WoW 14 - Weltenbeben
Eindruck, dass das Geräusch sich mit seinem Herzschlag verband.
Aggras kühle Finger strichen durch sein Haar. Ihre Stimme - tief und sanft - schien von weit her zu kommen.
„Geh in dich selbst und aus dir heraus, Go'el. Nichts soll dich hier verletzen, obwohl du dich vielleicht vor dem fürchtest, was du sehen wirst."
Thrall öffnete die Augen.
Eine schimmernde, neblige Gestalt stand vor ihm. Sie hatte leuchtende Augen, vier Beine, scharfe Zähne und einen Schwanz. Es war ein Geisterwolf, und er wusste, ohne zu verstehen warum, dass es Aggra war.
„Wirst du mich führen?", fragte er den Wolf verwirrt. „Ich dachte, dass Großmutter ... "
„Ich wurde auserwählt, dich zu führen. Komm", unterbrach Aggra ihn. Ihre Stimme klang kräftig und einem Wolf angemessen. „Es ist an der Zeit. Folge mir!"
Plötzlich war auch Thrall ein Wolf. Die Welt veränderte sich vor seinen Augen: Einige Dinge wurden unwirklich, andere nahmen eine neue, merkwürdige Festigkeit an. Er schüttelte sich, fühlte sich leichter, war ein Teil des Nichts, das alles war, und folgte ihr in den wirbelnden Nebel.
Im gleißenden Licht der Mittagssonne traten sie in eine Arena. Thrall in seiner Geisterwolfsgestalt blinzelte verwirrt.
Er sah sich an.
„Was ... ", sagte er. Seine Stimme hatte einen sonderbaren Klang. „Ich dachte, ich würde die Elemente treffen und ... "
„Ruhe!" Aggras Ermahnung war barsch und knapp, und Thrall gehorchte. „Beobachte nur. Versuche nicht, einzugreifen. Niemand hier kann dich sehen oder hören. Dies ist dein Ritus der Sicht, Go'el. Er zeigt dir genau das, was du wissen musst."
Der Jetzt-Thrall nickte.
Der jüngere Thrall trug nur einige Teile einer Rüstung. Sein Körper schien gut in Form zu sein und war gebräunt. Schweiß glitzerte auf seiner grünen Haut. In der einen Hand hielt er ein Schwert und in der anderen einen Stab. Der Jetzt-Thrall wusste, wo er war: in der Arena der Burg Durnholde. Jubel und Buhrufe erhoben sich, und irgendwo dort oben, Obst essend und Wein trinkend, musste der verhasste Aedelas Schwarzmoor sitzen, der Mann, der ihm seine Kindheit geraubt und ihn zu einem Gladiator gemacht hatte. Wut brandete in ihm auf, als er sah, wie sein jüngeres Ich einen großen Bären bekämpfte.
„Das Feuer", sagte Aggra, „war das erste der Elemente, das dich erwählt hat, Go'el. Es gab dir die Wut, die Empörung und die Leidenschaft, die dich in die Lage versetzten, gut und erfolgreich kämpfen zu können, und das stets aus den richtigen Gründen. Es brannte tief in dir, selbst in deinen dunkelsten Momenten."
Thrall hörte zu, beobachtete sich selbst, überrascht, wie stark und anmutig, ja leidenschaftlich er im Ring gewesen war. Er wusste, dass er die dort erlernten Fähigkeiten angewendet hatte, um sein Volk zu befreien und zu beschützen.
Das war nicht das, was er zu se hen erwartet hatte, doch bei Ag gras Worten nickte er. Das Feuer war tatsächlich in seiner Jugend zu ihm gekommen. Er dachte zurück an die Besorgnis, die noch immer in ihm loderte, und den Wunsch, seiner Welt zu helfen. Mit einem Hauch verständlichen Stolzes lächelte er, als sein jüngeres Ich seine Gegner besiegte und die Arme freudig emporreckte.
Der Nebel bedeckte die Szenerie wieder, wirbelte über den jubelnden, siegreichen jüngeren Thrall, bis er ihn völlig verdeckte. Thrall wartete neugierig auf die weiteren Visionen, die er auf dieser merkwürdigen Reise noch haben würde.
Der Nebel lichtete sich. Die lichtdurchflutete laute Arena war verschwunden. Stattdessen standen sie in einer nächtlichen bewaldeten Landschaft, in der die einzigen Geräusche die des sanften Windes und der umherschwirrenden Insekten waren. Thrall sah wieder sich selbst, wachsam, gejagt. Er stand vor einer Steinformation, die an einen Drachen erinnerte, der über das baumbestandene Land zu wachen schien. Der jüngere Thrall wandte seinen Kopf, betrachtete den dunklen, ovalen Eingang einer nahe gelegenen Höhle, und der Jetzt-Thrall wusste plötzlich, mit einem spontanen Anflug tiefen, alten Schmerzes, was geschehen würde.
Die Albträume. Er hatte sie bekämpft. So wie die ganze Welt.
„Muss ich mir das ansehen?", fragte er leise und kannte die Antwort, noch bevor er die Frage ausgesprochen hatte.
„Wenn du verstehen und ein wahrer Schamane werden willst, dann musst du das allerdings", sagte Aggra unerbittlich.
Der jüngere Thrall betrat die Höhle, und seine beiden Inkarnationen sahen eine junge Menschenfrau, die Taretha
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