Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
WoW 14 - Weltenbeben

WoW 14 - Weltenbeben

Titel: WoW 14 - Weltenbeben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
Vom Netzwerk:
Die letzten Male waren diese steif und ungemütlich verlaufen. Zwischen Varian und Anduin Wrynn stand der Schatten Lo'Goshs. Doch nun, als er auf seinem Stuhl saß und nach seiner Serviette griff, blickte Anduin die Tafel hinunter und betrachtete seinen Vater ohne die Verärgerung, die seinen Blick zuvor stets getrübt hatte. Durch den Besuch bei Jaina war sein Kopf frei geworden. Es war gut gewesen, Sturmwind für eine kurze Weile zu entfliehen.
    Als er seinen Vater anblickte, sah er nicht Lo'Gosh. Er sah einen Mann, der allmählich kleine Fältchen um die Augen herum bekam. Es waren Zeichen des Alters und der Müdigkeit, nicht des Kampfes. Er sah die Anspannung, die von den zahllosen Entscheidungen herrührte, die Varian tagtäglich zu treffen hatte, Entscheidungen die Geld kosteten oder eine noch wertvollere Währung, nämlich Leben. Er hatte kein Mitleid mit seinem Vater -Varian brauchte das auch nicht -, er empfand Mitgefühl.
    Varian blickte auf und warf seinem Sohn ein müdes Lächeln zu. „Guten Abend, Sohn. Wie war dein Tag? Hattest du ein wenig Spaß?"
    „Allerdings", sagte Anduin und tauchte seinen Löffel in die gehaltvolle Schildkrötensuppe. „Ich habe Tante Jainas Ruhestein benutzt, um ihr einen Besuch abzustatten."
    „Ach, du hast es tatsächlich getan?" Varians braune Augen schauten interessiert. „Wie hat es funktioniert? Hast du etwas erfahren?"
    Anduin zuckte mit den Achseln. Plötzlich überkamen ihn Zweifel. Es schien so aufregend gewesen zu sein, doch jetzt, als er sich daran erinnerte und seinem Vater davon berichten wollte, war es ... nun, es war einfach nur ein Besuch zum Tee gewesen und nicht viel mehr.
    „Wir haben über einige Dinge gesprochen. Und ... ahm ... Tee getrunken."
    „Tee?"
    „Tee", bestätigte Anduin. „Es ist kalt und feucht in Theramore. Da kann es nicht schaden, Tee zu trinken und etwas zu essen."
    Varian schüttelte den Kopf und griff nach einer Scheibe Brot und dem Käse. „Nein, das kann nicht schaden. Und sicherlich warst du in guter Gesellschaft. Habt ihr über die aktuelle Lage gesprochen?"
    Anduin spürte, dass er errötete. Er wollte Jaina nicht verraten, auch nicht unabsichtlich. Doch ebenso wenig wollte er seinen Vater anlügen. „Kurz."
    Ein scharfer Blick huschte über Anduins Gesicht. Lo'Gosh war nicht anwesend. Doch Anduin spürte, dass er nicht fern war. „Hast du Orcs gesehen?"
    „Nein." Diese Frage konnte er ehrlich beantworten. Er spielte mit seiner Suppe, denn der Appetit war ihm schlagartig vergangen.
    „Ah, aber Jaina schon."
    „Das habe ich nicht gesagt..."
    „Ist schon in Ordnung. Ich weiß, dass sie und Thrall sich gut verstehen. Ich weiß auch, dass Jaina die Allianz niemals verraten würde."
    Anduins Gesicht hellte sich auf. „Nein, das würde sie wirklich nicht. Niemals."
    „Du ... sympathisierst mit ihr, oder? Und mit den Orcs oder der Horde?"
    „Ich ... Vater, wir haben vor Kurzem so viele Menschenleben verloren", platzte Anduin heraus, legte den Löffel beiseite und betrachtete Varian aufmerksam. „Du hast Erzbischof Bene dic tus gehört. Beinahe fünfzigtausend! Ich weiß, dass viele unserer Leute von der Horde getötet wurden, aber viele andere wurden es nicht, und die Horde erlitt ebenfalls schreckliche Verluste. Sie ist nicht der Feind, sie ... "
    „Ich weiß nicht, welchen anderen Begriff du benutzen würdest, um jemanden - etwas - zu beschreiben, der den Wächterinnen das antun würde, was die Orcs ihnen angetan haben."
    „Ich dachte ... "
    „Oh, Thrall hat auf mein Schreiben geantwortet, den Bruch des Vertrags verurteilt und mir versichert, dass er alles unternimmt, damit so etwas nicht noch einmal geschieht. Aber glaubst du, er hätte auch nur ein Wort zu dem gesagt, was den Elfen angetan wurde? Nichts! Wenn er so zivilisiert ist, wie du und Jaina glauben, warum schweigt er dann zu einer so grausamen Tat?"
    Anduin blickte seinen Vater traurig an. Er konnte nicht sagen, was er wusste, und selbst wenn er es gekonnt hätte, stammten seine Informationen aus zweiter Hand. Er fragte sich, ob er jemals das Wesen der Politik wirklich verstehen würde. Jaina, Aegwynn und sogar sein Vater hatten seine Klugheit gelobt, doch er fühlte sich verwirrter denn je ... und das in nahezu jeder Hinsicht. Was er wusste, beruhte mehr auf Intuition als auf Logik, und das war etwas, das weder Varian noch Lo'Gosh wirklich verstehen würden. Er wusste nur, tief in seinem Innern, dass Thrall nicht so war, wie Varian ihn sah. Doch er konnte

Weitere Kostenlose Bücher