WoW 09 - Arthas-Aufstieg des Lichkönigs
einfach Kael nennen sollt.«
»Es tut mir leid, Kael.«
Er blickte sie an und ein Hauch von Bedauern glitt über seine perfekten Gesichtszüge. Doch dieser Anflug eines Gefühls war so schnell wieder verschwunden, dass Jaina sich fragte, ob sie sich ihn nur eingebildet hatte. »Wie kommen Eure Studien voran?«
»Sehr gut«, sagte sie und erwärmte sich mehr für das Gespräch, nun, da es um schulische Dinge ging. »Seht!« Sie wies auf ein Eichhörnchen, das auf einem hohen Ast saß und an einem Apfel knabberte. Sie murmelte einen Zauber. Augenblicklich verwandelte sich das possierliche Tierchen in ein Schaf; ein komischer Ausdruck der Überraschung lag auf seinem Gesicht, als der Ast unter dem Gewicht brach und es hinunterfiel. Augenblicklich streckte Jaina die Hand aus und das Eichhörnchen-Schaf blieb mitten in der Luft hängen. Sanft ließ sie es unverletzt zu Boden sinken. Es blökte sie an, zuckte mit den Ohren und kurze Zeit später war es wieder ein höchst verwirrt blickendes Eichhörnchen. Es saß auf dem Hintern, schnatterte sie wütend an, klopfte mit dem buschigen Schwanz auf den Boden und sprang dann hinauf in den Baum.
Kael'thas lachte. »Gut gemacht! Ihr setzt keine Bücher mehr in Brand, hoffe ich doch mal?«
Jaina lief rot an und erinnerte sich an den Zwischenfall. Als sie noch neu gewesen war, war sie nicht sonderlich geschickt im Umgang mit Feuer gewesen. Sie hatte versehentlich ein Buch entzündet, während sie mit Kael'thas arbeitete – ein Buch, das er in Händen gehalten hatte. Danach hatte er angeordnet, dass sie für die nächsten Monate alle Feuerzauber in der Nähe der Teiche üben musste, die beim Gefängnis lagen. »Ähm... nein, das ist schon eine Weile nicht mehr passiert.«
»Ich bin froh, das zu hören, Jaina...« Er trat vor, warf den halb gegessenen Apfel weg und lächelte freundlich. »Das war übrigens ernst gemeint, als ich Euch nach Quel'Thalas eingeladen habe. Dalaran ist eine wundervolle Stadt und einige der besten Magier von Azeroth leben hier. Ich weiß, dass Ihr hier viel lernt. Doch ich glaube, es würde Euch gefallen, ein Land zu besuchen, wo die Magie ein fester Bestandteil der Kultur ist. Nicht nur Teil einer Stadt oder begrenzt auf eine Handvoll elitärer, ausgebildeter Magier. Wir sind von Geburt an mit Magie vertraut. Der Sonnenbrunnen durchdringt uns alle. Das interessiert Euch doch sicherlich, oder?«
Sie lächelte ihn an. »Das stimmt. Und ich würde gern eines Tages dorthin reisen. Doch im Augenblick schreiten meine Studien am besten hier voran.« Ihr Lächeln vertiefte sich. »Wo die Leute wissen, was zu tun ist, wenn ich mal wieder Bücher in Brand setze.«
Er lachte darüber, doch dann seufzte er traurig: »Vielleicht habt Ihr recht. Und nun, wenn Ihr mich entschuldigen würdet...« Er warf ihr ein schiefes Grinsen zu. »Erzmagier Antonidas verlangt einen Bericht über meine Zeit in Silbermond. Dennoch würde ich mich sehr über weitere Demonstrationen Eurer Ausbildungsfortschritte freuen... und gern mehr Zeit mit Euch verbringen.«
Kael'thas legte eine Hand auf sein Herz und verneigte sich. Jaina wusste nicht, wie sie reagieren sollte, und machte einen Knicks. Er bewegte sich wie das Sonnenlicht durch den Garten. Den Kopf hoch erhoben, jeder Zoll von ihm strahlte Selbstsicherheit und Anmut aus. Selbst der Schmutz schien nicht gewillt zu sein, seine Stiefel oder Gewänder zu besudeln.
Jaina aß den letzten Bissen vom Apfel, dann warf auch sie den Rest weg. Das Eichhörnchen, das sie zuvor verwandelt hatte, huschte kopfüber den Baumstamm hinab, um sich eine Beute zu sichern, die greifbarer war als der Apfel, der immer noch am Baum hing.
Zwei Hände bedeckten plötzlich ihre Augen.
Sie erschreckte sich, doch der Schrecken war nur von kurzer Dauer. Niemand, der eine Bedrohung darstellte, wäre in der Lage, die mächtigen Zauber zu überwinden, die die Stadt der Magier umgaben.
»Wer bin ich?«, flüsterte eine männliche Stimme, in der ein Hauch von Fröhlichkeit mitschwang. Jaina dachte mit zugehaltenen Augen nach und kämpfte gegen ein Lächeln an.
»Hm... Eure Hände sind schwielig, nicht die eines Zauberers«, sagte sie. »Ihr riecht nach Pferd und Leder...« Ihre eigenen kleinen Hände fuhren sanft über starke Finger und berührten einen großen Ring. Sie spürte einen Stein, die Form war... das Siegel von Lordaeron.
»Arthas!«, rief sie, Überraschung und Entzücken in der Stimme, als sie sich zu ihm umwandte. Er zog die Hände zurück
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