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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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irgendwelcher Nippes aufgestellt – die Gipsbüste eines Unbekannten, ein ausgestopfter Vogel, wahrscheinlich ein Falke, ein Goldfisch, der ziellos in einem viereckigen Aquarium herumschwamm und sich von einer am Beckenrand hockenden Porzellankatze beäugen lassen mußte, und in einer Zimmerecke ein großer blauer Krug mit Weidenkätzchen. Das Zimmer wirkte wie das von einer billigen Werbeagentur mit geringen Mitteln hergerichtete Arbeitszimmer einer Wahrsagerin. Betty Mae fand es toll.
    Madame Szabo wartete, bis Betty Mae auf einem der Stühle am Tischchen Platz genommen hatte, ehe sie sich selbst auf den gegenüberliegenden Stuhl setzte. Eine Weile saß sie dann mit gesenktem Kopf da, hob ihn schließlich langsam und fixierte Betty Mae durch die stark getönten Brillengläser. Betty Mae zitterte vor Erwartung.
    »Der Mann Suárez«, sagte Madame Szabo.
    Betty Mae nickte. »Santiago.«
    »Es gibt Anzeichen.«
    »Für was?«
    »Es gibt eine andere Frau.«
    Betty Mae nickte. »Seine Frau, ich weiß.«
    »Nein, nicht seine Frau.«
    »Der verdammte Schweinehund.«
    »Bitte nicht fluchen. Es schwächt die Konzentration.«
    »Wieso wissen Sie das?«
    »Bitte«, sagte Madame Szabo und nahm Betty Maes Hand. Sie begutachtete die Handfläche, nickte und zeigte auf eine Linie. »Hier, sehen Sie?«
    »Wo?«
    »Dort. Ihre Treue-Linie.«
    Betty Mae beugte sich vor. »Ach, die da.«
    »Die kleine Unterbrechung.«
    »Aber was bedeutet sie denn?«
    »Ihr Name ist Red – nein, nicht Red. Rusty. Ja, Rusty.«
    »Rusty Portugill«, sagte Betty Mae. »Die kleine Schlampe arbeitet im Honorable Thief. Und Santiago hat geschworen, sie nicht mehr zu sehen.«
    »Ich fürchte, das ist nicht wahr.«
    »Wann soll er sie gesehen haben?«
    »Vor zwei Nächten.«
    »Der Dreckskerl.«
    »Bitte fluchen Sie nicht.«
    »Tut mir leid, Madame Szabo, aber es regt mich einfach auf. Von mir aus kann er sich ruhig mit ihr treffen, aber sie holt ihm doch den letzten Cent aus der Tasche und steckt ihn vielleicht noch an. Dabei hat er eine richtig nette Frau und drei Kinder in Mexiko, er hat mir Fotos gezeigt, und er spart, um sie alle herzuholen. Ich versuche, ihm dabei zu helfen, und da treibt der Kerl sich mit dieser Rusty rum. Sie kennen sie doch auch, oder?«
    »Ich habe nur die Zeichen dafür.«
    »Diese Rusty ist vielleicht eine. Wissen Sie, bis vor einem halben Jahr ging sie in Hollywood auf den Strich, dann kam sie hierher und nistete sich bei Donnie Sumpter ein, diesem großen gemeinen Nigger, der drei Häuser weiter von mir wohnt – oder wohnte, sie haben ihn vor zwei Wochen eingebuchtet. Er sitzt noch, und deshalb sucht Rusty nach jemand, bei dem sie wohnen kann. Soll ich Ihnen was sagen? Die hat ein Auge auf Santiago geworfen, weil er einen festen Job hat und nicht gerade von der schlauen Truppe ist, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und dabei ist er so süß.«
    Madame Szabo legte den Kopf nach hinten und starrte gegen die Zimmerdecke. Ihre Lippen bewegten sich lautlos, bis sie schließlich flüsterte: »Sumpter … Sumpter, ja, er war in einem großen Haus.«
    »Im Knast.«
    »Bitte, nicht unterbrechen.«
    »Verzeihung.«
    »Er war in einem großen Haus … und jetzt … da ist irgend etwas … ja, er ist nicht mehr dort. Das ist es. Er ist nicht mehr dort.« Madame Szabos Kopf knickte so unvermittelt nach vorn, daß ihr Kinn fast auf der Brust landete.
    »Sie haben keinen Ärger mehr mit der rothaarigen Frau. Dieser … Sumpter?«
    »Yeah, Donnie Sumpter.«
    »Er hat sie weggenommen.«
    »Kein Witz?« sagte Betty Mae.
    Madame Szabo schüttelte den Kopf.
    »Ich wette, er ist ausgebrochen – aus dem Knast, meine ich«, sagte Betty Mae. »Deshalb sind auch die Typen von der Polizei draußen. Jetzt wird mir alles klar.«
    »Von der Polizei?«
    »Ja, sie warten draußen im Wagen. Und ich dachte schon, die haben vielleicht ein Auge auf Ihr Haus. Aber die warten auf Donnie Sumpter, garantiert.«
    Madame Szabo war in aller Hast aufgesprungen und lief zum Fenster. Sie schob die Vorhänge einen Spalt zur Seite und blickte nach draußen. Betty Mae war auch aufgestanden und blickte mit.
    »Da, der schwarze Plymouth«, sagte sie.
    Madame Szabo wich vom Fenster zurück. Ihre übliche Gelassenheit schien erschüttert. Sie biß sich auf die Unterlippe. »Ich fürchte, wir müssen für heute Schluß machen, meine Liebe«, sagte sie, und von ihrem ungarischen Akzent, der Betty Mae stets so entzückte, war kaum noch etwas zu hören.
    Betty Mae starrte sie

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