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Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle

Titel: Wu & Durant 01 - Umweg zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Zähne mit dem Zeigefinger und drehte den Rückspiegel so, daß er das Ergebnis prüfen konnte.
    »Irium«, sagte er.
    »Wovon redest du?«
    »Ha, so jung bist du ja nun auch nicht mehr«, sagte Ploughman. »Erinnerst du dich nicht? ›You’ll wonder where the yellow went when you brush your teeth with Pepsodent‹.« Er sang den Werbesong in rauhem Baß.
    »Weiß ich nicht mehr.«
    »Sie haben einfach Irium ins Pepsodent getan. Ein Wundermittel  ̶ von ein paar Typen in der Werbeagentur erfunden. Es war natürlich derselbe Dreck wie in jeder andern Zahnpasta auch. Bimsstein oder was auch immer. Aber sie brauchten ein dreisilbiges Wort, das sich irgendwie wissenschaftlich anhörte, also kamen die Jungs auf Irium, und jeder rannte hin und kaufte es.«
    »Weiß ich nicht mehr«, sagte Lake.
    »Muß in den Vierzigern gewesen sein. Mann, das waren noch Zeiten. Ich war jung – verdammt gerissener als jetzt.«
    Lake schüttelte den Kopf und rückte den Spiegel wieder zurecht. »Du läßt dich von ihnen verunsichern, Oscar.«
    Ploughman knipste sein gelbes Lächeln noch mal an und wieder aus und sang die ganze Strecke bis zu den Plaza del Mar Towers den Werbesong.
    Der hohe Wohnblock Plaza del Mar Towers symbolisierte in etwa das, was manche für Pelican Bays stadtplanerische Schizophrenie hielten. Er war auf der Küstenseite von Seashore Drive hochgezogen worden, gleich gegenüber dem ehemaligen Stadtkern. Das Viertel gab es noch, und auch das Geschäftszentrum. Aber in einer typischen Geschäftsstraße hatten zwei Warenhäuser geschlossen, zwei Juweliergeschäfte aufgegeben, und ein großes Kino hatte auf seiner Werbefläche GESCHLOSSEN stehen. Die Straßenzeile unterschied sich in nichts vom Rest des Stadtkerns. Ein paar fragwürdige Unternehmen hatten sich zwischen den älteren, gediegenen Geschäften breitgemacht, deren Besitzer entweder zu alt oder zu gleichgültig waren, um wegzuziehen oder ganz aufzugeben. Nur die Banken schienen solide und unerschütterlich an ihrem Platz zu stehen.
    Um zu den Plaza del Mar Towers zu gelangen, mußte Lt. Lake um Freddie herumfahren, den sieben Meter hohen Beton-Pelikan, der 1937 im Zuge der Arbeitsbeschaffung von der Works Progress Administration aufgestellt worden war.
    Niemand erinnerte sich noch, wieso der Pelikan den Namen Freddie bekommen hatte, aber so hieß er jetzt, und oft sagte man: »Wir treffen uns um zwölf bei Freddie.« Freddie hatte viele Jahre einen unverstellten Blick auf die Bucht gehabt, aber den hatte man ihm verbaut, als vor einem Jahr die Plaza del Mar Towers errichtet worden waren.
    Plaza del Mar Towers bestand trotz des Namens aus nur einem Turm, der kreisrund und zwanzig Stock hoch war und im wesentlichen aus viel getöntem Glas und so wenig Stahl wie möglich bestand. Es war ein dubios finanzierter Wohnblock, der hochwuchs, als es mit dem Geschäftszentrum bergab ging.
    Die Wohnungen auf der Meerseite kosteten natürlich mehr als die, denen sich Freddie und das Geschäftsviertel als Anblick bot. Und je höher im Turm die Wohnung, um so höher natürlich die Miete, bis man im zwanzigsten Stock für eine Wohnung mit Blick aufs Meer 2000 $ monatlich hinblättern mußte. Aber davon gab es nur eine einzige, und die bewohnte Reginald Simms.
    Freddie war inzwischen der letzte der Pelikane von Pelican Bay, er stand in einem kleinen Parkrondell in der Mitte der Kreuzung. Der Park hatte ein paar Bänke und ein bißchen Gras und war ein willkommener Platz für die, die jemanden treffen oder einfach dasitzen und dem Verkehr zusehen wollten. Die lebenden Pelikane waren schon vor Jahren aus Pelican Bay verschwunden, ausgerottet vom DDT, das von den Farmen herunter in die Flüsse und dann ins Meer schwemmte. Das DDT hatte irgendwas mit den Schalen der Eier angerichtet – sie zu brüchig gemacht, wurde behauptet –, also gab es, obwohl DDT inzwischen verboten war, keinen Pelikan mehr in Pelican Bay. Das heißt, keinen außer Freddie.
    »Hallo, Freddie«, sagte Ploughman, als Lt. Lake um den Betonvogel herumfuhr und nach rechts in die geschwungene Auffahrt einbog, die zum Eingang von Plaza del Mar Towers führte.

Zwanzig
    Von einem professionellen Standpunkt mußte Ploughman die Sicherheitsvorkehrungen vom Plaza del Mar uneingeschränkt loben. Zwar machte der uniformierte Türmann, der ihn einließ, keinen besonderen Eindruck, aber Ploughman wußte, daß er ein im Streifendienst erfahrener, pensionierter Pelican-Bay-Polizist war, dessen sechzig Jahre alte Augen fast

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