WoW 12 - Die Nacht des Drachen
oder geschaut, wo ich bin?«
»Ich...«
Sie wandte Zendarin ihre entstellte Gesichtshälfte zu, sehr zur Erleichterung des Netherdrachen. Er wurde ein wenig ruhiger.
Ein wenig.
»Wir stecken in einer heiklen Lage, Zendarin. Das ist dir doch klar?«
Er reagierte beleidigt. »Natürlich, aber...«
Der Blutelf schrie, als sein Körper plötzlich schmerzte, als würde er von innen heraus verbrennen. Sein Blut fühlte sich wie Lava an, und Zendarin erwartete, dass sie jeden Moment aus ihm herausplatzte.
Er fiel auf die Knie. Der Stab erschien in seiner Hand. Doch er konnte ihn nicht einsetzen, denn er entglitt ihm und verschwand wieder.
»Bei diesen Schmerzen will man sich die Haut vom Leib ziehen oder sich ausbluten lassen, nur um der Qual zu entkommen, nicht wahr? Aber es gibt kein Entkommen... Ich kann ihr nie entkommen...«
Der Blutelf rollte sich zur Seite und riss an seiner Brust. Sie beobachtete ihn noch eine Minute lang, dann machte sie eine knappe Geste.
Der Schmerz verschwand augenblicklich. Zendarin war schweißnass und hörte auf zu stöhnen. Nach einiger Zeit kam er wieder zu Atem. Er sah zu der Frau in Schwarz auf. Keine Arglist lag mehr in seinem Blick.
»Diese Ermahnung war notwendig. Es war die letzte. Du hast viel von mir bekommen. Ich habe dir den Weg zu einer Energiequelle gewiesen, von der dein jämmerliches Volk nur träumen kann.«
Der Blutelf sagte klugerweise nichts.
»Ich weiß, wie viel dir dieses gestohlene Spielzeug bedeutet«, fügte sie hinzu und meinte zweifelsfrei den Stab. »Und ich spüre genauso wie du, dass unter denen, die hierher unterwegs sind, eine dabei ist, die den Zwilling bei sich trägt. Wie schön, hast du dir zweifellos gedacht, und wolltest ihn deiner Sammlung einverleiben... Nicht wahr?«
Zendarin nickte vorsichtig.
»Gut, dieses Spielzeug soll dir gehören... doch ich erlaube keinerlei Beeinträchtigung meiner Wünsche.«
»Ich... ich würde niemals...«
»Bedenke deine nächsten Worte, Zendarin Windläufer. Du hast mich schon bitter enttäuscht. Ich hasse Enttäuschungen. Mein Sohn und meine Tochter waren recht enttäuschend...«
»Ihr werdet nicht von mir enttäuscht! Alles... alles wird geschehen, wie Ihr es wünscht, Milady.«
Sie lächelte, ein Anblick, der sowohl den Netherdrachen als auch den Blutelf erschütterte. »Mehr verlange ich nicht.«
Sie wirbelte zu Zzeraku herum, der sich vor ihr verstecken wollte, obwohl ihre Worte immer noch an den Blutelf gerichtet waren, der sich klugerweise nicht bewegt hatte.
»Dennoch hat mir dein kindischer Versuch, dieses Spielzeug zu rauben, die Informationen beschafft, die ich von
ihm
brauchte. Die Zeit ist gekommen, uns
darauf zu
konzentrieren. Du solltest wissen, dass Rask dort draußen bereits auf der Jagd ist, zusammen mit ein paar Skardyns. Ich habe auch dein kleines Schoßtier eingesetzt.«
Zendarins Augen verengten sich. »Natürlich... ich hatte ja gesagt, dass er einsatzbereit ist, wenn Ihr es wünscht.«
»Schön, dass wir einer Meinung sind«, antwortete sie spöttisch. »Ich dachte, du wärst überrascht, dass er mir auch ohne deine Einwilligung gehorchte...«
»Natürlich nicht.«
Die verschleierte Zauberin klatschte vor Zufriedenheit in die Hände. »Sollen wir uns auf den Besuch vorbereiten?« Ihr furchterregendes Lächeln wandte sich Zzeraku zu. »Doch erst nach einer ordentlichen Fütterung. Der arme Kleine wird langsam hungrig. Sehr hungrig...«
Sie verließ den Raum mit dem Blutelf im Schlepptau. Aufgrund ihrer letzten Worte fragte sich der Netherdrache, ob die Frau in Schwarz seine Pläne kannte und ihn davor gewarnt hatte, weil er keine Aussicht auf Erfolg haben würde.
Denn wenn es wirklich so war, dann gab es für Zzeraku keine Hoffnung mehr...
KAPITEL ZEHN
Das Heulen klang nicht nach einem Hund, obwohl darin dasselbe tierische Verlangen mitschwang, die Beute zu erlegen. Wer jedoch genau hinhörte, erkannte, dass die Stimmen denen von Menschen ähnelten... oder von Zwergen.
Die Skardyns jagten durch die Gegend um Grim Batol, mehr Tier als vernunftbegabtes Wesen. Sie rannten entlang der zerklüfteten Grate und bewegten sich schneller, als ihre gedrungenen Körper erahnen ließen. Andere kletterten die Felsen hoch oder hingen gar an der Unterseite, während sie nach ihrer Beute suchten.
Eifrig beschnüffelten sie den Boden und reckten ihre Schnauzen in die Luft, um lebende Geschöpfe aufzuspüren. Von der Herrin und ihrem Jagdmeister wussten sie, wo sich die Beute
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