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Wozu wollen Sie das wissen?

Wozu wollen Sie das wissen?

Titel: Wozu wollen Sie das wissen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Munro
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Füchse. Bisamratten fing er im Frühling, denn ihr Fell bleibt bis Ende April am dichtesten. Alle anderen Felle sind ab Ende Oktober bis in den Winter hinein am besten. Das Hermelin erreicht seine reine weiße Farbe erst ab dem zehnten Dezember. Er ging in Schneeschuhen hinaus. Er baute Prügelfallen, mit einem Form- 4 -Auslöser, so ausgelegt, dass die Bretter und Äste auf die Bisamratte oder den Nerz fielen. Wieselfallen nagelte er an Bäume. Er nagelte Bretter zu einer quadratischen Kiste zusammen, die nach demselben Prinzip funktionierte wie eine Prügelfalle und anderen Fallenstellern weniger auffiel. Die Stahlfallen waren angepflockt, sodass das Tier ertrank, oft am Ende eines herabhängenden Zedernastes. Geduld und Voraussicht und List waren erforderlich. Für die Vegetarier legte er schmackhafte Apfel- und Pastinakenstücke aus; für die Fleischfresser wie die Nerze gab es köstliche Fischköder, die er selbst mischte und in einem Glas in der Erde reifen ließ. Eine ähnliche Fleischmischung für Füchse wurde im Juni oder Juli vergraben und im Herbst herausgeholt; sie stürzten sich darauf, um sich darin zu sielen, im beißenden Gestank der Fäulnis zu schwelgen.
    Füchse interessierten ihn immer mehr. Er folgte ihnen fort von den Bächen zu den kleinen, runden, sandigen Hügeln, die sich an manchen Stellen zwischen dem Busch und dem Weideland finden – sie lieben diese sandigen Hügel bei Nacht. Er lernte, seine Fallen in Wasser und weicher Ahornrinde auszukochen, damit sie den Metallgeruch verloren. Solche Fallen wurden unter freiem Himmel ausgelegt, mit einer dünnen Sandschicht darüber.
    Wie tötet man einen gefangenen Fuchs? Man will ihn nicht erschießen, wegen des Lochs im Fell und wegen des Blutgeruchs, der die Falle verdirbt.
    Man betäubt ihn mit dem Schlag eines langen, kräftigen Stocks, und dann setzt man ihm den Fuß aufs Herz.
    Wilde Füchse sind für gewöhnlich rot. Aber gelegentlich kommt unter ihnen ein schwarzer Fuchs vor als spontane Mutation. Er hatte noch nie einen gefangen. Aber er wusste, dass anderswo welche gefangen und in der Züchtung eingesetzt worden waren, um die weißen Grannen auf dem Rücken und am Schwanz zu vermehren. Dann wurden sie Silberfüchse genannt. Die Zucht von Silberfüchsen stand in Kanada gerade am Anfang.
    1925 kaufte mein Vater ein Paar, einen Silberfuchsrüden und eine Fähe, und baute für sie neben der Scheune einen Verschlag. Anfangs mögen sie allen nur vorgekommen sein wie eine weitere Tierart, die auf der Farm lebte, ein wenig ausgefallener als die Hühner und Schweine oder sogar der Zwerghahn, selten und prächtig wie die Pfauen, interessant für Besucher. Als mein Vater sie kaufte und ihnen einen Verschlag baute, fassten sie das vielleicht als ein Zeichen auf, dass er bleiben wollte, als Farmer, ein bisschen anders als die meisten, aber immerhin ein Farmer.
    Der erste Wurf wurde geboren, und er baute weitere Verschläge. Er machte ein Foto von seiner Mutter mit drei Welpen auf dem Arm. Sie schaut ein wenig skeptisch drein, aber gutwillig. Zwei der Welpen waren Männchen, der dritte ein Weibchen. Er tötete die Männchen im Herbst, als ihr Pelz am dichtesten war, und verkaufte die Felle zu einem imposanten Preis. Das Fallenstellen begann weniger wichtig zu werden als die in Gefangenschaft aufwachsenden Tiere.
    Eine junge Frau kam zu Besuch. Eine Kusine von der irischen Seite her – eine Lehrerin, lebhaft und hartnäckig und hübsch, ein paar Jahre älter als er. Sie interessierte sich sofort für die Füchse, und ihr Interesse war keineswegs, wie seine Mutter annahm, geheuchelt, um ihn zu bezirzen. (Zwischen seiner Mutter und der Besucherin entstand fast sofort eine Antipathie, obwohl sie Kusinen waren.) Sie kam aus einem wesentlich ärmeren Zuhause, von einer wesentlich ärmeren Farm als dieser, und sie war aus eigener, verzweifelter Anstrengung Lehrerin geworden. Dabei hatte sie es erst einmal belassen, allerdings nur, weil dieser Beruf für Frauen das Beste war, was sie bis dahin gefunden hatte. Sie war eine fleißige und beliebte Lehrerin, doch sie wusste, sie hatte noch andere Talente, die brach lagen. Talente, die etwas damit zu tun hatten, sich auf Wagnisse einzulassen und Geld zu verdienen. Im Elternhaus meines Vaters ebenso fehl am Platz wie in ihrem eigenen, von beiden scheel angesehen, obwohl gerade diese Talente (weniger oft erwähnt als die harte Arbeit, das Stehvermögen) das Land gestaltet hatten. Sie schaute sich die Füchse

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