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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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verblüfft an. »Sie wollen mir doch keine fünf Dollar für das bißchen abnehmen?«
    »Aber nein, natürlich nicht. Ich habe dieses Kopfweh – ja, dieses Kopfweh, es ist ganz plötzlich gekommen. Manchmal ist die Konzentration zuviel.« Madame Szabos ungarischer Akzent saß wieder fest an seinem Platz.
    »Gut, wenn Sie meinen.«
    »Ich danke Ihnen. Ich muß telefonieren. Sie kennen ja den Weg. Auf Wiedersehen.«
    Madame Szabo drehte sich um und verließ das ehemalige Eßzimmer durch eine Schwingtür, die in die Küche führte. Betty Mae schickte sich an zu gehen, zögerte aber plötzlich. Sie hörte, wie Madame Szabo in der Küche am Telefon eine Nummer wählte. Ihre Neugierde erwachte. Vielleicht ist sie wirklich krank, redete sie sich ein, um einen überzeugenden Grund für ihr Verbleiben zu haben, und schlich auf Zehenspitzen zur Schwingtür. Sie drückte sie einen Spalt auf, aber es gab außer der alten Kücheneinrichtung nichts zu sehen. Sie drückte sie ein Stück weiter auf – und ihr Blick traf auf den der Wahrsagerin.
    Madame Szabo stand am Wandtelefon, die schwarze Perücke lag auf dem Küchentisch, die rosa getönte Brille war ins honigblonde Haar geschoben. In der rechten Hand hielt sie eine Zigarette. Ihre Augen waren so weit aufgerissen wie die Betty Maes, und endlich konnte Betty Mae sehen, daß Madame Szabo bernsteinfarbene Augen hatte.
    »Ich muß weg«, sagte Madame Szabo schnell ins Telefon, und ohne jeden Akzent. Sie legte auf, während Betty Mae hastig den Rückzug antrat. Die Schwingtür pendelte, Betty Mae war auf dem Weg zur Schiebetür. Aber Madame Szabo eilte an ihr vorbei und verstellte ihr den Weg.
    »Ich muß mit Ihnen reden«, sagte sie, immer noch ohne Akzent. Betty Mae stand mit offenem Mund da. Eine seltsam prickelnde Erregung packte sie, während sie fassungslos die andere Frau anstarrte.
    »Sie sind … Sie sind … Ich meine, Sie sind gar nicht …«
    »Nein.«
    »Großer Gott, Honey, Sie sind … ich meine, Sie sind doch nicht etwa …
    »Doch, Betty Mae«, sagte Madame Szabo. »Ich bin Silk Armitage.«

Neunzehn
    Es war eine höchst wunderliche Geschichte, die Silk Armitage Betty Mae bei einer Tasse Tee auftischte. Ein korrupter Agent und ein betrügerischer Manager und veruntreute 1,3 Millionen Dollar spielten die Hauptrolle. Silk gab der andächtig lauschenden Betty Mae zu verstehen, daß das Schurkenpaar sie über Jahre betrogen habe und daß sie sich versteckt halte, bis sie Unterlagen und Beweise für die anstehende Schlacht vor Gericht beisammen habe. Silk flocht alten Klatsch in ihre Story und erfand neuen dazu, und sie ließ viele berühmte Namen fallen, während sie die Orte des Geschehens über den Globus verteilte. Vom Sunset Boulevard nach Las Vegas und London und New York und zurück nach Beverly Hills und Malibu. Es war ein berauschender Trank, den Silk Armitage mitsamt der Tasse Tee verabreichte, und Betty Mae trank begierig jeden Tropfen und dürstete nach mehr.
    »Und diese jungen Typen, die hier wohnen?« sagte Betty Mae.
    »Der eine ist mein Leibwächter«, sagte Silk. »Sie wissen schon, der Große.«
    »Und die andern?«
    »Die beiden jungen Mädchen recherchieren heimlich, um an die Beweise zu kommen, der junge Bursche mit der Brille – nun, er ist Anwalt in einer großen Kanzlei, die mich vertritt.«
    »Sie brauchen wirklich einen Bodyguard?« sagte Betty Mae und hoffte inständig, die Antwort werde ja sein.
    Silk Armitage enttäuschte sie nicht. »Vergessen Sie nicht, es geht um geschätzte eins Komma drei Millionen. Die beiden Betrüger sind verzweifelt, und sie haben einige komische Verbindungen, die, nun ja …« Silk ließ den Satz verebben.
    »Mafia?« Betty Mae hauchte das Wort.
    Silk nickte.
    Betty Mae hatte natürlich den Klatsch über Silk und den erschossenen Abgeordneten Ranshaw gelesen, der ihr Liebhaber gewesen war. Sie erwog, Silk nach ihm zu fragen, entschied sich dann aber dagegen. Es schien noch nicht der rechte Zeitpunkt. Statt dessen preßte sie vor Aufregung und Entzücken die Schenkel zusammen. Das hier war besser als jede Mary-Tylor-Moore- Folge. Das hier war greifbare Wirklichkeit, hier saß sie, Betty Mae, in dieser armseligen Küche, und trank mit Silk Armitage Tee, und Silk Armitage steckte bis zum Hals in Schwierigkeiten, ja, in echter Gefahr, und kein Mensch konnte voraussagen, was noch alles passieren würde.
    »Wo haben Sie denn bloß gelernt, so gut aus der Hand zu lesen, Honey?« sagte Betty Mae, entschlossen, noch die

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