WoW 12 - Die Nacht des Drachen
Drachen hier«, intonierte der schmächtige Zauberer. »Darunter der Finsterste der Finsteren. Ich rufe dessen bösen Geist an, diesen Zauber zu verstärken...«
Aber was immer Krasus auch beabsichtigt hatte, dazu kam es nie. Stattdessen wurde der goldene Splitter plötzlich
schwarz.
Krasus zischte vor Schmerz, und er musste den Splitter fallen lassen. Als er auf dem Boden landete, hatte er seine ursprüngliche Farbe und das Leuchten zurückgewonnen.
Die Priesterin griff sofort danach, doch ihr Begleiter schrie: »Nein!«
Ihre Finger berührten den Splitter nicht, doch plötzlich spürte die Draenei eine merkwürdige Verzerrung der Perspektive. Sie sah die Schatten von Drachen – Hunderter Drachen –, die sie wie Geister umgaben. Nein... es waren keine Geister, sondern... Erinnerungen.
Dann verging das Bild, und sie war wieder bei Krasus. Nur waren sie nicht mehr allein.
Um sie herum griffen stämmige, bestialische Kreaturen an, die fast wie Zwerge aussahen. Doch es waren schuppige Reptilien, die auf allen vieren liefen. Als sie näher kamen, richteten sie sich auf und zogen bösartig aussehende Piken und Peitschen vom Rücken.
Krasus vollführte eine Geste, die gegen eine der Bestien gerichtet war. Auf der Stirn der Kreatur erschien eine Rune und verschwand dann wieder.
»Dieses Symbol sollte hier eigentlich niemand kennen!«, keuchte der Drachenmagier. »Niemand außer...«
Er kam nicht weiter, weil sich eine Peitschenschnur um die Hand legte, mit der er den Zauber beschworen hatte. Das zwergenähnliche Monster zerrte an der Hand und grunzte vor Überraschung, als Krasus stehen blieb.
»Ich bin auch jetzt noch kein leichter Gegner«, zischte er dem Angreifer entgegen. Mit unglaublicher Stärke nutzte er die Hand, um den überraschten Widersacher zu sich zu ziehen... und einen weiteren gleich dazu, der sich gerade auf ihn stürzen wollte.
Unterdessen attackierte Iridi eine andere Kreatur, die sie von der Seite angreifen wollte, mit dem Fuß. Als die Gestalt zurücktaumelte, schlug sie dem nächsten Skardyn mit der Handkante gegen den Hals.
Eine Pike zischte an ihrer Hand vorbei und verfehlte sie nur um wenige Zentimeter. Als der Gegner zu einem zweiten Versuch ansetzte, folgte Iridi Krasus' Beispiel und packte den langen Stab. Die Priesterin nutzte das Gewicht der Bestie gegen diese und schleuderte sie in hohem Bogen über sich hinweg. Dennoch riss ihr die Peitsche die Pike aus der Hand, bevor sie sie selbst einsetzen konnte.
Keineswegs eingeschüchtert rief sie ihren Stab und betete darum, dass, wer auch immer den anderen Stab besaß, er nicht ausgerechnet jetzt versuchte, ihn zu stehlen.
An ihrer Seite kämpfte Krasus mit der ganzen Geschicklichkeit eines Magiers. Doch die Tatsache, dass er überhaupt in einen Nahkampf verwickelt wurde, beunruhigte die Priesterin. Hier stand ein Drache mit unglaublicher Kraft, doch er vermochte sich nicht zu verwandeln oder seine Magie einzusetzen.
Deshalb fragte sie sich, was sie tun konnte. Falls die Kreaturen durch die Rune gegen Magie geschützt waren, taugte der Stab nur als physische Waffe.
Dennoch richtete Iridi ihn auf den nächsten Gegner und konzentrierte sich...
Der schuppige Zwerg erstarrte mitten im Angriff, sein schreckliches Maul stand immer noch offen, weil er zubeißen wollte.
Von ihrem Erfolg überrascht, ignorierte die Draenei beinahe einen noch viel stärkeren Gegner. Er erinnerte grob an einen ihrer Artgenossen oder vielleicht an einen Menschen oder Elf. Doch ein Elternteil war offensichtlich ein Drache gewesen, ein Drache, schwarz wie die Nacht.
»Den da!«, zischte er. »Die Herrin will den da! Tötet die andere!«
Iridi richtete den Stab auf den Drakoniden.
Ein lautes Brüllen erklang vom Himmel über ihr. Sie sah auf und erkannte Kalec, den eine merkwürdige graue Aura umgab.
Krasus riss sie zurück. »Lauft, Draenei! Ich schlage sie zurück...«
Dann versteifte er sich. Das Blut schien ihm aus dem ohnehin bleichen Antlitz zu weichen. Er kämpfte darum, auf den Beinen zu bleiben.
»Kein Magiertöter hat solche Kraft!«, keuchte er. »Nein...«
Die graue Aura hüllte auch ihn ein. Er stöhnte. Als er taumelte, streckte der Drachenmagier der Priesterin eine Hand entgegen.
»Ich habe gesagt.
Verschwindet!«
Die Welt um Iridi herum... wechselte.
Es war schwierig, die Hochelfe daran zu hindern, den Tunnel zu verlassen, was nichts mit Platzangst zu tun hatte. Vereesa beklagte sich vielmehr darüber, dass sie nicht
Weitere Kostenlose Bücher