WoW 09 - Thall-Drachendämmerung
ihren Feind, um ihn in den Hals zu beißen und mit einem mächtigen Schlag ihres kräftigen Schwanzes zu erledigen. Als der leblose Körper zur Erde stürzte, erkannte sie zwei Dinge gleichzeitig.
Zum einen waren zwei Aspekte anwesend, beide in guter Verfassung zum Kämpfen. Und es waren viel zu wenige Zwielichtdrachen, besonders weil die Elite-Drakoniden, die normalerweise Wache an den Eingängen des Sanktums standen, zeitweise ihre Posten verlassen hatten, um in den Kampf einzugreifen. Sie konnten zwar nicht fliegen, aber jeder Drache, der das Pech hatte, verletzt in ihrer Nähe zu landen, wurde schnell getötet. Es war zu einfach. Und zum anderen - der ganze Kampf war auf einen Ort begrenzt...
Warum?
Eine bessere Taktik wäre es gewesen, die angreifenden Drachen aufzuteilen, sie zu umzingeln, von den schützenden Verteidigern wegzulocken und die Architektur des Tempels selbst als Waffe zu nutzen. Doch die Zwielichtdrachen blieben über der Spitze des Tempels auf einem Haufen, so dicht wie Ameisen, wo sie gute Ziele für Ysera und Alexstrasza abgaben.
Alexstraszas Magen verknotete sich, als eine namenlose, fast schon körperliche Furcht durch ihren Kopf schoss. Etwas stimmte hier überhaupt nicht.
„Löst euch vom Feind!", rief sie, ihre Stimme klang klar und stark. Ihre Furcht unterdrückte sie. „Lockt sie vom Tempel weg und greift sie einen nach dem anderen an!"
Die Drachen hörten es und verteilten sich augenblicklich in alle Richtungen. Die Zwielichtdrachen blieben auf einem engen Haufen, nur ein paar brachen aus. Für Alexstrasza wirkte das eher wie eine Formation, die ihrer Beute folgte. Und dann erkannte sie, was es war. Sie waren nicht hier, um anzugreifen. Sie sollten ablenken...
Die Explosion war sowohl physisch wie metaphysisch stark genug, um Alexstrasza Hals über Kopf durch die Luft taumeln zu lassen, hilflos wie ein frisch geschlüpfter Welpe, der in einem Zyklon gefangen ist. Sie streckte die Flügel aus und brüllte vor scharfem Schmerz überrascht auf, als sie beinahe zerfetzt wurde, doch sie schaffte es, sich zu fangen. Ihr ganzer Körper fühlte sich an, als sei sie von einem lebendigen Berg verprügelt worden, und einen langen Moment konnte sie nichts hören.
Aber sie konnte sehen. Und als der Schmerz durch ihren Körper schoss, wünschte sie, sie könnte es nicht. Der Wyrmruhtempel stand noch. So gerade eben. Mehrere der herrlichen, anmutigen Bogen waren zerschmettert, die Überreste wirkten wie geschmolzenes Eis. Magische rote Energie stieg vom Fuß des Tempels auf.
Und am Fuß des Tempels waren...
„Die Sanktümer!", schrie jemand. „Unsere Kinder!"
Viele von ihnen stürzten nach unten und für einen schrecklichen Moment, der ewig zu dauern schien, fand Alexstrasza ihre Stimme nicht.
Das Rubinsanktum... die Kinder... Korialstrasz…!
Als sie schließlich wieder sprechen konnte, wollte sie selbst nicht glauben, was sie sagte.
„Bleibt standhaft!", rief sie. „Wir können es uns nicht erlauben, noch jemanden zu verlieren! Treibt den Feind weg, mein Schwarm! Sie dürfen uns nicht noch mehr schaden!"
Viele ihrer eigenen roten Drachen sammelten sich bei ihrem erregten Ruf, konzentrierten ihre Wut, Trauer und Angst auf das, was sie fürchteten. Die Zwielichtdrachen schienen von der Wildheit erschreckt und flohen.
Alexstrasza folgte ihnen nicht. Sie faltete ihre Flügel und stieß nach unten, ihr Herz pochte ängstlich, voller Panik, was sie vorfinden würde.
***
Der Vater des Zwielichts stand auf einem der vielen Berge, die sich über der Drachenöde erhoben. Er schien nicht zu frieren, während der Wind an seinem Kapuzenmantel zerrte, und hielt die Kapuze mit einer Hand fest. Die andere Hand umklammerte eine kleine Silberkette, deren Glieder fein gearbeitet waren. Aus der schattenhaften Dunkelheit der Kapuze sahen seine Augen hervor, die tief in einem rauen, graubärtigen Gesicht lagen. Er hatte dem Kampf befriedigt zugesehen und seine dröhnenden Verspottungen gerufen, um die Lebensbinderin mit einer fast kindlichen Ausgelassenheit aus dem Konzept zu bringen.
Doch die Explosion, die den Drachenschwarm derart durcheinandergewirbelt hatte, hatte auch ihn überrascht und erschreckt.
Neben dem großen, untersetzten Mann stand eine schöne junge Frau. Langes blauschwarzes Haar wehte im Wind, was ihren eigentlich bleichen Wangen ein rosiges Aussehen gab. Die dünne Kette, die der Vater des Zwielichts in seiner behandschuhten Hand hielt, lief in einem Kreis um ihren
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