WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
langsam zwischen den Zelten verschwand. Er knurrte tief. »Er missversteht viel… und noch mehr unterschätzt er.«
»Es ist alles in Ordnung. Wünschst du etwas?«
Der Orc hob die Schultern. »Nichts.«
»Du bist zurückgekommen, weil ich hier mit Illidan stand, nicht wahr?«
»Dieser Unwürdige schuldet dir viel, Schamanin… und schuldet diesem hier mehr.«
Die Priesterin runzelte die Stirn. »Was willst du damit sagen?«
Brox bewegte die Finger der Hand, die Illidan einst verbrannt hatte. »Nichts, Schamanin. Gar nichts.«
»Ich danke dir für deine Hilfe, Broxigar. Mir ist nichts passiert… und auch Malfurion wird nichts passieren. Das weiß ich.«
Der Orc grunzte. »Das hoffe ich auch.«
Aber seine Blicke waren weiter auf Illidans Rücken gerichtet.
Rhonin beobachtete die Unterhaltung zwischen dem Orc und der Priesterin. Er wusste, weshalb Brox zu Tyrande gegangen war. Illidans Zuneigung zu ihr grenzte an Besessenheit. Der Zauberer schien sich keine großen Sorgen um das Leben seines Bruders zu machen. Stattdessen – zumindest wirkte es auf Rhonin so – benutzte er dessen Abwesenheit, um Tyrande für sich zu gewinnen.
Doch diese Dreiecksgeschichte unter Nachtelfen interessierte ihn nicht sonderlich. Seine Gedanken kreisten um die Ereignisse im Wald. Rhonin war natürlich erleichtert, dass Krasus und der Druide überlebt hatten. Doch ihr Sieg verstörte ihn auch mehr als alles andere, was er seit seiner Ankunft in dieser Welt erlebt hatte.
Sie hatten gegen Hakkar, den Hundemeister, gekämpft. Der Name allein jagte einen Schauer über Rhonins Rücken, denn mit seiner Peitsche konnte der Dämon zahllose Teufelsbestien zu sich rufen. Sie waren der Schrecken eines jeden Zauberers. Niemand wusste, wie viele Dalaran-Magier während der zweiten Invasion der Brennenden Legion gestorben waren.
Rhonin fürchtete den Hundemeister also aus gutem Grund, aber etwas anderes fürchtete er noch mehr.
Hier, in der Vergangenheit, fürchtete er den Tod des Hundemeisters.
Hakkar war in der Zukunft gestorben. Der Dämon hatte den Krieg gegen die Nachtelfen überlebt.
Aber nicht dieses Mal. Dieses Mal war er getötet worden… und das bedeutete, dass die Zukunft sich geändert hatte.
Und es bedeutete auch, dass dieser erste Krieg, trotz des Siegs über einen mächtigen Dämon, verloren werden konnte.
Die Hippogriffs glitten unter den kraftvollen Schlägen ihrer gewaltigen Flügel hoch über das Land. Sie waren zwar nicht so schnell wie Drachen, doch nur wenige andere Wesen konnten sich mit ihrer Schnelligkeit messen. Diese Tiere lebten für den Flug, und Krasus spürte ihre Begeisterung, als sie sich gegenseitig über Hügel, Flüsse und Wälder jagten.
Der Drachenmagier, der den Himmel ebenso sehr liebte, hob den Kopf und genoss den Wind, der durch sein Haar wehte. Seit seiner Verwandlung hatte er dieses Gefühl nicht mehr gehabt. Er lächelte, als er an seinen ersten gemeinsamen Flug mit Alexstrasza dachte. An diesem Tag war er zu ihrem Gefährten geworden, und sie hatten das Ritual der ersten Paarung begonnen.
Während des Rituals hatte Krasus – oder Korialstrasz in seiner wahren Gestalt – die wesentlich größere Königin unzählige Male umkreist, um ihr seine Stärke und Wendigkeit zu demonstrieren. Währenddessen war sie einen großen Kreis um das gesamte Drachenreich geflogen. Dabei hatte sie ihre Geschwindigkeit konstant gehalten, nicht zu schnell und nicht zu langsam. Ihr neuer Gefährte sollte ihr zwar seine Stärke beweisen, aber er musste mit seinen Kräften haushalten, um sich später noch mit ihr paaren zu können.
Korialstrasz hatte alle möglichen Manöver vorgeführt, um sie zu beeindrucken. Er flog auf dem Rücken. Er schoss zwischen engen Bergspitzen hindurch. Er hatte sich sogar einer Felsspitze entgegen fallen lassen und war dem Tod nur um Schuppenbreite entgangen. Er war sicherlich draufgängerisch gewesen, aber das gehörte zum Spiel, war Teil des Rituals.
»Meine Alexstrasza…«, flüsterte Krasus dem Wind zu, als die Erinnerung verschwand. Vielleicht war es eine einzelne Träne oder vielleicht auch nur ein Regentropfen, der über sein Gesicht rollte. Was es auch war, der Wind riss es davon, und Krasus konnte sich wieder auf die Reise konzentrieren, die vor ihm lag.
Die Landschaft wurde felsiger und hügeliger. Sie hatten fast die Hälfte der Strecke zurückgelegt. Krasus war zufrieden, aber auch ungeduldig. Etwas stimmte nicht, und er ahnte, wer daran schuld
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