Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle
wird.«
McBride nickte. »Eben der.«
»Durant«, sagte der Strandwächter langsam, die Silben dehnend. »Durant. Müßte ich mir wohl merken.«
»Arbeiten Sie dran«, sagte McBride, trat aufs Gas und fuhr strandwärts. Etwa hundert Meter vor ihm lag schon die Pier. Rechts von McBride lag der Parkplatz, der zum Fischrestaurant gehörte, einem weißgetünchten Bungalow mit Anklängen an mißverstandenen englischen Kolonialstil, die möglicherweise ein architektonisches Zugeständnis an die Küche waren, die sich der New England Clam Chowder als Spezialität rühmte, einer Art gehobener Muschelsuppe. Links dehnte sich noch ein Parkplatz mit den Ausmaßen eines mittleren Wohnblocks, dahinter lag das gelbe Haus mit dem grünen Dach.
McBride fuhr bis zum Ende des Parkplatzes, parkte seinen Wagen ein, stellte den Motor ab und hörte irritiert zu, wie er noch sekundenlang weitertuckerte. Das hatte er noch nie gemacht, und McBride nahm es automatisch als Omen für weiteres Ungemach.
Er stieg aus, wobei er daran dachte, die Tür nicht mit der linken Hand zu öffnen, und ging die kurze Auffahrt zu der kleinen Garage entlang, die an das gelbe Haus angebaut worden war. Die Auffahrt wurde von drohenden Schildern bewacht: PRIVATBESITZ, PARKEN VERBOTEN, UNERLAUBT ABGESTELLTE FAHRZEUGE WERDEN ABGESCHLEPPT. Ein großer grüner Chrysler-Kombi ignorierte die Warnungen. McBride wußte, daß er Artie Wu gehörte. Artie Wu braucht so was für seine zahlreichen Kinder, dachte McBride und überlegte, ob es vier oder fünf waren, die zum Wu-Clan gehörten.
An der Haustür klopfte er und wartete, bis Artie Wu ihm öffnete. Wu nickte, und McBride trat ein. Er folgte dem leicht humpelnden Wu in den Wohnraum, wo sie sich umdrehten und interessiert die Blessur des anderen inspizierten.
»Ich bin über einen toten Pelikan gestolpert«, sagte Wu. »Was ist Ihnen zugestoßen?«
McBride betrachtete seinen bandagierten Daumen. »Ich schulde ein paar Typen Geld. Das hier ist so was wie die erste Mahnung.«
»Haben sie ihn gebrochen?«
»Sie haben ihn gebrochen.«
»Die Drecksäcke«, sagte Wu, und McBride wunderte sich leicht über die Anteilnahme, die in dem Kommentar mitschwang.
»Setzen Sie sich. Ich hole Durant.« Wu schickte sich an zu gehen, blieb aber noch mal kurz stehen. »Möchten Sie was trinken?«
»Haben Sie ein Bier?«
»Im Kühlschrank. Bedienen Sie sich.«
Wu verließ das Zimmer, und McBride ging zum Kühlschrank und holte sich eine Dose Schlitz heraus. Er zog die Lasche auf, nahm einen Schluck und ging zum Fernschreiber, der immer noch in der Zimmerecke vor sich hin ratterte. Er begutachtete die Papierschlange, die aus dem Fernschreiber herauslief, fand das langweilig, nahm noch einen Schluck Bier und inspizierte die Titel von verschiedenen Büchern an der Wand. Sie sahen auch langweilig aus. Da standen Brandis Kaiser Karl V, Das arabische Erwachen von George Antonius, Die Zeit der Reformation von Preserved Smith und die Investigation of Senator Thomas J. Dodd vom U. S. Government Printing Office.
McBride kam zu dem Schluß, daß die Bücher aus rein dekorativen Gründen da standen. Er war überzeugt, daß niemand auf die Idee käme, sie zu lesen, allenfalls unter Zwang. Andererseits könnte Durant jedes einzelne gelesen haben. McBride wurde aus ihm nicht ganz schlau und mußte sich ständig ermahnen, nicht »Sir« zu sagen, wenn er mit ihm redete. So was machen eben acht Jahre Marine-Corps aus dir, erklärte er sich den merkwürdigen Umstand, du meinst, du mußt zu jedem Arschloch, das mal ein Buch aufgeklappt hat, »Sir« sagen.
Er drehte sich um, als Wu und Durant ins Zimmer kamen. Durant war immer noch barfuß und trug seine abgesäbelte Jeans, hatte aber jetzt ein Hemd an, ein ausgefranstes aus blauem Oxfordstoff mit Button-down-Kragen, bei dem die beiden Knöpfchen seit langem fehlten. Er trug es über der Jeans, die Ärmel bis zum Ellenbogen hochgekrempelt. Artie war auch barfuß, er hatte weiße Segeltuchhosen an und darüber ein abscheuliches grün-goldenes Hemd von der Größe eines Zeltes, das aber immer noch nicht weit genug war, um seinen mächtigen Bauch zu verstecken.
»Artie hat mir das mit Ihrem Daumen erzählt«, sagte Durant. »Tut er noch weh?«
»Schon«, sagte McBride.
»Wollen Sie was gegen die Schmerzen?«
»Wenn Sie was haben.«
Durant nickte. »Ich gebe Ihnen ein paar Schmerztabletten mit, wenn Sie gehen. Aber schlucken Sie sie nicht vorm Fahren, und trinken Sie keinen Alkohol.«
»Ich
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