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Verbeugung. Sie fuhr fort:
„Und auch das, was Sie soeben
über Gil Andréa gesagt haben, gefällt mir. Sie mögen ihn nicht, und das ist für
mich so etwas wie eine Garantie. Ich will damit sagen, daß Sie mir bestimmt
nichts verschweigen, wenn Sie etwas Unangenehmes über ihn erfahren. Stimmt’s?“
„Stimmt genau.“
„Aber auch nichts erfinden.“
„Ich erfinde nie etwas.“
„Andererseits werden Sie
unangenehme Geschichten, nehmen wir einmal an, es gibt sie, nicht überall
herumerzählen, denn dann würden Sie Ihre Klientin enttäuschen... Ich hoffe, Sie
enttäuschen Ihre Klienten nicht?“
„Meine Klienten vielleicht,
aber meine Klientinnen nie. Kavalier alter Schule. Und jetzt sagen Sie mir
doch, worum es geht.“
„Wollen Sie für mich arbeiten?“
„Sagen Sie mir erst, worum’s
geht.“
„Also gut...“
Mit einer graziösen Bewegung,
die ihren Busen zur Geltung brachte, schüttelte sie ihre platinblonde Mähne.
„Es geht nicht darum, meinem
Star Schwierigkeiten zu machen... Sie wissen doch, daß ich ihn betreue, oder?“
„Ja.“
„Es geht also nicht darum, ihm
Schwierigkeiten zu machen, sondern ihm welche zu ersparen. Und Sie sind der
ideale Mann dafür. Sie mögen ihn nicht, sind aber vertrauenswürdig
Sie nannte mir wieder die
Argumente von vorhin.
„Schön“, sagte ich. „Ich bin
vertrauenswürdig, wie Sie mir bescheinigen. Ich bin auch geschickt und diskret.
Das bescheinige ich mir selbst, stimmt aber trotzdem. Außerdem versichere ich
Ihnen, daß man sich an meiner Schulter ausweinen kann. Meine Jacke ist aus
Löschpapier. Auf mir vereinigen sich also ‘ne Menge Eigenschaften. Warum tut
sich Ihr hübscher Mund dann so schwer mit dem, was Sie mir sagen wollen?“
„Na ja... äh... was ich hier
tue, ist wohl nicht ganz sauber.“
„Wie das Leben.“
„Richtig. Und außerdem... was
ist schon dabei, hm? Jetzt sind Sie hier, Sie gefallen mir, und da werde ich
die Vorstellung nicht ausfallen lassen... Hm... Mit dem Sänger, das ist eine
ausgezeichnete Sache, mein Lieber. Er bringt mir einen Haufen Geld ein. Ich
kann sagen, daß meine Agentur von ihm ganz alleine lebt. In meinem Stall hab
ich noch zwei oder drei andere Pferdchen, die nicht gerade schlecht laufen;
aber er ist das Zugpferd, der Hauptgewinn. Ich lege keinen Wert darauf, ihn zu
verlieren. Ich werd ihn auch nicht verlieren, denn ich glaube nicht, daß er
sich einen anderen Manager sucht. Er ist nicht undankbar. Aber er könnte sich
ruinieren, und mich dazu. Genau das möchte ich vermeiden.“
Sie zündete sich mit der
zweiten Zigarette eine dritte an. Ich schwieg. Sie fuhr fort:
„Ein Skandal hat seine guten
und seine schlechten Seiten. Ein kleiner, von Zeit zu Zeit, ist eine gute
Werbung. Ein Riesenskandal dagegen kann eine Karriere ruinieren. Und ein
Geschäft. Sehen Sie sich Max Linder an. Das ist vielleicht kein gutes Beispiel,
aber Sie werden gleich merken, warum ich ihn erwähne. Ich würde gerne wissen,
was in letzter Zeit um Gil herum passiert. Er ist nicht mehr derselbe. Neulich
ist er zu spät in den Palais de Cristal gekommen, und das als Star des Abends.
Außerdem war er nicht voll dabei. Zum ersten Mal haben einige seiner Feinde...
er hat welche...“
Ihr Lächeln verschwand wieder.
Da ich einer dieser „Feinde“ war, wenn man das so nennen konnte, hätte sie
ruhig lächeln können. Sie tat es aber nicht. Gil Andréa machte ihr wirklich
Sorgen.
„...sind sofort über ihn
hergefallen. Nicht weiter schlimm, aber trotzdem... Und seitdem ist er nervös
und ängstlich. Das gefällt mir nicht.“
„Sie müssen ihm Kaffee
verbieten und kalte Duschen verordnen“, schlug ich vor. „Oder die Leute lauter
klatschen lassen.“ Sie zuckte leicht gereizt die Achseln:
„Machen Sie sich nur lustig...
Sonntag mußte er an einer Galavorstellung teilnehmen, und...“
„Er hat gekniffen“, unterbrach
ich.
Ich dachte an Nicolss. Es gibt
die Woche der Wohltätigkeit, die Woche des Leders, die Woche der
Freundlichkeit... Vielleicht gibt es auch eine Woche der Schauspieler, Sänger
usw., in der sie sich in Luft auflösen. Mado klärte mich über meinen Irrtum
auf. Gil Andréa hatte nicht gekniffen. Wäre allerdings besser gewesen. Die
Vorstellung wurde ein Reinfall.
„...Seitdem scheint er sich
wieder gefangen zu haben, aber ich mache mir Sorgen. Entschuldigen Sie das
abgedroschene Klischee, aber einige von diesen Stars stehen nur auf tönernen
Füßen. Eine Kleinigkeit kann sie umwerfen. Sie steigen
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