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WoW 08 - KdA 3 - Das Erwachen

WoW 08 - KdA 3 - Das Erwachen

Titel: WoW 08 - KdA 3 - Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Knaak
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genossene Ausbildung der Schwesternschaft zwischen den Peinigern und ihrem viel zu zerbrechlichen, sterblichen Körper.
    Jeden Abend brachte ein Hochgeborener bei Sonnenuntergang einen Napf mit Nahrung in ihre Zelle. Der Napf und sein Inhalt – irgendein Eintopf, der vermutlich aus den Resten eines Abendessens bestand – wurden auf dem Zellenboden neben ihrer Sphäre abgesetzt. Tyrande musste nichts weiter tun, als ihren Wächtern sagen, dass sie hungrig sei, dann würde sich die Sphäre auf magische Weise senken. Der Elfenbeinlöffel, der stets im Brei steckte, war schmal genug, um durch die Lücke zu passen.
    Tyrande hatte bisher jede Nahrung verweigert, schließlich wusste sie, dass Lady Vashj ihren Tod wollte. Doch langsam wirkte sogar die kalte, undefinierbare Masse, die in dem Napf lag, appetitlich. Ein einziger Bissen hätte der Priesterin gereicht, um ihre Stärke für einen weiteren Tag aufrecht zu erhalten, ein ganzer Napf hätte ihr eine Woche, vielleicht sogar länger genügt.
    Aber sie konnte nicht ohne fremde Hilfe essen, und fragen wollte sie nicht. Das wäre ein Anzeichen von Schwäche gewesen, das die Dämonen sicherlich ausgenutzt hätten.
    Jemand schloss die Tür auf. Tyrande wandte den Blick rasch vom Napf ab, um sich nichts von ihrem zunehmenden Hunger anmerken zu lassen.
    Ein grimmig aussehender Wächter zog die Tür auf. Hindurch trat ein Hochgeborener, den die Gefangene noch nie gesehen hatte. Seine bunte Robe wirkte kostbar, und es war ihm offensichtlich klar, dass er gut aussah. Im Gegensatz zu den meisten seiner Kaste war er athletisch gebaut. Noch auffälliger war jedoch seine blass-violette Haut und sein Haar – braun mit goldenen Strähnen. So etwas hatte Tyrande noch nie gesehen. Doch wie alle Hochgeborenen blickte auch er die Wache herablassend an.
    »Lass uns allein.«
    Der Soldat befolgte den Befehl ohne Zögern. Er schloss die Tür ab und verließ den Trakt.
    »Heilige Priesterin«, sagte der Hochgeborene. Von seiner herablassenden Art war plötzlich kaum noch etwas zu spüren. »Du könntest diese Situation für dich erleichtern.«
    »Mutter Mond gibt mir all die Erleichterung, die ich benötige. Ich wünsche und brauche nicht mehr.«
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich kaum merklich, doch Tyrande glaubte Bedauern darin zu erkennen. Sie ließ sich ihre Überraschung nicht anmerken. Sie hatte geglaubt, die Hochgeborenen seien Sklaven des Dämonenlords und ihrer Königin, doch dieser Nachtelf widersprach diesem Verdacht.
    »Priesterin …«, begann er.
    »Du kannst mich Tyrande nennen«, unterbrach sie ihn, in der Hoffnung, er würde sich vielleicht öffnen. »Tyrande Whisperwind.«
    »Mistress Tyrande, ich bin Dath'Remar Sunstrider«, entgegnete der Hochgeborene mit gewissem Stolz. »Wir dienen dem Thron seit zwanzig Generationen.«
    »Eine noble Ahnenreihe. Das ist ein Grund, stolz zu sein.«
    »Und das bin ich.« Doch als Dath'Remar diese Worte aussprach, zog ein Schatten über sein Gesicht. »So wie ich es sein sollte«, fügte er dann hinzu.
    Tyrande spürte, dass Dath'Remar etwas von ihr wollte. »Die Hochgeborenen haben dem Reich stets gedient und über das Volk und den Brunnen gewacht. Ich bin sicher, dass deine Ahnen keinen Fehler in deinem Handeln sehen würden.«
    Der Schatten strich erneut über sein Gesicht. Dath'Remar sah sich um. »Ich bin hier, um dich zu bitten, etwas zu essen.« Er hob den Napf vom Boden auf. »Ich würde dir gern mehr anbieten, aber das erlauben sie nicht.«
    »Danke, Dath'Remar, aber ich bin nicht hungrig.«
    »Die Nahrung enthält keine Drogen und auch kein Gift, Mistress Tyrande, auch wenn
einige
dies gerne sähen. Das kann ich dir versichern.« Der gut aussehende Hochgeborene nahm den Löffel und aß ein wenig von der braunen Masse. Dann verzog er das Gesicht. »Was ich dir nicht versichern kann, ist, dass es schmecken wird … und dafür entschuldige ich mich. Du verdienst etwas Besseres.«
    Sie dachte einen Moment lang darüber nach, dann ließ sie sich auf das Risiko ein. »Nun gut, ich werde etwas essen.«
    Die Sphäre reagierte auf ihre Worte und senkte sich. Dath'Remar nahm seinen Blick nicht von der Priesterin. Hätte ihr Herz nicht schon einem anderen gehört, hätte Tyrande den Hochgeborenen für höchst attraktiv gehalten. Er wirkte nicht so selbstgefällig wie die meisten seiner Kaste.
    Dath'Remar führte den vollen Löffel zu Tyrande. Das Elfenbein und die Nahrung, die sich darauf befand, leuchteten leicht auf, als sie den

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