WoW 11 - Jenseits des Dunklen Portals
doch.«
»Deshalb mache ich mir auch keine Sorgen. Ich weiß, dass sie auf sich selbst aufpassen kann. Aber... sie wird waghalsig. Sie wird...« Seine Stimme brach, und Khadgar wandte sich ab, um den Schmerz im Gesicht des jungen Mannes nicht sehen zu müssen.
»Ihr ist das Töten von Orcs wichtiger als ihr eigenes Leben«, sagte Khadgar. »Sie geht übertriebene Risiken ein.« Turalyon nickte traurig. »Aber jetzt tragen wir den Kampf zu den Orcs. Das könnte ihr guttun. Es könnte euch beiden guttun.«
Turalyon errötete, antwortete aber nicht. Seine Augen waren auf seine Soldaten gerichtet, in deren Mitte er sich jetzt begab.
»Söhne Lothars!«, rief er. »Wir sind schon früher in Schlachten gezogen. Wir haben Verluste und Niederlagen erlitten. Aber auch Siege. Doch nun treten wir dem Unbekannten entgegen.« Er sah Khadgar an und lächelte. »Wir tragen den Kampf zu den Orcs. Und wir werden sie aufhalten, damit sie weder uns noch irgendwelchen anderen Welten mehr Ärger bereiten. Für die Allianz! Für das Licht!«
Er hob seinen Hammer, und Jubel brandete auf, als seine Waffe in hellem weißem Licht erstrahlte. Khadgar nickte. Das war es, was er und Anduin Lothar in Turalyon gesehen hatten, als er ihnen das erste Mal begegnet war. Es schien, als wäre seitdem ein ganzes Menschenleben vergangen. Der ehemalige Kommandeur der Allianz und der Magier hatten schon damals gewusst, dass der Mann, der sich vom Priester zum heiligen Krieger gewandelt hatte, an seinen Aufgaben wachsen würde. Dass sich sein unverdorbenes Ehrgefühl mit der wilden Entschlossenheit, sein Volk zu beschützen, vereinen würde. Dass er als Anführer der Armee seine Männer um sich sammeln und in eine völlig neue Welt führen würde.
Khadgar fragte sich, ob sein Freund merkte, wirklich
merkte,
wie sehr er seine Soldaten inspirierte. Und wie er im Besonderen eine Person inspirierte, die ihn in unbeobachteten Augenblicken mit Bewunderung auf ihrem schönen Elfengesicht ansah.
Turalyon wendete sein Pferd und trieb es die Steinrampe zum Dunklen Portal hinauf. Sein Pferd scheute, aber Turalyon hielt die Zügel straff und drängte es hindurch.
Die Wirbel aus Licht erschienen verlockend. Ein grünlicher Schimmer überlagerte kurz sein weißes Licht, bevor Turalyon zwischen den Säulen verschwand. Alleria und Khadgar befanden sich direkt hinter ihm. Der Magier kämpfte mit seinem Pferd und spürte eine unbekannte Neugier, als Mann und Tier den Spalt betraten; es fühlte sich kalt an, als würde ein starker Strom an ihm zerren.
Ein Schauder überkam ihn, und für einen Moment sah er gleichzeitig die Finsternis, Sterne, bunte Wirbel und das Aufblitzen merkwürdiger Farben.
Dann kam er wieder heraus. Heiße Luft wärmte seine Haut, die sich während des kurzen Durchgangs stark abgekühlt hatte.
Grell... es war alles so grell. Er hob eine Hand, um seine Augen zu schützen. Es war heiß, eine trockene Hitze, die Khadgar physisch angriff. Er blinzelte, wartete, bis sich seine Augen an das Licht gewöhnt hatten... und schnappte nach Luft.
Er stand auf einem Felsen, inmitten des hiesigen, kunstvoll verzierten Portals. Das Tor auf ihrer Welt war weitgehend schmucklos, wahrscheinlich, weil es so schnell errichtet worden war. Statuen von verhüllten Männern standen auf beiden Seiten. Und die Treppe, die zu einer zweiten Plattform hinabführte, wurde von brennenden Fackeln flankiert. Zwei Säulen, auf denen ebenfalls ein Feuer brannte, befanden sich auf jeder Seite der merkwürdig wirkenden Straße, und...
Die zerklüftete rote, unfruchtbare Ebene, die sich vor ihnen erstreckte, wirkte irgendwie vertraut auf ihn und erinnerte ihn an die Verwüsteten Lande. Selbst jetzt platzte das ausgetrocknete Land in der Ferne immer wieder auf. Feuer stieg hoch, als wäre ein Drache geschlüpft, der durch die Erde wie durch eine Schale brach.
Aber Khadgars Augen hingen am Himmel. Er war rot, das tiefe Rot frischen Blutes, und im Zenit stand eine purpurne Sonne, deren Hitze auf sie niederbrannte. Und... beim Licht... der Himmel war ihm auch vertraut.
»Nein«, sagte er mit gebrochener Stimme. »Nein«, flüsterte er erneut. »Nicht hier! Nicht so!«
»Was ist los?«, fragte ihn Alleria. Er ignorierte sie. Es war alles genauso wie in der Vision... der Himmel, das Land...
»Khadgar! Was ist?«
Er schloss die Augen und öffnete sie wieder, als würde er aufwachen. Aber die schreckliche Szenerie verschwand nicht. Er schüttelte den Kopf und zwang sich zu einem
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