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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Küste.
    Die in regelmäßigen Abständen sichtbaren Grundmauern zu beiden Seiten erinnerten an die Strandhäuser, die hier früher gestanden hatten. In der Auffahrt parkte ein neuer Ford LTD.
    »Sieht aus, als wären sie schon da«, sagte Durant und blickte sich sorgfältig um. »Wie sieht es für dich aus?«
    Artie Wu musterte das Haus einen Moment. »Nach einer Falle«, sagte er und sah auf seine Uhr. »Bist du soweit?«
    »Wie spät ist es?«
    »Du hast noch ein oder zwei Minuten.«
    »Dann wollen wir mal«, sagte Durant.
     
    Im ehemaligen Wohnzimmer des grauen Hauses sah Vincent Imperlino zu, wie Reginald Simms die starke, gewachste Schnur in den Abzugbügel der .38er Automatic schlaufte und verknotete. Simms nahm dann einen ganz gewöhnlichen Reißnagel, um die Pistole unter der Platte des alten, ramponierten Schreibtischs zu befestigen.
    »Einer der kleinen, schmutzigen Tricks, die man uns beigebracht hat«, sagte Simms, während er fast unterm Schreibtisch hockte. Er drückte den Reißnagel ins Holz, verknotete das andere Schnurende unterhalb des Reißnagelkopfs und ließ die Pistole baumeln. Er stand auf und rieb sich die Hände.
    »Auch wenn sie mit dem Lauf nach unten hängt, läßt sie sich gut greifen.«
    »Du glaubst wirklich, daß wir sie brauchen?« sagte Imperlino.
    »Ein vom Gegner nicht erkennbarer Vorteil wirkt immer höchst beruhigend, ob man ihn braucht oder nicht.«
    »Hat man euch das auch beigebracht?«
    »Nein«, sagte Simms. »Ich glaube, das habe ich gerade erfunden.«
     
    Artie Wu stieg aus dem Kombi, öffnete die hintere Wagentür und zog die Decke zurück. Die Rücksitze waren zu einer Ladefläche heruntergeklappt. Darauf ausgestreckt lag Silk Armitage, die Hände hinter dem Rücken gefesselt, den Mund verklebt, die Augen groß und voller Angst.
    Wu zog sie hoch, hob sie aus dem Wagen und stellte sie neben Durant auf die Beine. Durant warf einen schnellen Blick auf sie und blickte sich wieder prüfend um.
    »Die haben sich einen verdammt einsamen Platz ausgesucht«, sagte er.
    Wu, der gleichfalls um sich blickte, nickte zustimmend. »Die nächsten Minuten werden es in sich haben.«
    »Mhm«, sagte Durant. Er nahm Silk am Arm. »Okay«, sagte er, »gehen wir.«
    Wu sah zu, wie Durant Silk Armitage über die rissige Betondecke der aufgelassenen Straße in das abbruchreife Haus führte. Als sie außer Sichtweite waren, zündete Artie Wu sich eine Zigarre an.
    Ehe Durant das Haus betrat, holte er den .38er Revolver aus der Tasche. Er hielt ihn am abwärts gestreckten Arm in der rechten Hand. Seine linke Hand lag auf Silks Ellenbogen.
    Die Eingangstür stand schon offen, also ging Durant hinein, Silk Armitage dicht vor sich. Reginald Simms kam aus dem Wohnzimmer und blieb in der kleinen Halle stehen. Wie Durant hielt er in der rechten Hand am abwärts gestreckten Arm eine Schußwaffe, eine Pistole, die für Durant wie die Beretta aussah, die Chuck West am Tag vorher bei sich gehabt hatte.
    »Tja, Quincy«, sagte Simms, »ich stelle fest, daß keiner von uns dem andern sonderlich traut.«
    »Praktisch gar nicht«, sagte Durant.
    »Wir sind dort drin«, sagte Simms und wies auf die Tür, die ins Wohnzimmer führte.
    »Du gehst voran«, sagte Durant.
    Simms lächelte und nickte. »Selbstverständlich.«
    Simms betrat den Raum. Durant folgte ihm, Silk dicht vor sich herschiebend, und blickte sich rasch um. Der lang gewachsene, eher schwere Mann, der auf einem geraden Holzstuhl in der einen Zimmerecke saß, mußte Imperlino sein. Es gab außerdem noch zwei Stühle, die sicher mal bessere Zeiten gesehen hatten, und noch einen dritten hinter einem alten, ramponierten Schreibtisch. Das war alles, was das Zimmer enthielt – bis auf zwei offensichtlich brandneue Koffer mittlerer Größe auf dem Fußboden.
    »Ich glaube, jeder weiß, wer jeder ist«, sagte Simms. »Also erübrigt sich eine Vorstellung.«
    »Sie soll sich hinsetzen«, sagte Imperlino.
    Durant führte Silk zu einem der Holzstühle. Sie setzte sich, und ihre Augen waren noch größer und ängstlicher als zuvor. Sie blickte Imperlino an und dann Simms, und schließlich Durant. Ihr Blick verweilte lange auf Durant, ehe sie erschöpft die Augen schloß und in den Stuhl zurücksackte. Aber schon Sekunden später öffnete sie die Augen wieder und starrte aus dem Fenster auf den Ozean, der in der warmen Junisonne strahlend blau glitzerte.
    »Kommen wir zum Geld«, sagte Durant.
    »Es ist in den beiden Koffern«, sagte Simms.
    Durant ging zu

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