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WoW 09 - Thall-Drachendämmerung

WoW 09 - Thall-Drachendämmerung

Titel: WoW 09 - Thall-Drachendämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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eine Hand vom Schaft und hob sie hoch in den Himmel. Ein Knacken erklang und ein großer Eisbrocken löste sich vom Felsüberhang über ihnen. Wie ein Dolch, von geübter Hand geführt, stieß er auf Schwarzmoor zu. Es war nur gefrorenes Wasser, es konnte eine Rüstung nicht durchdringen. Aber es konnte den Menschen wie eine Riesenfaust niederstrecken.
    Ein Schmerzensschrei entrang sich Schwarzmoor, als er im Schnee auf die Knie fiel. Waffenlos, beinahe ohnmächtig hob Schwarzmoor die Hände Thrall flehentlich entgegen.
    „Bitte..." Die Stimme war rau und schwach, doch in der klaren Luft konnte Thrall ihn gut hören. „Bitte verschone mich..."
    Thrall war nicht ohne Mitleid. Doch größer als das Mitleid in seinem Herzen war der Wunsch nach Gerechtigkeit. Sowohl in dem verdrehten Zeitweg, der diesen Aedelas Schwarzmoor hervorgebracht hatte, wie auch auf Thralls eigenem Zeitweg, wo der Mensch nicht hingehörte.
    Thrall hob die Waffe hoch über den Kopf. Sein Blick ruhte weniger auf der flehentlichen Geste, sondern auf dem Leuchten der Plattenpanzerung, die Orgrim Schicksalshammer einst getragen hatte. Die er, Thrall, einst getragen und die er ehrfürchtig abgelegt hatte.
    Die Schlange streifte ihre Haut ab. Sein Geist wurde immer klarer und stärker. Es schien, dass das Ablegen seines alten Ichs ein lebenslanger Prozess war. Nun war Thrall bereit, all die zurückgebliebenen Überreste der Macht abzustreifen, die dieser Mensch über ihn hatte.
    Er schüttelte den Kopf. Sein Herz war ruhig. Weder Freude noch Rache erfüllten ihn, denn in dem, was er tun musste, lag keine Freude. Und doch war es eine Art Befreiung.
    „Nein", sagte Thrall. „Du solltest nicht hier sein, Schwarzmoor. Du solltest nirgendwo sein. Mit diesem Schlag stelle ich die Dinge richtig."
    Er schlug mit dem Schicksalshammer zu, zermalmte den Metallhelm mitsamt dem Kopf darin. Schwarzmoor war augenblicklich tot.
    Thrall hatte seinen Schatten getötet.

    SIEBZEHN

    Schwarzmoor starb stumm. Der Schnee unter seinem Leichnam wurde matschig und rot. Thrall atmete tief ein, dann wieder aus und taumelte zur Seite, bevor er sich schwerfällig niederließ. Die Anstrengung der Schlacht und der Sturz machten sich bemerkbar. Thrall spürte, wie sich ein Lächeln über sein Gesicht ausbreitete, und er merkte, dass es sehr wehtat. Er schloss die Augen, bat um Heilung und spürte die Wärme durch seinen Körper strömen. Er war erschöpft und hatte Schmerzen, doch er hatte sich dem Schlimmsten gestellt und überlebt.
    Er war immer noch nicht bereit, aufzugeben. Er gönnte sich einen Moment Ruhe, um sich zu erholen, dann stand er auf. Er musste Schutz finden. Er brauchte ein Feuer und Nahrung. Er würde hier nicht sterben, nicht solange er Aggra hatte, zu der er zurückkehren konnte - und ein anderes Wesen, das seine Hilfe benötigte.
    Er war schon einige Zeit mit schleppenden Schritten gegangen, als plötzlich ein großer Schatten auf den Schnee fiel. Thrall blickte auf, seine Augenlider waren mit Eis verkrustet, und er erkannte eine große, reptilienähnliche Gestalt, die über ihm schwebte. Sie befand sich zwischen ihm und der Sonne und er konnte seine Farbe nicht erkennen. Sein Körper war total schlaff, er konnte sich kaum bewegen, trotzdem hob er den Schicksalshammer. Er wollte nicht zulassen, dass so etwas Simples wie ein Zwielichtdrache zwischen ihn und Aggra trat.
    „Haltet ein, Freund Orc", erklang eine leicht amüsierte Stimme. „Ich bin hier, um Euch zu Wärme und Nahrung zu bringen. Naja, eigentlich hatte ich gedacht, dass ich Euch zu Eurem eigenen Heldenbegräbnis zurückbringe. Doch stattdessen ist mir der Dank meines Aspekts sicher."
    Es war ein blauer Drache! Thrall war so erleichtert, dass seine Beine nachgaben. Bevor er ohnmächtig wurde, spürte er als Letztes, dass mächtige Klauen sich sanft um ihn schlossen.

    ***
    Eine Stunde später war Thrall zurück in dem mittlerweile vertrauten magisch verzauberten Raum im Nexus. Er saß auf einem Stuhl, eingeschlagen in eine warme Decke, hielt eine dampfende Tasse eines Getränks in der Hand, das süß und würzig war und seine Stärke mit jedem Schluck zurückbrachte.
    Die Kohlenpfanne loderte hell und Thrall streckte die Hände in ihre Richtung. Er war heute dem Tode mehrfach nahe gewesen - dem Tod von mehr als nur seinem Körper. Doch er hatte sich geweigert, zu sterben, und nun war er hier und froh darüber. Dankbar für die Wärme des Feuers und die Freundschaft der blauen Drachen, die noch nach

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