aussicht, seine Geliebte wieder zu sehen, selbst, wenn sie ihn nicht erkennen sollte.
Der riesige Drache trug Krasus durch ein Labyrinth aus Tunneln und Kammern, die er hätte erkennen sollen, die ihm aber fremd erschienen. Ab und zu regte sich eine Erinnerung, aber es war nie genug, um den Magier zufrieden zu stellen. Selbst die anderen Drachen des roten Schwarms, denen sie auf ihrem Flug begegneten, waren ihm nicht mehr vertraut, obwohl er sie einst alle gekannt hatte.
Er wünschte sich, er wäre wach gewesen, als der Beobachter ihn hierher brachte. Vielleicht hätte die Landschaft rund um die Höhle des roten Schwarms seine Erinnerungen geweckt. Außerdem gab es sicher keinen großartigeren Anblick als den der Drachen auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Die gewaltigen Berge noch einmal zu sehen und die großen Löcher in den Wänden der Klippen, von denen jedes in Alexstraszas Reich führte. Zahllose Jahrhunderte waren seitdem vergangen, und Krasus hatte das Ende des Zeitalters der Drachen stets bedauert.
Sollte es mir gelingen, sie zu überzeugen, wird sie mir das Land der Drachen vielleicht ein letztes Mal zeigen … bevor sie entscheidet, was mit mir geschieht.
Tyranastraszs gewaltiger Körper glitt mühelos durch die hohen glatten Tunnel. Krasus fühlte einen Stich der Eifersucht, denn er war gezwungen, mit seiner Geliebten in diesem schwachen sterblichen Körper zu sprechen. Er mochte die niederen Völker und genoss es, Zeit mit ihnen zu verbringen, aber nun, da vielleicht seine Existenz auf dem Spiel stand, hätte er sein wahres Aussehen bevorzugt.
Ein helles, aber dennoch angenehmes Licht erschien plötzlich vor ihnen. Das rötliche Leuchten wärmte Krasus innerlich und äußerlich, als sie sich ihm näherten. Es erinnerte ihn an seine Kindheit, daran, wie er gelernt hatte, nicht nur auf der Erde, sondern auch am Himmel aufzuwachsen. Flüchtige Erinnerungen an sein Leben tanzten in seinen Gedanken, und zum ersten Mal seit seiner Ankunft in dieser Zeit
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