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WoW 14 - Weltenbeben

WoW 14 - Weltenbeben

Titel: WoW 14 - Weltenbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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kam, um ihm das rituelle Gewand anzupassen. Ein anderer bot ihm die Kräuter für den Ritus an. Ein dritter Orc erschien, um den Tanz- und Trommelzirkel zu leiten, und sechs weitere stellten ihre Trommeln und Stimmen zur Verfügung. Thrall war überrascht und bewegt. Schließlich sagte er zu Aggra: „Ich möchte keine Gefälligkeiten erhalten, die nur meiner Position geschuldet sind."
    Sie lächelte ihn verschmitzt an. „Go'el, all das geschieht, weil es für den Ritus der Sicht nötig ist, nicht weil du der Anführer der Horde bist. Du brauchst dir keinerlei Gedanken um die Horde zu machen."
    Das erleichterte ihn gleichermaßen, wie es ihn verlegen machte. Er fragte sich nicht zum ersten Mal, wie Aggra es fertigbrachte, dass ihm ihre Spitzen so unter die Haut gingen. Vielleicht ist es ein Geschenk der Elemente, vermutete er trocken, während sie mit hoch erhobenem Kopf davonging.
    Er ärgerte sich wegen der Verzögerung, doch er konnte nichts dagegen unternehmen. Etwas in ihm sehnte das Ritual herbei. So vieles war für die Orcs verloren gewesen in den Jahren, bevor er zum Schamanen wurde. Ihm war klar, dass seine Erfahrung mit gemeinschaftlichen Riten lückenhaft war.
    Drei Tage später war schließlich alles bereit, und unzählige Fackeln wurden in der Dämmerung entzündet. Thrall wartete bei Garadar, um zum Ort der Zeremonie geleitet zu werden. Aggra holte ihn ab, doch er musste zweimal hinschauen, bevor er sie erkannte.
    In ihr langes, dichtes, rötlich braunes Haar waren Federn eingeflochten. Sie trug eine Lederweste und einen Kilt, die mit Federn und Perlen bestickt waren. Weißgrüne Symbole prangten auf ihrem Gesicht und überall auf ihrer braunen Haut. Aufrecht und stolz stand sie da. Das braune Leder setzte sich perfekt von dem dunkleren Braun ihrer Haut ab. Auf den Armen trug sie ein Bündel aus Kleidungsstücken, die so braun waren wie ihre Haut.
    „Das ist für dich, Go'el", sagte sie. „Es ist schlicht und einfach. Ein Gewand für die Initiation."
    „Ich verstehe", sagte Thrall und wollte das Bündel entgegennehmen, doch sie gab es ihm nicht. „Ich bin nicht sicher, ob du das wirklich tust. Ich gestehe ein, dass du ein begabter und mächtiger Schamane bist, aber da ist noch so viel, was du nicht weißt. Wir tragen keine Rüstung bei unseren Initiationen. Es ist eine Wiedergeburt, kein Kampf. Wie eine Schlange legen wir die Haut desjenigen ab, der wir vorher waren. Wir müssen uns dieser Wiedergeburt ohne jegliche Lasten stellen, ohne engstirniges Denken und Ansichten, die wir zuvor vertreten haben. Wir müssen einfach, rein und bereit sein, um uns mit den Elementen zu verbinden und sie ihre Weisheit in unsere Seelen schreiben zu lassen."
    Thrall hörte genau zu und nickte respektvoll. Doch sie gab ihm das Bündel noch immer nicht. „Du bekommst auch eine Kette mit Gebetsperlen. Sie werden dir helfen, dich mit deinem inneren Ich zu verbinden. Berühre sie, wenn du spürst, dass du gerufen wirst."
    Jetzt erst übergab sie ihm das Bündel. „Ich bin gleich zurück", sagte sie und wandte sich um.
    Thrall betrachtete das schlichte braune Gewand, bevor er es langsam und respektvoll anlegte. Er fühlte sich ... nackt. Er war es gewohnt, die unverwechselbare schwarze Plattenrüstung zu tragen, die einst Orgrimm Schicksalshammer gehört hatte und an deren Gewicht er sich im Laufe der Jahre gewöhnt hatte. Dieses Gewand war leicht, zu leicht für seinen Geschmack. Er legte die Kette mit den Gebetsperlen um seinen Hals, rollte sie zwischen den Fingern hin und her und dachte angestrengt darüber nach, was Aggra gemeint hatte. Er würde wiedergeboren werden, hatte sie gesagt.
    Als was? Als wer?
    „Gut", sagte Aggra und riss ihn aus seinen Überlegungen. „Offensichtlich steht dir die Initiationsrobe."
    „Ich bin bereit", sagte Thrall leise.
    „Noch nicht ganz. Du bist noch nicht bemalt."
    Sie ging zu einer kleinen Kiste, die an der Wand der Hütte stand, stöberte darin herum und nahm drei winzige Tiegel mit gefärbtem Lehm heraus. „Du bist zu groß. Setz dich."
    Thrall grinste innerlich und gehorchte. Sie trat zu ihm, öffnete eines der Behältnisse, tunkte ihren Finger hinein und machte sich daran, den Lehm in seinem Gesicht zu verteilen. Ihre Berührung war sanft, auffallend sanft für jemanden, den Thrall als so selbstsicher und energisch erlebt hatte. Der Lehm war kühl, und Thrall bemerkte den leicht süßlichen Geruch des Öls, mit dem Aggra sich eingerieben hatte.
    „Stimmt etwas nicht?",

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