Wozu wollen Sie das wissen?
stummen Farmer, ein Abbild seines Vaters.
Mein Großvater äußerte dazu keine Meinung, sagte nicht, ob er das guthieß oder nicht. Er ging, verschlossen wie immer, seiner Arbeit nach. Er war ein Mann, geboren in Morris, dazu bestimmt, ein Farmer zu sein, ein Liberaler und Presbyterianer. Geboren, um gegen die englische Kirche, den Familienkompaktwagen, Bischof Strachan und Wirtshäuser zu sein; um für weltweites Wahlrecht (aber nicht für Frauen), freie Schulen, verantwortliche Regierungen und das Bündnis zur Einhaltung des Sonntags zu sein. Um ein Leben lang den herkömmlichen Geboten und Pflichten Genüge zu tun.
Mein Großvater wich jedoch ein wenig davon ab – er lernte Fiedel spielen, und er heiratete das große, temperamentvolle irische Mädchen mit zweifarbigen Augen. Nachdem das getan war, zog er sich zurück und war für den Rest seines Lebens fleißig, ordentlich und still. Außerdem las er. Im Winter verrichtete er all seine Arbeiten, und zwar gut, und anschließend las er. Er redete nie über das, was er las, aber die ganze Gemeinde wusste davon. Und achtete ihn dafür. Was seltsam ist – denn es gab auch eine Frau, die las, sie holte sich ein Buch nach dem anderen aus der Leihbücherei, aber niemand achtete sie dafür auch nur im Mindesten. Sondern alle zerrissen sich das Maul darüber, dass sich unter ihren Betten der Staub sammelte und dass ihr Mann nur Kaltes zu essen bekam. Vielleicht, weil sie Romane las, Schauergeschichten, und weil die Bücher, die mein Großvater las, schwer waren. Schwere Bücher, wie sich jeder erinnern konnte, auch wenn ihre Titel nicht in Erinnerung geblieben sind. Sie kamen aus der Leihbücherei, in der zu jener Zeit Blackstone zu finden war, Macauley, Carlyle, Locke, Humes
Geschichte Englands
. Was war mit der
Untersuchung über den menschlichen Verstand
? Was war mit Voltaire? Karl Marx? Möglich ist es.
Wenn die Frau mit den Staubmäusen unter den Betten die schweren Bücher gelesen hätte, wäre ihr dann verziehen worden? Ich glaube nicht. Denn es gingen Frauen mit ihr ins Gericht, und Frauen gingen mit Frauen strenger ins Gericht als mit Männern. Auch muss bedacht werden, dass mein Großvater erst seine Arbeit erledigte – sein Holz war ordentlich gestapelt und sein Stall tipptopp. Seine Lektüre beeinträchtigte in keiner Weise die Erfüllung seiner Pflichten.
Über meinen Großvater wurde auch gesagt, dass er im Wohlstand lebte. Allerdings wurde damals Wohlstand weder ganz so angestrebt noch ganz so verstanden wie heute. Ich weiß noch, wie meine Großmutter sagte: »Wenn etwas außer der Reihe anfiel – als dein Vater nach Blyth auf die Schule kam und Bücher, neue Anziehsachen und mehr brauchte, dann sagte ich zu deinem Großvater, wir sollten vielleicht noch eine Kuh kalben lassen, für ein bisschen was extra.« Wenn sie also wussten, was sie für das bisschen was extra tun mussten, hätten sie es längst tun können.
Das heißt, sie führten ein Leben, in dem sie keineswegs immer so viel Geld wie nur möglich verdienten. Sie strengten sich nicht nach Leibeskräften an. Sie sahen das Leben anders. Allerdings auch nicht so wie einige ihrer irischen Nachbarn, die sich zumindest einen Teil ihrer Kräfte für fröhliche Feste aufhoben.
Wie dann? Ich glaube, sie betrachteten es hauptsächlich als einen festen Ablauf. Von den Jahreszeiten vorherbestimmt, in vielem wie die Arbeit einer Hausfrau. Mehr Geld zu verdienen, für ein höheres Ansehen oder ein leichteres Leben, mag ihnen ungehörig vorgekommen sein.
Eine ganz andere Einstellung als die des Mannes, der nach Illinois ging. Vielleicht ein letzter Einfluss dieses Rückschlags auf seine furchtsameren oder besonneneren Nachfahren.
Das muss das Leben gewesen sein, das mein Vater auf sich warten sah – ein Leben, dem sich meine Großmutter zwar unterworfen hatte, dennoch scheint sie nicht allzu traurig darüber gewesen zu sein, dass er ihm aus dem Weg gehen wollte.
Es findet sich jedoch ein Widerspruch. Wenn man über wirkliche Menschen schreibt, stößt man ständig auf Widersprüche. Mein Großvater besaß das erste Automobil aus der Achten Fertigung von Morris. Es war ein Gray-Dorrit. Und mein Vater hatte als Jugendlicher einen Detektorempfänger, etwas, wonach alle Jungen sich sehnten. Natürlich ist möglich, dass er ihn selbst bezahlt hat.
Von dem Geld aus der Fallenstellerei.
Die Tiere, die mein Vater fing, das waren Bisamratten, Nerze, Marder, hin und wieder ein Rotluchs. Otter, Wiesel,
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