WoW 12 - Die Nacht des Drachen
verschwand.
Die Hochelfe wirbelte zu Kalec herum. »Ich weiß, was es ihn gekostet hat, das zu tun! Keiner von euch ist derzeit in der Lage, sich selbst zu teleportieren! Nicht in Grim Batol! Warum kehrt er um...«
»Weil er es muss... so wie wir uns beeilen müssen!« Kalec sah sie an. »Alles Böse in Grim Batol schwelt bereits...«
Weil sie nichts anderes machen konnte – und weil sie fürchtete, dass Rhonin irgendwie damit zu tun hatte – nickte die Waldläuferin und gab nach.
Doch während sie und Kalec sich beeilten, überlegte Vereesa, warum Krasus so viel riskierte...
Und plötzlich erschauderte sie.
Krasus keuchte und materialisierte in der Kammer der Eier. Die vielen missgestalteten Eier, es waren Hunderte, verursachten ihm Ekel.
Er überlegte, wie viele Leben sich völlig anders entwickelten, als es von der Natur vorgesehen war, und verfluchte Sinestra für das, was sie hier erschuf.
Diese schreckliche Kammer lag zwar auf seinem Weg, war aber nicht sein eigentliches Ziel. Das befand sich in der nächsten Höhle, wo die Splitter der Dämonenseele gelagert wurden. Das schwache goldene Leuchten deutete daraufhin, dass das grausige Artefakt tatsächlich wieder im Entstehen begriffen war.
»Mehr als genug Splitter, mehr als genug, ich verspreche es«, hörte er Sinestra sagen. »Du wirst mächtiger werden, du wirst sehen...«
Er trat in die Kammer und sah, wie der riesige schwarze Drache die Splitter der Dämonenseele vorsichtig mit der rechten Klaue aufsammelte. Jedes Mal, wenn Sinestra einen anhob, ließ sie ihn vor sich schweben. Auf dem Boden waren die Splitter noch leblos, doch in der Luft konnte man das darin schlummernde Böse bereits erspüren.
Mit Hilfe des Würfels in ihrer linken Hand, konnte sie die Dämonenseele neu erschaffen. Krasus brauchte einen Augenblick, um Balacgos' Fluch zu erkennen. Er war erstaunt, dass Sinestra dieses gefährliche Artefakt einsetzen konnte – selbst wenn die neue Dämonenseele wahrscheinlich deutlich schwächer als das Original sein würde. Wichtig schien nur, dass sie
überhaupt
existierte und Sinestra ihre Experimente fortsetzen konnte.
»Bald, sehr bald«, murmelte sie den schwebenden Splittern zu. »Fast genug! Fast...«
Mit einem Brüllen wandte sie sich zu Krasus um und spie einen Lavastrom aus.
Doch einen solchen Angriff hatte Krasus von einem schwarzen Drachen erwartet. Er streckte den Arm vor sich, und ein kaltes Licht hüllte die feurige Wolke ein.
Die Lava kühlte sich ab und wurde zu einer grauschwarzen Mauer zwischen Sinestra und ihm.
»Ich werde sie immer wieder erschaffen!«, kreischte Todesschwinges Gefährtin. »Und mit jedem Mal wird sie schrecklicher werden. Das werde ich tun! Das werde ich tun!«
Krasus hatte gewusst, dass sie verrückt war. Doch jetzt schien das letzte Fünkchen Verstand dahingeschwunden zu sein. Die Vernichtung der Dämonenseele hatte ihrem Hirn mehr Schaden zugefügt, als der Drachenmagier erwartet hatte.
Und er glaubte auch zu wissen, warum.
»Das war ursprünglich gar nicht dein Plan, oder Sinestra?«, fragte er, als er langsam um die abgekühlte Lava herumging. »Vor langer Zeit hat Todesschwinge dich dazu genötigt, nicht wahr? Sollte er sterben, würdest du versuchen, seine Träume wahr werden zu lassen, egal, um welchen Preis.«
Der Atem des schwarzen Drachen beschleunigte sich. »Nein! Es ist
mein
Traum!
Meine
große Vision! Ich verwandle Azeroth in ein Reich, das von meinem unbezwingbaren Drachenschwarm beherrscht wird. Und das ist dann
meine
Schöpfung, nicht seine! Meine!«
Er machte sich bereit für ihren nächsten Angriff. Dazu musste er nur ein wenig näher an die Splitter und den Würfel herankommen. Zu oft hatte die Dämonenseele bereits gelebt. Das musste aufhören. Selbst wenn alles Leben innerhalb Grim Batols dabei ausgelöscht werden würde.
»Doch das Vermächtnis von Todesschwinge wird stets in dem Blut und der Magie dieser Drachen weiterleben, Sinestra! Immerhin benötigst du die Dämonenseele dazu! Was könnte noch deutlicher für Neltharion sprechen als das?«
Sie öffnete das Maul – und zögerte. Krasus fragte sich, ob sie ihm vielleicht sogar Glauben schenkte. Immerhin glaubte er selbst, was er sagte...
»Azeroth wird mir gehören...«
Der Boden um ihn herum hob sich an und verschlang Krasus in einer einzigen Sekunde. Finsternis umgab ihn, und er spürte, wie sein Gefängnis herabsank. Er wusste, dass Sinestra ihn hier im Herzen der Welt für immer einschließen
Weitere Kostenlose Bücher