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Titel: wsmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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meinem
Parfüm fasziniert. Ich lächelte ihr zu.
    „ Chasse gardée “, sagte ich.
    Sie schien verdutzt.
    „He?“
    „So heißt mein Parfüm.“
    Sie sah mich böse an.
    „Ich hab Sie nicht danach
gefragt.“
    Sie verlor sich in der
schnatternden Menge. Eifersüchtig. Um das zu erraten, brauchte man keinen
Detektivkurs. Eine große Familie, hatte Mademoiselle Gabrielle gesagt. Ja, eine
Familie von Hyänen. Jemand berührte meinen Arm. Hinter mir stand ein Mädchen,
so groß wie ich, vielleicht etwas älter. Ihre Augen lächelten mich belustigt
an. Sie sah gut aus. Hinreißend geschminkt, sehr elegant gekleidet. Es fehlte
nicht viel — nur eine Kleinigkeit in ihrer Aufmachung-, und ihr Aussehen wäre
perfekt gewesen.
    „Sie sind hübsch. Hübsch und
gut gebaut“, sagte sie lächelnd. Ihr Lächeln war nett, sympathisch, herzlich.
    „...Dédée wird es Ihnen nicht
verzeihen.“
    Mit einer unbestimmten Geste
gab sie mir zu verstehen, daß sie damit das häßliche Entlein meinte, das eben
so wenig liebenswürdig gewesen war.
    „Mir hat sie auch nie
verziehen, daß ich besser aussehe als sie. Sie sind neu hier, nicht wahr?
Jedenfalls seh ich Sie zum ersten Mal...“
    Sie reichte mir die Hand.
    „Ich heiße Geneviève. Aber ich
werde Gigi oder Gina genannt. Manchmal sogar Gin. Weil ich das Zeug trinke..
Damit mußte sie wohl erst vor kurzem angefangen haben.
    „...das ist mein Clubname. Und
Ihrer?“
    „Verträumter Lotos. Aber Sie
können mich genausogut Hélène nennen.“
    „Das finde ich auch besser.
Hélène? Wie diese Bekloppte?“ Jetzt wies sie mit dem Kopf ungefähr in Dulaures
Richtung. „Wie Helena von Troja“, sagte ich.
    „Wie schön!“ lachte Gin. „Sind
Sie aber bescheiden!“
    „Sehr, ja. Nett, Sie
kennenzulernen, Gin...“ Ich ließ ihre Hand los. „Warum ist sie denn
eifersüchtig?“
    „Das ,Einsame
Vergißmeinnicht’?“
    „Nein, diese Dédée.“
    „Dédée ist das ,Einsame
Vergißmeinnicht’. Häßliches Entlein würde besser zu ihr passen, aber daran hat
keiner gedacht. Nachdenken ist hier nicht gerade die große Mode. Sie fragen,
warum die Kleine sich grün ärgert?“
    Diese Gin war ein Mädchen nach
Nestor Burmas Geschmack. Sie redeten dieselbe Sprache.
    „Ja“, sagte ich und versuchte
so dämlich wie möglich auszusehen.
    Vielleicht konnte diese Gin
noch von größtem Nutzen für die Agentur Fiat Lux sein. Sie war nicht blau,
sondern einfach nur euphorisch. Allerdings war sie sehr verquatscht. Ich schien
ihr zu gefallen.
    „Was für eine Frage!“ rief sie.
„Weil sie doch keine Chancen hat neben so Exemplaren wie Ihnen und mir.“
    „Wobei keine Chance?“
    Sie sah mich an, als stiege ich
gerade aus einer fliegenden Untertasse. Dann nahm sie meinen Arm und schob mich
in eine fast ruhige Ecke.
    „Kommen Sie...“
    Wir setzten uns auf ein
Plüschsofa.
    „...Sagen Sie mal, mein
Schatz...“
    Das gefiel mir schon weniger.
Ich mag es nicht, wenn jemand mich „mein Schatz“ nennt. Nestor Burma lasse ich
es noch durchgehen, und das auch nicht immer. Aber bei einer Frau...“
    „...Sagen Sie mal, mein
Schatz,“ fuhr sie fort, „heißen Sie ,Verträumter Lotos’ oder ,Naives
Pflänzchen’? Ist das hier der erste Club, dem Sie beitreten?“
    „Ja.“
    „Und warum treten Sie bei?“
    „Na ja... äh... natürlich, weil
ich Gil Andréa liebe...“
    „Sie lieben Gil Andréa?“
    „Sein Talent, seine Lieder,
seine Art zu singen. Einfach alles!“
    „Ich verstehe. Sie sind nicht
ganz dicht. Auf den ersten Blick sahen Sie nicht danach aus. Ich dachte, Sie
wären intelligent. Der Schein trügt, hm? Im Ernst, haben Sie keine Lust, mit
ihm zu schlafen?“
    „Um Gottes willen!“ fuhr ich
hoch, ohne mir Mühe geben zu müssen.
    Gin lachte:
    „Wieso um Gottes willen? Was
meinen Sie, woran denken die meisten von denen hier? Die sind von der Pest
angesteckt. Nicht alle schaffen es, aber alle sind davon besessen. Wie vom
Teufel. Im Ernst: haben Sie in Ihrem hübschen Köpfchen nicht so einen
klitzekleinen Hintergedanken, mein verträumter Schatz? ... Pardon... Lotos.“
    Sie war amüsant, überhaupt
nicht dumm. Ich sagte:
    „Ich finde Sie etwas... na ja,
Sie nehmen wirklich kein Blatt vor den Mund.“
    Sie zuckte die Achseln und
lächelte mich wieder nett an. „Ich bin nicht zimperlich. Frei und ungezwungen.
Für keine zwei Pfennig hintenrum. Das ist Ihnen nicht ganz geheuer, hm? Sie
brauchen sich nicht zu rechtfertigen, Hélène. Ich seh, was los ist. Sie
mißtrauen mir.

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