WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
fühlte sich der Drachenmagier beinahe wie er selbst.
Sie erreichten die Quelle des majestätischen Leuchtens. Es war der Eingang zu einer gewaltigen Höhle. Tyranastrasz kniete nieder, senkte den Kopf und sprach: »Mit deiner Erlaubnis, mein Leben, meine Liebe …«
»Immer«, antwortete eine Stimme, die ebenso fein, wie machtvoll klang. »Für dich bin ich immer da.«
Erneut spürte Krasus einen Stich der Eifersucht, doch er wusste, dass die Sprecherin ihn ebenso sehr geliebt hatte, wie den Leviathan, auf dem er ritt. Die Königin des Lebens schenkte diese Liebe nicht nur ihren Gefährten, sondern dem ganzen Schwarm. In Wahrheit liebte sie sogar alle Wesen dieser Welt, obwohl es sie nicht davon abhielt, die zu zerstören, die den Rest bedrohten.
Und das war etwas, das er gegenüber Rhonin absichtlich nicht erwähnt hatte. Bereits früh hatte Krasus erkannt, dass man weitere Störungen der Zeitlinie vermutlich beheben konnte, indem man die Objekte entfernte, die nicht hinein gehörten.
Um zu verhindern, dass sich die Geschichte noch stärker veränderte, musste Alexstrasza vielleicht ihn und den menschlichen Magier töten.
Als er und Tyranastrasz die Höhle betraten, verschwanden alle Sorgen über sein Schicksal aus Krasus' Gedanken, denn er stand derjenigen gegenüber, die auf ewig über sein Herz und seine Seele herrschen würde.
Das angenehme Leuchten, das jede Ecke und jeden Spalt der großen Höhle erfüllte, ging von dem schimmernden roten Drachen aus. Alexstrasza war die Größte ihrer Art, doppelt so gewaltig wie der Riese, auf dem Krasus ritt. Trotzdem spürte man die angeborene Sanftheit, die ihren mächtigen Körper erfüllte. Noch während Krasus sie betrachtete, zog die Königin des Lebens ein zerbrechliches Ei unter ihrem Körper hervor und legte es in einen rauchenden Spalt, wo sie es sorgfältig sicherte.
Sie war von zahlreichen Eiern umgeben, die aus ihrem letzten Gelege stammten. Jedes war rund einen Fuß hoch – was groß war, wenn man es mit normalen Eiern verglich und winzig, wenn man die betrachtete, die sie gelegt hatte. Krasus zählte drei Dutzend. Nur die Hälfte davon würde schlüpfen und eine weitere Hälfte würde sterben, bevor sie ausgewachsen war. Doch das war der Weg des Drachen – auf einen harten Anfang folgte ein Leben voll von Ruhm und Wundern.
Rund um die Eier wuchsen blühende Pflanzen, die es unterirdisch und bei diesen Bedingungen eigentlich nicht hätte geben dürfen. Krasus sah Efeugewächse an den Wänden und ausgedehnte Teppiche aus purpurnen Blumen. Goldene Dahlien zierten eine Seite des Nests, während Rosen und Orchideen den Bereich umgaben, wo Alexstrasza saß. Jede Pflanze blühte und wurde genährt von der Anwesenheit der Königin des Lebens.
Ein kristallklarer Bach floss durch die Höhle und kam so nah an die Königin heran, dass sie jederzeit, wenn ihr danach war, einen Schluck daraus trinken konnte. Das sanfte Plätschern sorgte für eine ruhige und gelassene Stimmung in dem unterirdischen Reich.
Krasus' Drache senkte den Kopf, damit sein winziger Reiter absteigen konnte. Der Drachenmagier ließ Alexstrasza nicht aus den Augen, als er den Höhlenboden betrat und niederkniete.
»Meine Königin …«
Aber sie sah nicht ihn an, sondern den großen Drachen, der ihn hierher gebracht hatte. »Tyranastrasz … würdest du uns für eine Weile allein lassen?«
Wortlos verließ der Leviathan den Raum. Die Königin des Lebens wandte ihren Blick Krasus zu, schwieg jedoch. Er kniete vor ihr und wartete auf ein Zeichen des Erkennens, erhielt aber keines.
Schließlich ertrug Krasus die Stille nicht mehr und keuchte: »Meine Königin, meine Welt, wie kann es sein, dass gerade du mich nicht erkennst?«
Sie betrachtete ihn durch zusammengekniffene Augen, bevor sie antwortete. »Ich weiß, was ich fühle und ich weiß, was ich spüre. Aus diesen Gründen habe ich über die Geschichte, die du den anderen erzählt hast, ernsthaft nachgedacht. Ich habe bereits beschlossen, was geschehen muss, doch zuerst möchte ich mit einem anderen reden, dessen weise Ansichten mir ebenso lieb wie meine eigenen sind … Ah! Hier kommt er bereits!«
Aus einem anderen Gang trat ein männlicher Drache, der nur etwas kleiner als Tyranastrasz war. Der Neuankömmling bewegte sich behäbig, als wäre jeder Schritt mit großen Anstrengungen verbunden. Sein Körper war lang gezogen und zeigte verblichene rötliche Schuppen. Seine Augen waren trüb und auf den ersten Blick erschien er
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