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Wozu wollen Sie das wissen?

Wozu wollen Sie das wissen?

Titel: Wozu wollen Sie das wissen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Munro
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er, ach, die brauchen nichts mehr zu essen, bringt sie raus in den Hof und schlagt ihnen den Kopf ab. Und so geschah’s. Hier im Hof, wo wir stehen.
    Aber dieser König Jamie starb am Aussatz«, fuhr er fort, erst seufzend, dann aufstöhnend, damit alle stumm dieses Schicksals gedachten.
    Dann schüttelte er den Kopf.
    »Ach was, nein, nicht der. Das war König Robert Bruce,
der
starb am Aussatz. Er starb als König, aber am Aussatz.«
    Andrew sah nichts weiter als gewaltige Mauern, vergitterte Tore und einen auf und ab marschierenden Soldaten im englischen roten Rock. Sein Vater ließ ihm kaum Zeit, sondern stieß ihn voran, durch einen Torbogen, mit den Worten: »Zieht die Köpfe ein, hört ihr, die waren damals recht kurz geraten. So klein wie der Napoleon. Aber in kleinen Männern steckt viel Kampfgeist.«
    Nun stiegen sie unregelmäßige Stufen empor, manche so hoch wie Andrews Knie – er musste hin und wieder krabbeln – in einem, soweit er erkennen konnte, Turm ohne Dach. Sein Vater rief: »Seid ihr alle noch dabei, seid ihr alle wacker am Klettern?«, und von unten antworteten vereinzelte Stimmen. Andrew hatte den Eindruck, dass nicht mehr so viele folgten wie noch auf der Straße.
    Sie stiegen weit hinauf in der Wendeltreppe und kamen schließlich hinaus auf einen kahlen Felsen, ein Plateau, von dem das Land steil abfiel. Der Regen hatte vorübergehend aufgehört.
    »Ah«, sagte Andrews Vater. »Und wo sind sie jetzt alle, die uns auf die Hacken getreten sind, um herzukommen?«
    Einer der Männer erreichte gerade die oberste Stufe und sagte: »Zwei oder drei sind weg, um einen Blick auf Meg zu werfen.«
    »Kriegsmaschinen«, sagte Andrews Vater. »Die haben nur Augen für Kriegsmaschinen. Sollen bloß aufpassen, dass sie sich nicht damit in die Luft jagen.«
    »Haben wohl eher nicht den Mumm für die Treppen«, sagte ein anderer Mann keuchend. Und der erste Mann sagte fröhlich: »Angst, bis hier hoch zu steigen, Angst, sie stürzen hinunter.«
    Ein dritter Mann – und mehr wurden es nicht – kam über das Plateau getorkelt, als hätte er genau das vor.
    »Wo ist er denn nun?«, brüllte er. »Sind wir oben auf Artus’ Thron?«
    »Seid ihr nicht«, sagte Andrews Vater. »Schaut euch um.«
    Die Sonne war jetzt hervorgekommen, schien auf den Steinhaufen aus Häusern und Straßen unter ihnen und auf die Kirchen, deren Türme nicht bis in diese Höhe reichten, und auf kleine Bäume und Felder, dann auf eine breite, silbrige Wasserfläche. Und dahinter erstreckte sich blassgrünes und graublaues Land, teils im Sonnenlicht, teils im Schatten, ein Land so zart wie Nebel, der in den Himmel gesogen wurde.
    »Hab ich’s euch nicht gesagt?«, verkündete Andrews Vater. »Amerika. Allerdings nur ein kleines bisschen davon, nur die Küste. Und da drüben sitzt jeder Mann inmitten seiner eigenen Ländereien, und sogar die Bettler fahren in Kutschen umher.«
    »Also das Meer sieht gar nicht so breit aus, wie ich dachte«, sagte der Mann, der inzwischen nicht mehr torkelte. »Es sieht nicht so aus, als würde man Wochen brauchen, um es zu überqueren.«
    »Das ist die Wirkung der Höhe, auf der wir sind«, sagte der Mann, der neben Andrews Vater stand. »Die Höhe verringert dessen Breite.«
    »Das ist ein glücklicher Tag für die Aussicht«, sagte Andrews Vater. »Tag um Tag kann man hier hinaufsteigen und sieht nichts als Nebel.«
    Er wandte sich um und sprach zu Andrew.
    »So, mein Junge, jetzt hast du nach Amerika hinübergeschaut«, sagte er. »Gebe Gott, dass du es eines Tages von Nahem siehst, mit eigenen Augen.«
     
    Andrew hat seitdem noch einmal die Burg besucht, mit Jungen aus Ettrick, die alle die große Kanone sehen wollten, Mons Meg. Aber nichts schien mehr an derselben Stelle zu sein, und er konnte den Weg nicht finden, den sie genommen hatten, um auf den Felsen zu steigen. Er sah mehrere Durchgänge, die es hätten sein können, aber sie waren alle mit Brettern vernagelt, und er versuchte erst gar nicht hindurchzuspähen – er hatte kein Verlangen danach, den anderen zu sagen, wonach er suchte. Sogar mit seinen zehn Jahren hatte er gewusst, dass die Männer bei seinem Vater betrunken waren. Falls er nicht verstand, dass sein Vater auch betrunken war – ob seines sicheren Tritts, seiner Zielstrebigkeit und seines Kommandotons, so verstand er doch, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte. Er wusste, das war nicht Amerika, was er da sah, obwohl es einige Jahre dauerte, bis er so weit mit

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