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Clubnamen?“
„Ja.“
„Na ja, ,Gebrochenes Herz’
natürlich.“
„Wieso natürlich?“
„Äh… nur so...“
„Meine arme Kleine!“ seufzte
sie. „Nein, ,Gebrochenes Herz’ geht nicht. Es ist schon vergeben. Eher hundert-
als einmal.“
„Dann ,Verträumter Lotos’.“
„Bravo. Das ist hübsch, und so exotisch!
Wie in seinem Lied... Sie wissen schon..“
Und sie fing an zu summen:
„ Der Lotos der
Liebe ...“
Sie hielt inne:
„Das macht zweihundert Francs.“
Ich gab ihr das Geld. Die Höhe
der Gebühr war nicht auf der Karte vermerkt. Sofort beschloß ich, mehr als das
Doppelte auf die Spesenrechnung zu setzen. Das war mir Nestor Burma schuldig.
„Sie kennen den Zweck unseres
Vereins, nicht wahr?“ fragte Mademoiselle Gabrielle.
„Also eigentlich...“
Ich war drauf und dran, ihr
meine innersten Gedanken zu verraten, was aber wenig diplomatisch gewesen wäre
und sie schockiert hätte. Trotzdem, welcher Hoffnung gaben sie sich alle hin,
außer der, mit diesem Hotelfriseur zu schlafen, und sei es auch nur ganz kurz?
Aber das konnte man hier nicht offen aussprechen. Scheinheilige!
„Wir bilden eine große Familie
um Gil“, erklärte mir die „Putzfrau“ mit leuchtenden Augen. „Wir unterstützen
seine Anstrengungen, fördern seine Arbeit. Er ist ein so großer Künstler! Wir
kaufen jede seiner Langspielplatten mehrmals. Genauso seine einzelnen Chansons,
vor allem die, die er selbst komponiert hat. Er komponiert nämlich auch. So
viel Talent! Aber das wissen Sie ja... Wir gehen wenigstens einmal im Monat ins
Varieté, wenn er dort singt. Wenn eine Zeitung über ihn herzieht, was selten
der Fall ist — aber böse Menschen gibt’s ja überall — , dann schreiben wir dem
Herausgeber, daß wir bisher seine Zeitung gelesen haben, auch wenn das nicht
stimmt, und daß wir dieses Käseblatt nie mehr wieder kaufen werden. Die
Zeitungen, die ihn feiern, beglückwünschen wir ; natürlich und versichern
ihnen, daß wir weiterhin zu ihren treuen Leserinnen zählen werden...“
„Auch wenn wir diese Zeitungen
nie kaufen.“
„Genau, meine Liebe. Ist das
nicht unwichtig?“
„Natürlich.“
„Und jetzt etwas Wichtiges, das
Sie vielleicht noch nicht wissen. Zweimal im Jahr darf diejenige von uns, die
die meisten Schallplatten, Eintrittskarten, Fotos usw. besitzt, nicht zu
vergessen die privaten Werbeaktionen oder so was, die darf... Na, was meinen
Sie? Was darf die?“
Ich wußte es nicht. Vielleicht
in eine Gummizelle nach Sainte-Anne? Das hätte sie jedenfalls verdient.
„Ich weiß es nicht“, sagte ich.
„Sie
darf mit ihm zusammensein, meine Liebe“, hauchte Mademoiselle Gabrielle
langsam, hingerissen. „Sie darf rich tig mit ihm zusammensein. Sie ißt mit ihm
zu Mittag oder zu Abend.“
„Phantastisch!“ rief ich. Mich
packte die Lust, laut loszuprusten oder mit den Zähnen zu knirschen; ich
bremste mich aber.
„Sie sagen es. Es ist wirklich
phantastisch.“
Ich fragte mich, wer die
Rechnung bezahlte. Wahrscheinlich die glückliche Gewinnerin.
„Dabei fällt mir ein, meine
Liebe: Haben Sie Fotos von ihm?“
Ich log:
„Zwei oder drei, aus
Zeitschriften...“
„Das ist zwar ein guter Anfang,
genügt aber nicht. Sie fangen ja auch erst an. Außerdem sind diese Fotos nicht
sehr schön. Wir haben hier eine Fotoserie, sehr künstlerisch, extra für
Clubmitglieder.“
Künstlerisch? Ich hoffte, sie
meinte nicht solche wie die, die ich vor ein paar Monaten in einem
leerstehenden Haus in der Rue Blottière auf diesem
Tischchen gefunden hatte! Das wäre der Gipfel! Ich verlor mich in sündige
Gedanken, fuhr dann hoch, als mein Name laut gerufen wurde.
„Hélène!“ bellte Mademoiselle
Gabrielle.
„Ja“, sagte ich.
Ein zuckersüßes Lächeln.
„Nicht Sie. Ich rufe eine andere
Hélène.“
Die betreffende andere Hélène
kam. Eine Frau ohne Chic, alterslos, ein wenig flachbrüstig. Sie sah
gleichzeitig schlecht gelaunt und kompetent aus.
„Kommen Sie, Hélène“, sagte die
„Putzfrau“, „ich möchte Ihnen unser neues Mitglied vorstellen: Mademoiselle
Hélène Chatelain... Hélène Dulaure, unsere, sagen wir, Archivarin“, stellte sie
mir die andere vor.
Wir gaben uns die Hand. Ihre
fühlte sich an wie die einer Metzgersfrau, die nicht gerade behutsam mit
Schweinefleisch umging. Wenn ich mich nicht irrte, war das die Vogelscheuche,
von der Nestor Burma gesprochen hatte. Sekretärin von Madame Madeleine Souldre,
der Leiterin der Agentur Interstar, die
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