WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
an dem hageren Körper des Drachenmagiers. Krasus fühlte sich, als habe jemand einen Teil aus ihm herausgerissen. Sein Gedächtnis war immer noch voller Lücken, und er befürchtete, dass seine Schwäche weiter zunehmen würde, ihm nur noch wenig Zeit blieb.
Nein! Ich werde mich nicht der Verzweiflung hingeben! Nicht ich!
Er zwang sich zum Aufstehen und sah sich um. Für einen Menschen oder einen Orc wäre die Höhle absolut dunkel gewesen, aber Krasus vermochte das Innere fast so gut zu erkennen, als läge es im Licht des Tages. Er sah gewaltige, spitz zulaufende Stalaktiten und Stalagmiten, Risse und Vorsprünge in den Wänden und bemerkte sogar die kleinen blinden Echsen, die über den Fels huschten.
Leider entdeckte er keinen Ausgang.
»Ich habe keine Zeit für diese Spiele!«, zischte er in den leeren Raum hinein. Seine Worte hallten von den Wänden wider, schienen ihn mit jedem Echo verhöhnen zu wollen.
Etwas musste ihm entgangen sein. Man hatte ihn gewiss aus einem ganz bestimmten Grund hierher gebracht … aber aus welchem?
Dann erinnerte sich Krasus an die Bräuche seines Volks, Bräuche, die auf Nicht-Drachen äußerst grausam wirken konnten. Ein grimmiges Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
Der Magier richtete sich auf und drehte sich langsam im Kreis, ohne auch nur einmal zu blinzeln. Gleichzeitig rezitierte er eine rituelle Begrüßung, geschrieben in einer Sprache, die älter als die Welt war. Er wiederholte die Grußformel dreimal und betonte die Nuancen in einer Weise, die nur jemand kennen konnte, der die Sprache in ihrer Urform erlernt hatte.
Wenn er damit nicht die Aufmerksamkeit seiner Wächter erregte, wusste er auch nicht mehr weiter.
»Es spricht die Sprache derer, die Himmel und Erde an ihren Platz rückten«, donnerte jemand. »Die, die uns erschaffen haben.«
»Es muss zu uns gehören«, sagte ein anderer, »denn es gehört sicherlich nicht zu ihnen.«
»Wir müssen mehr erfahren.«
Und plötzlich erschienen sie wie aus dem Nichts rund um die kleine Gestalt … Vier gewaltige rote Drachen setzten sich neben Krasus. Ihre weltumspannenden Flügel falteten sie würdevoll hinter ihnen zusammen. Sie betrachteten den Magier, als sei er ein kleiner, aber schmackhafter Krümel Nahrung.
Wenn sie glaubten, damit seine scheinbar primitiven Sinne erschrecken zu können, so lagen sie damit erneut falsch.
»Sicherlich einer von uns«, murmelte ein schwerer männlicher Drache, dessen Geschlecht an seinem Schuppenkamm zu erkennen war. Er schnaubte und schickte Rauchwolken in Krasus' Richtung.
»Dasss isst der Grund, ausss dem ich ihn herbrachte«, entgegnete ein kleinerer Leviathan bitter. »Dasss … und ssseine ständigen Klagen …«
Krasus, den der Rauch nicht störte, wandte sich gelassen an ihn. »Wenn du die Vernunft gebraucht hättest, die dir der Schöpfer gegeben hat, dann hättest du mich und die Dringlichkeit meiner Warnung sofort erkannt! Wir hätten uns den chaotischen Rückzug aus dem Reich des Waldgottes sparen können.«
»Ich bin mir immer noch nicht sssicher, dasss es kein Fehler war, dich hierher zu bringen!«
»Wo ist hier?«
Alle vier Drachen legten überrascht den Kopf zurück, und einer der beiden weiblichen antwortete. »Wenn du wirklich zu uns gehörst, kleiner Drache, dann sollte dir dieser Ort so vertraut sein wie dein Nest …«
Krasus verfluchte seine fehlende Erinnerung. Es konnte sich nur um einen Ort handeln. »Dann bin ich in den Heimathöhlen? Im Reich der geliebten Alexstrasza, der Königin des Lebens?«
»Du wolltest hierher kommen«, erinnerte ihn der kleinere Drache.
»Aber …«, unterbrach ihn der zweite weibliche Drache. Sie war jünger und schlanker als die anderen. »Kommt er von hier aus auch noch weiter?«
»Er kommt so weit, wie er wünscht«, mischte sich eine neue Stimme ein. »Wenn er mir eine einfache Frage beantworten kann.«
Die vier Leviathane und Krasus drehten sich um und entdeckten einen fünften und offensichtlich wesentlich älteren Drachen, der plötzlich hinter ihnen saß. Im Gegensatz zu den beiden anderen männlichen Drachen verfügte er über einen prächtigen Schuppenkamm, der vom Kopf bis über die Schultern verlief. Er übertraf das Gewicht der anderen Drachen um mehrere Tonnen, und allein schon seine Klauen waren bereits größer als die kleine Gestalt in der Mitte zwischen den Giganten.
»Wenn du trotz der Verkleidung, die du trägst, wirklich zu uns gehörst«, donnerte der Drachen, »musst du wissen, wer ich
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