WoW 07 - KdA 2 - Die Dämonenseele
seine Umgebung zu erkennen. Erst dann sah er, dass Ysera verschwunden war.
Nein, sie war nicht verschwunden. Sie stand nur einige Schritte entfernt, hatte aber jetzt ihre wahre Gestalt angenommen. Vor Malfurion erhob sich ein gewaltiger Drache mit glitzernden grünen Schuppen. Korialstrasz, der einzige andere Drache, den der Druide je gesehen hatte, war weitaus kleiner als sie.
Doch sie war nicht allein. Das entdeckte der Nachtelf, als er sich umsah. Drei weitere riesenhafte Drachen standen neben ihm in der großen Kammer. Der Rote musste Alexstrasza sein, die Königin, nach der Krasus suchte. Sie wirkte ebenso schön und würdevoll wie Ysera, gleichzeitig aber auch lebendiger. Neben ihr stand ein männlicher Drache, dessen Schuppen offenbar je nach Laune silbrig oder bläulich schimmerten. Er wirkte beinahe schon amüsiert.
Der gewaltige schwarze Drache, den Malfurion als nächstes betrachtete, jagte ihm einen Schauer über den Rücken. Er strahlte eine geballte Macht aus, die Stärke der Erde… und mehr. Malfurion musste sich von dem schwarzen Riesen abwenden, weil sein Anblick Unwohlsein in ihm auslöste. Das lag nicht daran, dass zwei Drachen aus seinem Clan den Druiden und seinen Begleiter verfolgt hatten. Es lag an dem, was er ausstrahlte.
Malfurion hatte sich abgewandt, um ein wenig Ruhe zu finden, doch dafür hatte er die falsche Richtung gewählt, denn nun sah er, worauf die Drachen sich konzentrierten.
Sie war so klein, dass sie in seine Handfläche gepasst hätte. In der Tatze des Schwarzen wirkte sie wie ein Staubkorn.
»Seht ihr?«, brummte der Schwarze. »Sie ist bereit. Wir warten nur noch auf den richtigen Moment.«
»Und wann wird dieser Moment kommen?«, fragte Alexstrasza.
»Jeden Tag zerstören die Dämonen das Land. Wenn die Kommandanten der Legion sich nicht auf die Nachtelfen konzentrieren würden, wären die anderen Reiche bereits verloren.«
»Ich verstehe deine Sorge… aber die Drachenseele sollte erst eingesetzt werden, wenn die Himmel miteinander übereinstimmen. So muss es sein.«
Der rote Aspekt betrachtete die goldene Scheibe. »Dann wollen wir beten, dass sie all deine Erwartungen erfüllt, Neltharion. Lasst uns dafür beten, dass sie unsere Welt errettet.«
Der Schwarze nickte. Malfurion wartete auf Yseras Zeichen und betrachtete währenddessen neugierig die Scheibe. Seine Hoffnung nahm zu. Die Drachen handelten. Sie hatten eine Lösung gefunden, einen Talisman, der Kalimdor vor der Brennenden Legion retten würde.
Seine Neugier gewann die Oberhand. Er schwächte seine Verbindung zu Ysera und hoffte, dass sie zu abgelenkt war, um zu bemerken, was er tat. Mit seinem Geist griff er nach der goldenen Scheibe, die so unscheinbar wirkte, aber doch mit solcher Kraft gefüllt war, dass selbst die Drachen beeindruckt wirkten. Dagegen mussten auch die Dämonen hilflos sein…
Ein Schutzzauber umgab die Drachenseele. Als der Druide sie untersuchte, fiel ihm etwas Merkwürdiges auf. Jeder große Drache hatte seine eigene Aura – so wie jedes Wesen –, und jetzt spürte Malfurion einige dieser Auren. Er spürte zuerst die von Ysera, dann Alexstraszas und die des Blauen. Die Aura des schwarzen Drachen war ebenfalls vorhanden, aber nicht auf die gleiche Weise. Seine schien mit denen der anderen verbunden zu sein, als kontrolliere er sie. Es wirkte auf den Druiden, als solle der Zauber die anderen davon abhalten, etwas im Inneren der Scheibe wahrzunehmen.
Malfurions Neugier stieg. Er benutzte Cenarius' Lehren, um in den Zauber einzudringen. Es fiel ihm leichter, als er erwartet hätte. Wahrscheinlich hatte der Schöpfer der Scheibe nie damit gerechnet, dass ein Druide versuchen würde, ihn zu überlisten. Malfurion drang tiefer ein und berührte schließlich die Kräfte im Kern der Scheibe.
Was er entdeckte, jagte einen Schock durch seinen Geist. Erschrocken zog er sich zurück. Trotz seiner Geistgestalt begann er zu zittern, konnte kaum verkraften, was er gespürt hatte. Malfurion blickte zurück zu dem schwarzen Drachen. Er war entsetzt über das, was der Leviathan erschaffen hatte.
Die Drachenseele, die Kalimdor retten sollte, war ebenso bösartig… wie die Brennende Legion.
Dreizehn
Die Dämonen neigten dazu, alles abzuschlachten, was ihren Weg kreuzte. Captain Varo'then war jedoch der Ansicht, dass man Gefangene für Verhöre benötigte, und es war ihm nach langen Diskussionen gelungen, Archimonde ebenfalls davon zu überzeugen. Doch die Gefangenen, die der
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