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Titel: wsmt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Sie brauch ich mir keine Sorgen zu machen. Sie kommen schon
klar. Gil wird Ihnen nicht den Kopf verdrehen.“
    „Hat er Ihnen den Kopf
verdreht?“
    „Allen.“
    „Das meinte ich nicht. Ich
meinte direkt... verführt und so...“
    „Oh! Wenn man glaubt, was die
Zeitungen schreiben... Aber das gehört zur Publicity, oder?“
    „Trotzdem hat er doch welche
verführt.“
    „Natürlich. Er hat leichtes
Spiel. Aber weniger jedenfalls, als erzählt wird. Zahlenmäßig, meine ich.“
    „Und er hat sie wieder
verlassen. Macht er sich damit keine Feindinnen?“
    „Sie müssen noch viel lernen,
mein Schatz. Gil hat keine Feindinnen. Wenigstens nicht im Club. Wir begnügen
uns damit, uns gegenseitig eins auszuwischen, zuckersüß. Jedenfalls, ich gehöre
nicht zu seinen Feindinnen. Allerdings bin ich auch nicht fallengelassen
worden. Ich hab gekriegt, was ich wollte. Aus den Augen, aus dem Sinn. Der Rest
kümmert mich ‘n Dreck. Hat mir nicht den Appetit verdorben. Sie werden das
genauso machen. Weil Sie nämlich klarkommen, obwohl Sie manchmal so dämlich
gucken...ab und zu. Ich glaube nicht, daß Sie sich wie andere dransetzen und
seine Lieder auswendig lernen, damit Sie sich ihm näher fühlen können.“
    „Machen das welche?“
    „Einige. Und so’n armer
Schlucker hier in der Gegend hilft ihnen. Der bringt ihnen das Singen bei. Der
Mann muß doch auch seine Brötchen verdienen, oder? Gauri verdient auch noch
daran. Kennen Sie ihn?“
    „Ich glaub nicht. Der Name sagt
mir dunkel was, aber ich weiß nicht...“
    „Wissen Sie, diese Gauris
gibt’s wie Sand am Meer. Den ich meine, das ist ein Schwein, der ein gutes Werk
tut. Er hat eine Künstleragentur, nicht weit von hier. Redet den dummen
Gänschen ein — den Enttäuschten, die es nicht schaffen, und den ,Verstoßenen’ —
er redet ihnen ein, daß sie auch Karriere machen können und vielleicht das Idol
ausstechen, warum nicht? ...“
    „Er rechnet also mit
Rachegefühlen?“
    „Klar!“
    „Dann gibt es also diese
Rachegefühle?“
    „Ja, aber sie zerfließen weiter
vor Bewunderung. Ich weiß, wovon ich rede. Um auf Gauri zurückzukommen... Er
trichtert ihnen die Lieder ein, bringt ihnen bei, wie man sich auf einer Bühne
bewegt, besorgt ihnen Engagements, entweder für ‘ne popelige Tournee oder für
diese Schuppen in der Provinz. Sie kriegen natürlich nur einen Hungerlohn, und
davon behält er noch eine Wahnsinnsprämie. Nehme ich wenigstens an. Darum hab
ich gesagt, er ist ein Schwein, aber gleichzeitig tut er auch ein gutes Werk.“
    „Wieso?“
    „Diese Mädchen können
genausowenig singen, wie ich die Messe lesen kann. Das wird dann zwangsläufig
ein Reinfall, und die herrliche Karriere geht schnell zu Ende. Desillusioniert
und entwöhnt kehren sie reumütig nach Paris zurück, in den Schoß der Familie,
falls sie eine haben. Suchen sich eine Arbeit wie jeder andere. Vergessen Gil
Andréa, den Club und alles. Man sieht sie nie mehr wieder. Damit erweist dieser
Gauri ihnen einen verdammt guten Dienst. Ich hoffe nur, daß er Ihnen den Dienst
nicht erweisen muß. Sie werden sich schon ganz alleine entwöhnen, wenn es
soweit ist.“
    „Kann man nie wissen“, sagte
ich lächelnd.
    „Jedenfalls ist es besser, man
lernt Singen, als wenn es einem so geht wie Janine.“
    „Was ist mit Janine?“
    „So was werden Sie bestimmt
nicht machen. Hoffe ich wenigstens. Sie ist aus dem Fenster gesprungen.“
    Mir stockte der Atem.
    „Selbstmord?“
    Gin zuckte die Achseln.
    „Vielleicht hat sie sich auch
nur beim Blumengießen zu weit vorgebeugt. Interessiert Sie das?“
    Und wie mich das interessierte!

Die
Eltern der Toten
     
    Mit weitausholender Geste
füllte der Kellner des Globe unsere Gläser nach.
    Die Nacht brach herein. Zeit
zum Apéritif oder fürs Theater. Durch die breiten Fenster des hellerleuchteten,
riesigen Café Globe konnte man das Treiben auf dem Boulevard de Strasbourg mit
seinem nicht abreißenden Autostrom beobachten. Wenn die Eingangstür geöffnet
wurde, vermischte sich die frische Luft und der Lärm von draußen mit dem
Stimmengewirr der Gäste. Das gutbesuchte Café war wohlig warm. In der Luft hing
der Geruch von Tabak, Parfüm und Apéritif.
    Neben mir auf der Lederbank saß
Hélène, den Kopf nachdenklich zur Seite geneigt, und stocherte mit einem
abgebrannten Streichholz in der Pfeifenasche. Sie hatte mir ihre. Erlebnisse
vom Nachmittag im Club erzählt, und ich streichelte ihren Nacken und ihr
weiches Haar.
    „Mein

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