Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
wsmt

wsmt

Titel: wsmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
wie ein Pfeil hoch, aber
genauso schnell purzeln sie wieder hinunter. Gil Andréa ist mein Star. Ich habe ihn gemacht.
Die Presse, von France-Dimanche bis Crépuscule, kann
ruhig schreiben, daß Clara Nox ihn in den Sattel gehoben
hat. Das stimmt zwar, aber ohne mich, ohne meinen Rat wär er nie dahin
gekommen, wo er jetzt steht. Und wenn er im Begriff ist, Dummheiten zu machen,
falls er sie nicht schon begangen hat, dann muß ich ihn vor sich selbst schützen.
Das liegt in unser beider Interesse.“
    „Sie sprachen von Max Linder“,
sagte ich. „Er hat Selbstmord begangen. Das war ein unersetzbarer Verlust für
den französischen Film. Befürchten Sie, daß Gil Andréa in seine Fußstapfen
tritt? Das wär beileibe kein großer Verlust für das Chanson. Aber für Sie wär
das wirklich eine Katastrophe.“ Ungeduldig trommelte sie auf die Glasplatte.
    „Sie müssen immer makaber
werden. Seh ich das richtig, Nestor? ... Nestor...“
    Sie sagte meinen Namen, als ob
er sie an etwas lange Vergangenes erinnerte. Dann zuckte sie die Achseln:
    „An den Selbstmord von Max
Linder hab ich nicht gedacht. Das war nur der letzte Akt. Vorher war da diese
Liaison mit dem jungen Mädchen...fast noch ein Kind.“
    „Ich kenn die Geschichte. Die
Eltern dieser Lolita haben Krach geschlagen. Na schön. Und Gil Andréa rennt
auch hinter Backfischen her?“
    „Backfische oder nicht,
jedenfalls fischt er in einer Art Teich: dem Club seiner Verehrerinnen. Und
dieser Club macht mir Sorgen.“
    „Lösen Sie ihn auf! Ich nehme
an, Sie haben ihn wegen der Publicity gegründet...“
    „Eben nicht. Ich bin
überrumpelt worden. Dieser Verein wurde plötzlich von irgendwem gegründet und
hat seitdem schon mehrmals Büro und Geschäftsführer gewechselt. Ich bin vor
vollendete Tatsachen gestellt worden. Bis jetzt mußte ich noch nicht
eingreifen. Der Fanclub erfüllte ganz gut seinen Zweck, ohne daß ich mich
abrackern mußte. Aber jetzt frage ich mich...“
    Sie kniff die Lippen zusammen.
    „Sie fragen sich?“
    „Ob die Ursache für Gils
Nervosität, die seiner Arbeit sehr schadet, in diesem Club zu suchen ist.
Wohlgemerkt, ich habe keine Ahnung. Die Idee ist mir nur so durch den Kopf
gegangen. Wissen Sie, wenn er eine fürs Bett sucht, dann findet er sie dort. Er
braucht sich nur zu bücken, wenn ich so sagen darf, und er kann gar nicht alle
befriedigen. Entschuldigen Sie, daß ich so offen bin.“
    Ich entschuldigte mit einer
großzügigen Geste.
    „Tun Sie sich keinen Zwang an,
Mado. Ich bin keine Jungfrau.“
    „Ich auch nicht. Gott sei
Dank!“ lachte sie etwas nervös. „Nun ja, seine Wahl kann Eifersucht
hervorrufen, Enttäuschung, Haß, was weiß ich. Und wenn solche Gefühle von
Feinden geschickt ausgenutzt werden... na ja, sie wissen schon, was ich meine,
nicht wahr?“
    „Ja, aber ich glaube, Sie irren
sich. Ein Fanclub kann kein Idol vom Sockel stoßen, selbst wenn übelwollende
Leute versuchen sollten, ein paar hysterische Mädchen aufzuhetzen. Worauf
stützt sich Ihr Verdacht?“
    „Auf nichts. Aber er ist so
nervös.“
    „Ja, und das macht Sie nervös. Haben
Sie ihn deswegen zur Rede gestellt?“
    „Er hat mir gesagt, das gehe
mich nichts an. Das erste Mal, daß er mir so etwas gesagt hat. Danach hat er
mir Blumen bringen lassen, um sich zu entschuldigen. Eine Erklärung hat er mir
aber trotzdem nicht gegeben. Also habe ich mich entschlossen, Sie anzurufen...“
    Ich nickte.
    „Gil Andréa ist so unruhig“,
fuhr sie fort. „Irgendetwas stimmt nicht mit ihm. Und Sie sollen herausfinden,
was. Dann werde ich versuchen, den Schaden für unsere Agentur und seine
Karriere so gering wie möglich zu halten. Nehmen Sie diesen Auftrag an? Sie
müssen mir natürlich totale Diskretion zusichern. Niemand darf von Ihrem
Vorgehen etwas erfahren, er so wenig wie andere... und das Ergebnis Ihrer
Ermittlungen muß völlig unter uns bleiben.“
    „Einverstanden.“
    „Danke. Jetzt müssen wir noch
über Geld reden.“
    Ich nannte ihr meinen Tarif.
Zum Zeichen meiner Verehrung für die Gewohnheiten der Agentur Interstar schlug
ich zehn Prozent drauf. Das schien ihr nicht übertrieben. Als Vorschuß gab sie
mir sofort einen Scheck. Ich faltete ihn, schob ihn in meine Brieftasche und
sagte:
    „Glauben Sie wirklich, daß der
Wind von diesem Fanclub her weht? Vielleicht hat er nur ganz gewöhnliche
Sorgen, Familiengeschichten...“
    „Er hat sozusagen keine
Familie, lebt mit seinem alten Vater zusammen... na ja, alt...

Weitere Kostenlose Bücher