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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Schlitzaugen kamen schon über die gottverdammten Mauern. Ich bin mit dem letzten Hubschrauber raus.«
    »Und der CIA-Typ?« sagte Wu.
    McBride schüttelte den Kopf. »Weiß ich nicht. Er meinte, wir sollten erst mal abwarten. Wir wollten uns hier in Los Angeles am fünfzehnten Januar treffen, jetzt vor einem halben Jahr. In der Halle vom Beverly Hills Hotel. Aber er kam nicht, am fünfzehnten nicht, und auch nicht am sechzehnten und siebzehnten. Er kam einfach nicht. Ich habe einen ganzen Monat in der Halle rumgesessen.«
    »Haben Sie versucht, ihn zu finden?«
    McBride beantwortete die Frage mit einem gequälten Blick, also zuckte Durant mit den Achseln und sagte: »Anders gefragt. Hat er jemals versucht, Sie zu finden?«
    »Hab ich doch schon gesagt, nein.«
    Durant drückte seine Zigarette aus. Er machte das sehr sorgfältig, und während er es machte, sagte er ohne aufzusehen: »Wie hieß er?«
    »Wer?«
    »Der CIA-Mann.«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    Durant zuckte mit den Achseln. »Der Name ist vielleicht was wert.«
    »Für wen?«
    »Für Sie«, sagte Wu und blies noch einen Rauchring, einen fetten.
    Jetzt gilt es, clever zu sein, überlegte McBride. Das Problem ist nur, daß du clever genug bist, um es zu wissen, aber nicht clever genug, um clever zu sein.
    »Wie viel?« sagte er.
    »Diese Klemme, in der Sie sitzen«, sagte Durant, »wie schlimm ist sie?«
    »Schlimm genug.«
    »Mit wie viel sind Sie in der Kreide?«
    »Fünftausend.«
    »Und sind wie lange im Verzug, eine Woche?«
    »Fast zwei. Zwei am Samstag. Samstag mittag.«
    »Und wer ist der Kredithai?«
    »Solly Gesini.«
    »Herr im Himmel«, sagte Wu.
    Durant blickte zu ihm hinüber. »Du kennst ihn?«
    »Vom Hörensagen. Er ist der Übelste, unterste Schublade.«
    »Arbeitet er mit irgendwem zusammen?« sagte Durant.
    McBride zuckte mit den Achseln. »Solly wirft gern mit Namen rum. Er redet immer von den Itakergangstern, die er in Chicago und Miami und Vegas und sonstwo kennt.«
    Durant betrachtete McBride abschätzend. Er sieht genauso aus, wie ein Marine in den Augen der Steuerzahler auszusehen hat, überlegte er. Nicht zu groß, nicht zu schwer, hart, aber nicht brutal, zupackend, vielleicht sogar halbwegs intelligent, aber auf keinen Fall brillant. Vorzeigbar, passabel aussehend, aber alles andere als schön. Genau das ist Eddie McBride, der Junge, der zupackt, die Verkörperung des amerikanischen Ideals, das irgendwo zwischen einem kleineren Gary Cooper und einem längeren Steve McQueen liegt.
    »Sie waren nicht sehr schlau, Eddie«, sagte Durant schließlich.
    »Schlau?« sagte McBride. »Mit schlau hat das nichts zu tun. Keiner geht zu einem Kredithai, weil er das für schlau hält. Man geht, weil einem das Wasser am Hals steht. Man geht, weil man nirgends sonst hingehen kann.«
    Er stieß den Kopf in Richtung Fernschreiber. »Sie beide«, sagte er, »sie beide riskieren doch ab und zu auch mal was, oder?«
    Durant nickte.
    »Okay. Und je größer das Risiko, um so größer der Profit, richtig? Richtig. Das kann man nachschlagen. Man riskiert auch was, wenn man zu einem Kredithai geht. Man weiß, daß einem irgendwas Schreckliches passiert, wenn man sein Geld nicht zurückzahlen kann, aber das ist nicht so schlimm, wie das, was passiert, wenn man sich das Geld nicht leiht. Können Sie mir folgen?«
    Wu nickte. »Also, Eddie, was passiert, wenn Sie das Geld nicht zurückzahlen können?«
    McBride beugte sich vor, zog ein Hosenbein hoch, rollte die Socke nach unten und zeigte auf seine Achillessehne. »Sie schneiden sie durch«, sagte er, »hier an dieser Stelle.«
    Durant seufzte. »Wieviel kostet es, Ihre Achillessehne vorm Durchschneiden zu bewahren?«
    »Eintausend.«
    »Und die halten Sie wie lange über Wasser?«
    »Eine Woche, vielleicht zwei.«
    »Das ist nicht lange.«
    McBride schnaubte. »Wenn Sie so leben, wie ich gelebt habe, ist eine Woche eine Ewigkeit.«
    Er sah zu, wie Wu und Durant sich wortlos über irgend etwas verständigten. Wu zuckte leicht mit den Achseln, griff in seine Tasche und holte ein Bündel Geldscheine hervor, das von einer überdimensionalen silbernen Büroklammer zusammengehalten wurde. Wu zählte aus dem Bündel erst fünf Einhundertdollarnoten und dann zehn Fünfziger, faltete sie längsseits und bot sie McBride an – aber nur fast.
    »Wer war der Typ, Eddie?« sagte Wu.
    McBride schluckte. Dann räusperte er sich, ehe er zu reden begann, weil er wieder Angst hatte, seine Stimme könnte krächzen.

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