WoW 09 - Thall-Drachendämmerung
deine Stimme werden sie hören. Ich werde nur ein kleiner Kiesel sein, der zwischen den Schuppen steckt - etwas reizend, aber wenig mehr."
Sie nickte mit ihrem flammenfarbenen Kopf. „Bei diesem ersten Treffen werden die Spannungen stark sein. Später, wenn wir über die Pläne reden, ist dein Rat willkommen. Heute geht es, glaube ich, hauptsächlich darum, erst mal die Kontakte zu erneuern und alte Wunden zu heilen."
Alexstrasza beugte sich vor. Ihre Lippen trafen sich so weich und süß. Das war eine der großen Vorzüge, wenn sie Elfengestalt angenommen hatten, die sie beide so angenehm empfanden: Sie spürten liebevolle Berührungen viel intensiver als mit Schuppen. Sie zogen sich zurück, lächelten, der Streit - wenn man es denn überhaupt so nennen konnte - war vergessen.
„Ich werde bald zurückkehren mit, so hoffe ich, guten Neuigkeiten." Sie trat zurück. Ihr lächelndes Gesicht veränderte sich, eine stolze Schnauze in strahlendem Rot streckte sich vor und die leuchtenden goldenen Augen vergrößerten sich. Fast schneller als das Auge folgen konnte, änderte sich ihre Gestalt vom Elfenmädchen zum herrlichen glitzernden roten Drachen.
Auch Korialstrasz verwandelte sich. Er mochte beide Gestalten, doch seine Natürliche war reptilienhaft, riesig und mächtig. Einen Herzschlag später standen zwei rote Drachen - jetzt eindeutig erkennbar, was und wer sie waren - nebeneinander im Rubinsanktum.
Alexstrasza warf ihre Hörner in die Luft, dann presste sie sich mit einer Sanftheit gegen ihren Gefährten, die andere Völker bei so einer riesigen Kreatur verwundert hätte. Mit einer Anmut, die ihre Größe Lügen strafte, schoss sie hoch und mit ein paar Schlägen ihrer kräftigen Flügel war sie fort.
Korialstrasz' Blick folgte ihr liebevoll, dann wandte er sich den Eiern zu, die überall herumlagen. Er erlaubte sich, Stolz und Liebe zu empfinden, als er seine ungeschlüpfte Brut betrachtete. In den Winkeln seiner großen Augen blitzte der Schalk für einen Moment auf, als er etwas sagte, was ihn an die Sprichwörter der Menschen erinnerte, die er so mochte: „Wie wäre es mit einer Gutenachtgeschichte, hm?"
***
Alexstrasza flog durch das Sanktum und konzentrierte sich darauf, ihre Besorgnis zu verdrängen. Stattdessen sollte die Schönheit dieses Ortes ihr Herz erfüllen. Überall lagen Dracheneier herum: in kleinen Hohlräumen, unter roten Bäumen, in speziellen Nestern nahe der aufragenden Steine. Auf beiden Seiten des Portals standen die Wächter der Kammer: besonders mächtige Drakoniden, deren Aufgabe es war, die unschuldigen Welpen, die noch in ihren Schalen träumten, zu beschützen. Die Zukunft war hier und wurde liebevoll bewacht und ihr Herz war froh. Weil hier die Zukunft entstand und in diesem Moment mit dem Treffen der vier Drachenschwärme begann.
Der schwarze Schwarm, einst so fest und treu wie die gute Erde, die er beschützte und von der er ein Teil war, war seinem verrückten Patriarchen Todesschwinge gefolgt und hatte dem Bösen gestattet, in sein Herz einzudringen. Die schwarzen Drachen zeigten keinerlei Interesse mehr an den anderen Schwärmen, nicht einmal die verschlagen grinsende Yntrige war beim Tempel geblieben. Alexstrasza bezweifelte, dass sie jemals wieder ein Treffen einberufen würde, an dem rote, blaue, grüne, bronzene und schwarze Drachen gemeinsam teilnahmen. Der Gedanke machte sie traurig, doch es war ein alter Schmerz. Den zu ertragen, war sie gewöhnt und sie ließ sich davon nicht die Hoffnung auf einen positiven Ausgang dieses Treffens rauben.
Schnell flog sie durch das Portal, das das Rubinsanktum sicherte, und ließ sich von ihren Flügeln hoch zur Spitze des Wyrmruhtempels tragen, der den Drachenschwärmen seit Jahrtausenden heilig war. Elegante schlanke Linien reichten himmelwärts, eisbedeckte Bögen und Spitzen umgaben ihn, schlossen den Raum aber nie ein. Der Tempel reichte hoch, mehrere Ebenen, jede kleiner als die vorhergehende. Der Himmel über Nordend wölbte sich in einem schwachen Graublau mit ein paar dünnen weißen Wolken darin. Darunter war der Schnee fast schon schmerzhaft weiß, so rein war er.
Die Spitze des Tempels bildete ein runder Boden, in den blumige und geometrische Muster eingelegt waren. Mehrere Meter über dem Boden schwebte eine schöne schimmernde Kugel in sich wandelnden Tönen aus Blau und Weiß. Sie diente nur einem einzigen, sehr wichtigen Zweck: Sie war das Symbol der Einheit des Wyrmruhpakts.
Unter der Kugel der Einheit
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