WoW 06 - KdA 1 - Die Quelle der Ewigkeit
den riesigen Kriegern mit einem Fingerschnippen, ihm zu folgen und das Turmzimmer zu verlassen. Er wusste genau, wo er Azshara um diese Zeit finden würde.
Als er sich abwandte, schaute der Herr der Hunde ihm mit glühenden Steinaugen nach.
Während ihr Berater nur wenig schlief – in der letzten Zeit so gut wie gar nicht – nahm sich Azshara als Königin das Recht heraus, zu ruhen, wann immer ihr danach war. Schließlich musste sie in jeder Hinsicht perfekt sein und auch auf ihre Schönheit achten. Daher schlief die Herrscherin der Nachtelfen meistens den ganzen Tag lang, um dem harten, brennenden Sonnenlicht zu entgehen.
Dementsprechend reagierte Azshara im ersten Moment nicht gerade freundlich, als eine verschüchterte Dienerin eintrat. Die junge Frau fiel rasch vor dem raumfüllenden runden Bett auf die Knie und verschwand beinahe hinter dem Vorhang, der es umgab.
Mit einer lässigen Handbewegung erlaubte das Licht der Lichter der Dienerin zu sprechen.
»Herrin, vergebt meiner Wenigkeit, aber der Lord-Berater bittet um eine Audienz. Er sagt, er habe etwas, das euch interessieren würde.«
Azshara konnte sich im Moment nichts vorstellen, das sie dazu bringen könnte, ihr Bett zu verlassen, auch nicht für ihren Berater. Sie spitzte die Lippen, während silbernes Haar über ihre Kissen floss, und überlegte, ob sie Xavius fortschicken sollte.
»Lass ihn fünf Minuten warten«, schnurrte sie schließlich und begann sich kunstvoll in Pose zu legen. Sie kannte Xavius' Geschmack und wusste diesen Vorteil zu nutzen. Der Berater glaubte vielleicht, seiner Monarchin überlegen zu sein, doch als Frau war sie jedem Mann überlegen. »Dann erlaube ihm, einzutreten.«
Die Dienerin hinterfragte die Entscheidung ihrer Herrin nicht. Azshara beobachtete aus halb geschlossenen Augen, wie sie den Raum verließ. Dann streckte sie sich elegant und bereitete sich auf das Treffen mit ihrem wichtigsten Berater vor.
Die junge Dienerin kehrte nervös zurück. Xavius wartete bereits seit mehreren Minuten. Sie hielt den Kopf gesenkt, was den Ausdruck auf ihrem Gesicht verbarg, und führte den Berater durch dicke, kunstvoll bearbeitete Eichentüren in die Privatgemächer der Königin.
Nur wenige Male hatte er es gewagt, sie in diesem intimen Bereich aufzusuchen. Xavius ahnte, was ihn erwartete. Azshara würde makellos und verführerisch wirken und dabei so tun, als bemerke sie selbst nichts davon. Sie spielte dieses Spiel gern und gut, aber er war darauf vorbereitet. Er war ihr in seinem Denken stets voraus.
Tatsächlich lag die Königin der Nachtelfen ausgestreckt auf ihrem Bett, einen Arm hinter dem Kissen. Zwei in Seide gehüllte Dienerinnen knieten in ihrer Nähe. Ein silbernes Tablett mit einer smaragdgrünen Karaffe voller Wein stand in Reichweite und ein halb gefüllter Kelch verriet, dass sie ihn bereits gekostet hatte.
»Mein über alles geschätzter Lord-Berater«, hauchte sie. »Ihr müsst eine furchtbar wichtige Mitteilung für mich haben, wenn Ihr zu solcher Stunde um eine Audienz ersucht.« Das dünne, glänzende Tuch der Zudecke betonte ihren makellosen Körper.
Er legte die Faust auf sein Herz und stützte ein Knie auf den Boden. Lord Xavius blickte auf den weißen Marmorboden und antwortete: »Licht der Lichter, geliebtes Herz des Volkes, ich danke Euch für die Zeit, die Ihr mir gewährt. Es tut mir Leid, Euch jetzt zu stören, aber ich habe ein hochinteressantes Geschenk mitgebracht, ein Geschenk, das der Königin der Nachtelfen, der Königin der Welt würdig ist. Wenn ich es hereinbringen dürfte?«
Er sah auf und bemerkte, dass er ihre volle Aufmerksamkeit hatte. Ihre verschleierten Augen konnten ihre wachsende Neugier und Erwartung nicht verbergen. Azshara richtete sich halb in ihrem Bett auf. Das Tuch bedeckte ihren Oberkörper gerade eben.
»Das interessiert mich, mein lieber Xavius. Ich gewähre dir die Ehre, mir dein Geschenk zu präsentieren.«
Der große Berater erhob sich, drehte sich zur Tür und schnippte mit den Fingern.
Man hörte überraschte Rufe außerhalb des Zimmers, dann stürmten zwei aufgelöst wirkende Dienerinnen ins Innere, wo sie wohl den Schutz und die Geborgenheit ihrer Herrin suchten. Stirnrunzelnd beugte sich Azshara vor, allerdings nicht so weit, dass die Bettdecke herab fiel.
Die vier furchterregenden Krieger marschierten in einer Zweierreihe in die Privatgemächer der Königin. Sie waren so groß, dass sie sich im Türrahmen ducken mussten, um nicht mit
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