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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Mexiko in unsern Dossiers aufgetaucht bist? Ich habe dich aus dem Knast geholt und im Peace Corps untergebracht und ein Auge auf dich gehalten und dir meistens echten Ärger ferngehalten. Mutter hatte mich natürlich darum gebeten. Sie hieß übrigens mit Mädchennamen Quincy. Es war eine jener fürchterlichen Szenen am Sterbebett – du weißt, was ich meine.«
    Wie um die Schilderung zu unterstreichen, ließ Simms seine rechte Hand in einem anmutigen Schnörkel kreisen, der damit endete, daß die Hand ganz beiläufig auf dem rechten Knie fast unter der Schreibtischplatte landete. Simms bewegte die Hand dann unauffällig, bis sie die Pistole umfaßt hatte, die unter der Schreibtischplatte baumelte.
    Simms spannte den Finger am Abzug und begann im Plauderton zu sagen: »Weißt du, Quincy …«, und kam dann nicht mehr weiter, weil Artie Wu seine Waffe aus der Tasche zog und Reginald Simms aus nächster Nähe einmal in den Hals und zweimal in die Brust schoß, ziemlich genau dorthin, wo das Herz sitzt. Die Kugel drückte Simms in den Stuhl zurück, aber dann kippte er vornüber auf die Schreibtischplatte und rutschte einen Augenblick später ungelenk auf den Fußboden.
    Wu ging zum Schreibtisch, griff unter die Platte, riß die versteckte Automatic vom Reißnagel und schob sie über den Schreibtisch zu Durant hinüber, der immer noch wie angewurzelt mitten im Raum stand, stumm und niedergeschmettert.
    »Du brauchst keinen Bruder«, sagte Artie Wu. »Du hast mich.«

Neununddreißig
    Schließlich bewegte Durant sich wieder. Er ging um den Schreibtisch und starrte hinunter auf Reginald Simms’ Leiche. Das war’s, Bruder, dachte er und fragte sich, warum er nicht aufhören konnte, ihn anzustarren.
    Artie Wu steckte seinen Revolver wieder in eine Tasche seines eindrucksvollen Anzugs und holte aus einer anderen eine flache silberne Flasche. Er schraubte sie auf und reichte sie Durant.
    Immer noch auf Simms hinabstarrend, nahm Durant einen großen Schluck Brandy. Dann ging er zu Silk Armitage hinüber, setzte die Flasche ab, entfernte behutsam den Klebestreifen über ihrem Mund und löste ihr die Handfesseln. Er reichte ihr wortlos die Flasche. Sie nahm einen kleinen Schluck.
    »O, mein Gott, hatte ich Angst«, sagte sie. »Du auch?«
    Durant nickte. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ich glaube, ja«, sagte sie und warf einen schnellen Blick auf Simms, blickte aber noch schneller wieder weg. »Ist er wirklich dein Bruder?«
    Durant zuckte bloß mit den Achseln.
    Silk streckte die Hand aus, als wollte sie ihn tröstend streicheln, zog die Hand aber fort, ehe sie ihn berührt hatte, und sagte statt dessen: »Tut mir leid, ich kann nichts dafür, aber ich muß mal.«
    »Versuchen Sie’s im Flur«, sagte Artie Wu.
    Als Silk hinausgegangen war, trank Durant weiter Brandy und starrte auf Simms hinab. Aber irgendwann drehte er sich zu Wu um und sagte: »Du hast es gewußt, Artie, oder?«
    Wu nickte.
    »Seit wann?«
    »Seit etwa acht Jahren. Als wir zum erstenmal in Bangkok waren. Reg war auf der Durchreise zu irgendeinem Himmelfahrtskommando. Falls ihm etwas zustieße, sollte ich es dir sagen. Aber es stieß ihm nichts zu.«
    »Wer war er?«
    »Wer?«
    »Daddy«, sagte Durant, das Wort zermahlend.
    »Ist doch egal, oder?« sagte Artie Wu. »Denk dir einen aus. Irgendeinen, den du magst. Irgendeinen tollen Hecht, wie ich es gemacht habe.«
    »Wer war er, Artie?«
    Wu seufzte. »Er hat keine Ahnung.«
    »Du meinst von mir?«
    Wu nickte. »Sie war Witwe – deine Mutter, Simms’ Mutter. Sie hatte eine Affäre mit einem verheirateten Mann. Als sie merkte, daß sie schwanger war, ging sie nach San Francisco. Simms hat mir erzählt, daß sie etwa gleichzeitig dich und einen Nervenzusammenbruch bekam, also wurdest du mit einem Zettel um den Hals auf der Türschwelle abgelegt.«
    »Wer war er?«
    Wu seufzte wieder. »James.«
    »Whittaker Lowell?«
    »Whittaker Lowell.«
    »Na, wie finde ich das.«
    »Wie findest du es denn?«
    »Zum Kotzen finde ich es«, sagte Durant.
    Als Silk Armitage zurückkehrte, zögerte sie an der Tür. »Müssen wir hier warten?« sagte sie.
    »Ja«, sagte Durant.
    Sie kam langsam näher, vermied aber jeden Blick auf die beiden Leichen. »Das mit deinem Bruder tut mir schrecklich leid, Quincy, aber ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    »Schon gut«, sagte Durant, »eigentlich gibt es gar nichts zu sagen.« Silk ging ans Fenster und sah aufs Meer hinaus. »Wie lange dauert es noch?« sagte sie.
    Wu blickte

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