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Sehen in mir eine Rivalin. Nun, meine Süße, seien Sie unbesorgt!
Ich bin für keine hier mehr eine Rivalin
Sie beugte sich zu mir,
schielte mir in den Ausschnitt. „...Sie haben eine schöne Brust“, stellte sie
sachlich fest. Dann, ohne Übergang: „Ich hab mit Gil geschlafen. Aber nicht er
hat Schluß gemacht, sondern ich.“
„Ach!“ sagte ich.
„Normalerweise macht er also Schluß?“
„Natürlich. Ist doch klar,
oder?“
„Wenn Sie es sagen! Und... Ist
er denn nett?“
„Zuerst, wie alle. Wissen Sie,
ein Sänger ist nicht anders als andere Männer auch. Ich spreche aus Erfahrung.
Es wird Sie schockieren, aber ich bin gerade dabei, eine Art Rekord
aufzustellen. Ich war Mitglied in allen Clubs, die es so gibt. Und überall, oder
fast überall, hab ich gekriegt, was ich wollte. Ach Gott, ja, ich mußte Platten
kaufen, bescheuerte Chansons, Fotos, Eintrittskarten und alles...Natürliche
Schönheit genügt nämlich nicht immer. Aber ich hab immer mein Ziel erreicht...“
Sie zählte mir an ihren
schmalen Fingern mit den sorgfältig manikürten und lackierten Fingernägeln mehr
oder weniger bekannte Künstler auf.
„...Die hab ich alle schon im
Bett gesehen“, lachte sie. „War nicht immer schmeichelhaft für sie. Nur bei
Jean Courcelles hab ich’s nicht geschafft.“
„Und warum, zum Teufel? Hat
Ihre Technik versagt?“ fragte ich ironisch.
„Ich hatte keinen Bart. Das hab
ich erst im entscheidenden Augenblick gemerkt...oder im scheidenden.“
„Keinen Schnurrbart?“
Sie sah mich zweifelnd an, dann
sagte sie:
„Es macht Spaß, mit Ihnen zu
quatschen. Ich weiß nur nicht so richtig, ob Sie völlig behämmert sind oder nur
so tun. Dann sind Sie aber verdammt raffiniert. Vielleicht wissen Sie es selbst
nicht so genau, hm? Kapieren Sie wirklich nicht, was ich damit meine, mit dem
Bart?“
„Ich glaub, jetzt kapier
ich’s,“ lächelte ich. Ich durfte nicht übertreiben.
„Gott sei Dank.“
„Dann gehören Sie also
gleichzeitig allen Clubs an?“ bohrte ich weiter.
„Nein! Einer genügt. Wenn ich
gekriegt hab, was ich wollte, hau ich ab.“
„Sie erzählen mir aber ganz
schöne Märchen!“ sagte ich gutmütig, nicht vorwurfsvoll. „Sie behaupten, Sie
haben mit Gil Andréa... hm... geschlafen... Was machen Sie dann noch hier?“
„Mein Schatz, ich bleibe nicht
mehr lange. Wären Sie erst nächste Woche gekommen, hätten wir uns hier nicht
mehr getroffen. Ich werd mich empfehlen, Mademoiselle Adrienne, Mademoiselle
Gabrielle, dieser Bekloppten mit Ihrem Vornamen und dem ganzen Haufen hier...
Bis dahin guck ich sie mir noch an. Manchmal schnapp ich ihre Blicke auf, denn
die wissen natürlich Bescheid über meine Erfolge... Vielleicht komm ich auch
noch hierhin, um mit den Neuen zu reden — die nicht zu blöd aussehen, obwohl...
manchmal irrt man sich. Ich sag dann zu ihnen: Nutzt doch aus, daß ihr jung
seid. Ob ihr nun Gil Andréa verführt oder einen anderen... oder er euch.
Schnappt euch einen lieben Jungen, der euch nicht auf die Nerven geht und um
den man sich nicht so reißt. Bei mir ist das was anderes. Ich will einen Rekord
aufstellen. Sozusagen wissenschaftlich.“
„Jaja“, sagte ich, ohne darauf
einzugehen. „Und wenn Sie hier austreten, treten Sie sicher woanders ein?“
„Sie kapieren aber schnell.
Haben wohl mehr im Kopf, als Sie zugeben wollen. Jawohl, meine Liebe. Montag
werd ich Mitglied im Club Moralès, bei dem Süd-Ami. Anscheinend gerade im
Kommen. Na ja, man wird sehen. Diesmal aber Schluß mit den Platten und dem ganzen Scheiß. Ich benutze nur noch meine eigenen Waffen...“
Sie warf sich unverschämt in
die Brust.
„Schluß mit den Platten. Mich
kotzt der ganze Scheiß von diesen Pfeifen an. Ich kauf mir keine Platten
mehr... ach ja!“ Sie schaute auf ihre Armbanduhr.
„...Ich muß gleich weg, bevor
das Plattengeschäft in der Rue René-Boulanger zumacht. Hab da eine bestellt...
vielleicht ist die schon gekommen.“
„Aber Sie haben doch gesagt Sie
flüsterte mir ins Ohr:
„Ja ja, ich weiß. Aber das ist
eine Platte, die ich gerne höre. Keine taktischen Spielchen. Eine Aufnahme von
Georges Brassens. Das ist ein Mann! Und seine Chansons erst mal... Der braucht
keinen Club.“
„Bedauern Sie es?“
„Keine Spur! Wenn er einen Club
hätte, wär er versaut.“
„Ich mag Brassens auch sehr“,
gestand ich.
„Und was tun Sie dann hier?“
„Ich... ich will mich nicht
festlegen.“
„Schon gut.“ Sie tätschelte
mein Knie. „Um
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